Der Stein im Rhein von Ernst Moritz Arndt
1 |
Hier ist die Stelle, hier liegt der Stein, |
2 |
Hier nahm mein Liebstes hinweg der Rhein, |
3 |
Der Freude, der Liebe goldensten Hort, |
4 |
Hier flog die Lust des Lebens mir fort. |
|
|
5 |
O kurze Zeit! Und o lange Zeit! |
6 |
Wird die Vergangenheit Ewigkeit? |
7 |
Wird Zukunft eine Ewigkeit lang, |
8 |
Weil solchen Hort mir die Woge verschlang? |
|
|
9 |
O Tag! - Ja klage nur - Tag, der war! |
10 |
Einst mustert' ein Feldherr mir meine Schar |
11 |
»Stell' auf die Knaben! Alle herbei! |
12 |
Daß ich sehe, welcher der reisigste sei.« |
|
|
13 |
Sie standen, und ich sprach: »Euer Rhein |
14 |
Muß ewig Deutschlands Herrlichkeit sein; |
15 |
Ihr misset's, und euer frischestes Blut |
16 |
Für solchen Preis sei es keinem zu gut.« |
|
|
17 |
Da trat der kleinste wohl aus dem Chor, |
18 |
Ein stolzer Freiwilliger, leuchtend hervor, |
19 |
Schlug in des Feldherrn Ehrenhand |
20 |
Den edlen Willen rasch ein als Pfand. |
|
|
21 |
Er hat's gehalten, er ward der Hort, |
22 |
Ihn trug sein Rhein sich als Opfer fort: |
23 |
So hat er mir ohne Schlachten die Schlacht |
24 |
Vor tausend Schlachten blutig gemacht. |
|
|
25 |
Nun liege fest vor den Welschen, mein Stein! |
26 |
Nun brause freudiger, freier, mein Rhein! |
27 |
Meine Sehnsucht und Liebe, sie rauschen mit dir |
28 |
O rauschten deine Wellen auch über mir! |
Details zum Gedicht „Der Stein im Rhein“
Ernst Moritz Arndt
7
28
190
1838
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Stein im Rhein“ stammt von dem deutschen Dichter Ernst Moritz Arndt, der zwischen 1769 und 1860 lebte. Das Gedicht ist damit in die Epoche der Romantik zeitlich einzuordnen, was sich auch in der emotional stark aufgeladenen Sprache des Gedichts wiederspiegelt.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und getragen von schwermütigen Emotionen. Es erzählt eine Geschichte von Verlust und Sehnsucht, von Heldentum und Liebe.
Inhaltlich geht es um einen Ort am Rhein, der für das lyrische Ich eine besondere Bedeutung hat. Hier hat es eine geliebte Person verloren („Hier nahm mein Liebstes hinweg der Rhein“). Der Text suggeriert, dass es sich bei der verlorenen Person um einen jungen Menschen handelt, eventuell einen Sohn oder Schüler des lyrischen Ichs, der stolz in den Krieg zog und im Rhein den Tod fand.
In den ersten beiden Strophen drückt das lyrische Ich seinen Schmerz und die Unabwendbarkeit des Verlustes aus. Mit der Frage „Wird die Vergangenheit Ewigkeit?“ macht es seine Angst deutlich, dass dieser Schmerz niemals vergehen wird. In der dritten und vierten Strophe erinnert es sich an eine Zeit zurück, in der es noch Hoffnung und Stolz gab. Der junge Mann trat freiwillig in den Krieg ein und wurde als Held gefeiert. Im Verlauf der Handlung wird jedoch klar, dass dieser Heldentod für das lyrische Ich einen hohen Preis bedeutet und seine Existenz nachhaltig verändert hat.
Formal besteht das Gedicht aus sieben gleich langen Strophen mit je vier Versen. Die Sprache ist hochpoetisch und reich an metaphorischen Bildern. So wird der Rhein nicht nur als geographischer Ort, sondern auch als Symbol für das Schicksal und den Lauf des Lebens genutzt.
Im letzten Vers des Gedichts drückt das lyrische Ich die Sehnsucht aus, bei dem Geliebten zu sein: „O rauschten deine Wellen auch über mir!“ Diese Zeile kann als Wunsch nach Tod und Vereinigung mit dem verlorenen Geliebten interpretiert werden und unterstreicht die tief empfundene Trauer und Verzweiflung das lyrische Ichs.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Stein im Rhein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ernst Moritz Arndt. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Im Jahr 1838 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 190 Worte. Der Dichter Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Leben“, „Melittion“ und „Das Los des Schönen“. Zum Autor des Gedichtes „Der Stein im Rhein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)
- Der Mann
- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
- Ballade
- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt