Am Geburtstag der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar von Johann Gottfried Herder

Sei gegrüßet, schöne Sonne,
Sei willkommen, Tag der Wonne,
In der Musen Heiligthum!
Ihre Schwester kommt zu ihnen;
Holde Musen, Ihr zu dienen,
Schafft uns ein Elysium!
 
Fühl' ich nicht von jenen Höhen
Heitre, schöne Lüfte wehen,
Voll Gesundheit, voller Ruh?
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Ach, die Wünsche Ihrer Treuen,
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Die entfernt sich mit uns freuen,
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Wehn uns diese Lüfte zu.
 
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Wir, die heute Sie umschließen,
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Die Sie liebend näher grüßen,
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Gehn am Glücke Jenen vor.
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Helfet Sie mit uns umschließen,
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Helfet Sie mit uns begrüßen,
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Musen, werdet uns ein Chor!
 
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Apollo, komm, laß Deine Locken fliegen
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Und weih Ihr Deinen jüngsten Kranz!
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Wie Weste sich um ihre Göttin wiegen,
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Umschwebe Sie der Charitinnen Tanz!
 
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Hygea schling' um ihre Tänze,
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In ihren jugendlichen Reihn,
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Den schönsten ihrer Kränze,
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Den Kranz der Freuden ein!
 
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Genieße diese Tage,
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Die langerwünschten Tage,
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Im alten Heiligthum!
30 
Auch im Andenken werde
31 
Dir einst auf fremder Erde
32 
Rom ein Elysium!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Am Geburtstag der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
150
Entstehungsjahr
1788
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Geburtstag der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar“ wurde von Johann Gottfried Herder, einem bedeutenden Dichter der deutschen Aufklärungs- und Sturm-und-Drang-Zeit, geschrieben. Herder lebte von 1744 bis 1803, dementsprechend kann das Gedicht in das späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert eingeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein feierliches Loblied, das voller Bewunderung und Ehrerbietung für die besungene Person ist. Es enthält viele Referenzen an die griechische Mythologie, was typisch für die Dichtung dieser Zeitperiode ist.

Der Inhalt des Gedichts ist eine laudatio, also eine Lobes- und Preisrede, an die Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar anlässlich ihres Geburtstages. Durch den Einsatz des lyrischen Ichs, wird die Zuneigung und Hochachtung Herders gegenüber der Herzogin reflektiert. Er präsentiert sie als eine Art Göttin, die von den Musen geliebt und verehrt wird und bringt damit seine Wertschätzung zum Ausdruck.

Formal handelt es sich um ein mehrstrophiges Gedicht. Die ersten drei Strophen bestehen jeweils aus sechs Versen, die letzten drei Strophen aus jeweils vier Versen. Der aufsteigende Reim und der wechselnde Rhythmus verleihen dem Gedicht einen lebendigen, dynamischen Charakter. Die Sprache ist hochgestochen und metaphorisch, mit zahlreichen Anspielungen auf die griechische Mythologie. Dies zeigt sich etwa in der Anrufung von Apollo, dem Gott der Künste, oder Hygea, der Göttin der Gesundheit, die der Herzogin Kränze (Symbol für Ehre) überreichen sollen.

Insgesamt vermittelt das Gedicht ein Bild der Herzogin als einer erhabenen, verehrungswürdigen Frau, die aufgrund ihrer Qualitäten von den Dichtern gepriesen wird. Es dient einerseits der Huldigung der Herzogin zu ihrem Geburtstag, andererseits auch der Demonstration der dichterischen Fähigkeiten und Bildung Herders, der sich in der griechischen Mythologie gut auskennt und dies zur Gestaltung seiner Verse nutzt.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Am Geburtstag der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar“. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Im Jahr 1788 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Literaturepoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise im Jahr 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod im Jahr 1832 ihr Ende nahm. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen sind in der Literatur gebräuchlich. Zu den bedeutenden Motiven der Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 150 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Flüchtigste“, „Das Gesetz der Welten im Menschen“ und „Das Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Am Geburtstag der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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