Des Deutschen Vaterland von Ernst Moritz Arndt

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Preußenland, ist's Schwabenland?
Ist's, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's, wo am Belt die Möwe zieht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
 
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Bayerland, ist's Steierland?
Ist's, wo des Marsen Rind sich streckt?
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Ist's, wo der Märker Eisen reckt?
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O nein! nein! nein!
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Sein Vaterland muß größer sein.
 
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Was ist des Deutschen Vaterland?
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Ist's Pommerland, Westfalenland?
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Ist's, wo der Sand der Dünen weht?
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Ist's, wo die Donau brausend geht?
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O nein! nein! nein!
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Sein Vaterland muß größer sein.
 
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Was ist des Deutschen Vaterland?
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So nenne mir das große Land!
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Ist's Land der Schweizer? Ist's Tirol?
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Das Land und Volk gefiel mir wohl:
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Doch nein! nein! nein!
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Sein Vaterland muß größer sein.
 
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Was ist des Deutschen Vaterland?
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So nenne mir das große Land!
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Gewiß es ist das Österreich,
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An Ehren und an Siegen reich?
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O nein! nein! nein!
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Sein Vaterland muß größer sein.
 
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Was ist des Deutschen Vaterland?
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So nenne mir das große Land!
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So weit die deutsche Zunge klingt
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Und Gott im Himmel Lieder singt,
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Das soll es sein!
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Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
 
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Das ist des Deutschen Vaterland,
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Wo Eide schwört der Druck der Hand,
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Wo Treue hell vom Auge blitzt
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Und Liebe warm im Herzen sitzt
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Das soll es sein!
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Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
 
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Das ist des Deutschen Vaterland,
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Wo Zorn vertilgt den welschen Tand,
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Wo jeder Franzmann heißet Feind,
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Wo jeder Deutsche heißet Freund
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Das soll es sein!
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Das ganze Deutschland soll es sein!
 
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Das ganze Deutschland soll es sein!
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O Gott vom Himmel sieh darein
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Und gib uns rechten deutschen Mut,
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Daß wir es lieben treu und gut.
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Das soll es sein!
54 
Das ganze Deutschland soll es sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „Des Deutschen Vaterland“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
54
Anzahl Wörter
288
Entstehungsjahr
1813
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Des Deutschen Vaterland“ wurde vom deutschen Autor Ernst Moritz Arndt verfasst, der von 1769 bis 1860 lebte. Der Zeitpunkt der Entstehung lässt sich vorläufig nicht präzise bestimmen, aber Arndts literarische Aktivität fällt größtenteils in das 19. Jahrhundert, so dass das Gedicht vermutlich aus dieser Zeit stammt.

Schon beim ersten Lesen wird deutlich, dass es sich hier um ein patriotisches Gedicht handelt. Das lyrische Ich stellt im gesamten Gedicht die Frage nach der Identität des 'Deutschen Vaterlands'. Es verneint immer wieder, dass dieses Vaterland ausschließlich in einer der genannten Regionen liegen könnte und betont stattdessen, dass es größer sein muss. Im weiteren Verlauf konzentriert sich das lyrische Ich zunehmend darauf, zu definieren, was das Vaterland ausmacht; es ist der Ort, an dem die deutsche Sprache gesprochen wird und wo beispielsweise Treue, Mut und Liebe vorherrschen. Am Ende des Gedichts wird das 'ganze Deutschland' als das wahre Vaterland bezeichnet, was auch den aufkeimenden deutschen Nationalismus im 19. Jahrhundert widerspiegeln könnte.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch regelmäßige sechszeilige Strophen, in denen jeweils die ersten vier Verse unterschiedliche Regionen oder Facetten des 'Deutschen Vaterlands' thematisieren und die letzten beiden Verse eine Art Resümee bieten - ein deutlicher Nein zu den genannten Regionen und eine Bekräftigung, dass das Vaterland größer sein muss. Diese Wiederholungen verleihen dem Gedicht einen kraftvollen, fast hymnenartigen Charakter.

Die Sprache des Gedichts ist nicht unkompliziert, aber dennoch gut verständlich, da sie weitgehend auf bildhafte Metaphern und ausgefallene stilistische Mittel verzichtet. Deutlich wird der emotionale Gehalt durch die Verwendung von Hervorhebungen wie „O nein! nein! nein!“. Außerdem sind viele Verse von positiven Affirmationen wie „Und Gott im Himmel Lieder singt“ und „Wo Treue hell vom Auge blitzt“ geprägt, die eine starke emotionale Verbindung mit dem Vaterland herstellen. Dass der 'Franzmann' als Feind bezeichnet wird, lässt eher auf antifranzösische Ressentiments zu jener Zeit schließen, was dem Gedicht in heutiger Lesart eher einen historischen Charakter gibt als dass es universal gültige Aussagen treffen würde.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Ernst Moritz Arndt mit „Des Deutschen Vaterland“ ein leidenschaftliches und energisches Gedicht verfasst hat, das den Stolz auf das deutsche Vaterland zum Ausdruck bringt und sicherlich auch in seinem historischen Kontext betrachtet werden sollte.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Des Deutschen Vaterland“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde Arndt im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen). Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1813. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 54 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 288 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt sind „Laßt wehen, was nur wehen kann“, „Ballade“ und „Die Zaunranke und der Klee“. Zum Autor des Gedichtes „Des Deutschen Vaterland“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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