Ein Heldentod von Julie Ludwig
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Das Dörflein genommen mit stürmender Hand! |
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Schon weichen die Feinde sie weichen! |
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Ob theuer erkaufet mit blutigem Pfand, |
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Nur Fußbreit um Fußbreit errungen das Land |
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Voran! über Wunden und Leichen. |
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?Jetzt gilt es, jetzt zeigt euch als Helden fürwahr!" |
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So stürzt er, den Degen gezogen, |
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Der tapfere Führer der tapferen Schaar |
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Hoch über den Häuptern hin flattert der Aar |
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Hinein in die kämpfenden Wogen. |
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Und endlich - sie haben - sie halten den Ort |
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Doch wehe! wen bringt man getragen? |
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Nur mühsam entringt sich den Lippen das Wort; |
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Des Sterbenden letztes Kommando heißt: ?Fort! |
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die flüchtigen Feinde zu jagen!" |
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Kaum hat man den Führer auf ärmliches Stroh |
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Den Sohn der Paläste, gebettet, |
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Zieht fern sich und ferner des Kampfes Halloh. |
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?Fahr' hin denn, mein Leben!" er seufzt es - o! |
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Er weiß, daß kein Engel ihn rettet. |
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?Ade, du Geliebte! - er schreibt es der Braut, |
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Dem Treuen gelehnt an die Kniee |
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Du Stern, den mein brechendes Auge erschaut, |
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Du letzter, den Lippen verhauchender Laut |
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Ich grüße dich sterbend - Marie!" |
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Da horch! vor dem Fenster Getümmel, Geschrei, |
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Erdröhnend von Schüssen und Streichen! |
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Mit blitzenden Augen, wie hebt er sich frei! |
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?Was soll das?" - ??Herr Hauptmann, sie fliehen vorbei"" |
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?Der Feind?" - ??Nein die Unsern, sie weichen!"" |
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?Ha! - lodert der Wunde - mit Nichten!" Er rafft |
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Sich empor, und er steht bei den Seinen; |
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Den Säbel geschwungen mit plötzlicher Kraft |
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So muß er, ein Geist, der entstiegen der Haft |
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Des Grabes, den Kämpfern erscheinen. |
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?Steht, Brüder!" er ruft's und sie sammeln sich schnell, |
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Die lose Zersprengten, in Reihen |
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?Er lebt - ist erstanden!? so jubelt's zur Stell', |
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Zum Helden begeistert wird jeder Gesell |
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Und Einer versucht es mit Dreien. |
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?Wohlan denn - zum Siege!" so bricht er sich Bahn |
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Hinein, wo's am wildesten knattert. |
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Die Feinde bestürzet ein lähmender Wahn: |
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Gleich Engeln des Krieges so stürmt er voran, |
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Vom fliegenden Banner umflattert. |
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Und ?Sieg!" und ?Victoria!" tönt das Signal |
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Da neigt sich der Sieger, der bleiche; |
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Die Hand auf dem Herzen, so sinkt er zumal |
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Ohn' Laut, ohne Seufzer, ein gleitender Strahl |
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Und schweigend umsteh'n sie die Leiche. |
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Der Diener, der treue, er löset ihm sacht |
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Das Blatt aus der starrenden Linken: |
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Das letzte Ade, der Geliebten gebracht; |
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Es möge, ein himmlischer Trost, in die Nacht |
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Der trauernden Heldenbraut sinken! |
Details zum Gedicht „Ein Heldentod“
Julie Ludwig
11
55
382
1832 - 1894
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ein Heldentod“ wurde von Julie Ludwig (1832-1894) verfasst, einer deutschen Dichterin, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einer Ära der deutschen Romantik und der deutschen Einheit, ihr Werk schrieb.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine heroische Geschichte eines Soldaten oder eines Anführers in einer Schlacht zu erzählen. Die Aufmerksamkeit wird sofort auf die dramatischen und gewaltigen Szenen gerichtet, die auf dem Schlachtfeld geschildert werden.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem militärischen Führer, der auf einem Schlachtfeld ist. Er führt seine Truppen in eine Schlacht und sie nehmen erfolgreich ein Dorf ein, und er wird in diesem Prozess schwer verwundet. Trotz seiner Verletzung gibt er seinen Soldaten den Befehl weiterzumachen. Als er realisiert, dass er sterben wird, sendet er eine letzte Nachricht an seine geliebte Frau, Marie. Als er hört, dass seine Truppen das Feld räumen, steht er auf und kämpft mit ihnen, inspiriert sie zur Auflehnung und letztendlich zum Sieg gegen den Feind. Nachdem der Sieg errungen ist, stirbt er.
Das lyrische Ich beziehungsweise der Protagonist verkörpert viele der Ideale der damaligen Zeit, insbesondere Ehre, Mut, Aufopferung und Liebe. Er ist bereit, sein Leben für sein Land und seine Männer zu opfern und bis zum Ende zu kämpfen, selbst wenn es ihn sein Leben kostet.
Anhand der formalen Analyse lässt sich sagen, dass das Gedicht in einer sehr rhythmischen und melodischen Form geschrieben ist, die an ein Lied erinnert. Jede Strophe besteht aus fünf Versen, die in einer klaren und lebendigen Sprache verfasst sind. Die kraftvollen, bildhaften Darstellungen des Kampfes, des Todes und der Liebe spiegeln den romantischen Stil der Epoche wider. Zudem ist auffällig, dass das Gedicht viele direkte Dialoge enthält, die die Dramatik der Situation hervorheben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Ein Heldentod“ ein emotives und heroisches Gedicht ist, das die klassischen Motive von Krieg, Heldentum, Aufopferung und Liebe aufnimmt. Es veranschaulicht den „idealen“ Helden der damaligen Zeit und betont die Tragik des Krieges. Dabei stellt die Autorin den Kriegsalltag so dar, dass er zum Inbegriff von Heldentum, Ehrlichkeit und Treue wird, und verleiht ihm dadurch eine tragische Schönheit und Würde.
Weitere Informationen
Julie Ludwig ist die Autorin des Gedichtes „Ein Heldentod“. Im Jahr 1832 wurde Ludwig in Gräfenthal geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1848 bis 1894 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 382 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 55 Versen. Das Gedicht „Das Kleeblatt des Glückes“ ist ein weiteres Werk der Autorin Julie Ludwig. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Ein Heldentod“ keine weiteren Gedichte vor.
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