Alterswehmut von Ernst Moritz Arndt
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O Erde, Land der Träume, |
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O Erde, Land des Trugs, |
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Willst in die hellern Räume |
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Die Flügel meines Flugs |
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Mir dunkeln stets und kürzen? |
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In deines Jammers Staub |
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Mich elend niederstürzen |
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In Jagd nach schlechtem Raub? |
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Es soll dir nicht gelingen, |
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Ich habe meinen Hort, |
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Der trägt auf Feuerschwingen |
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Mich durch die Himmel fort; |
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Ich habe meinen Meister, |
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Der Held und König ist |
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Er ist der Fürst der Geister |
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Und heißet Jesus Christ. |
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Er stieg vom Himmel nieder |
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Auf unsre Erdenau'n, |
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Damit die Menschen wieder |
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Nach oben könnten schaun, |
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Damit die armen Wichte, |
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Von Wahn und Trug umstrickt, |
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Aufschauten nach dem Lichte, |
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Woraus die Gottheit blickt. |
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O König aller Liebe, |
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O Glanz des höchsten Lichts, |
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Wenn mir auch gar nichts bliebe, |
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Gar nichts in diesem Nichts, |
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Worum die Welt sich reißet, |
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Du bleibst mein Held und Hort, |
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Und was auch reißt und spleißet, |
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Nichts reißt von dir mich fort. |
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So mag denn alles schweben |
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Im Wechsel hin und her, |
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Mir ist hinfort gegeben, |
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Was wechselt nimmermehr: |
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O Liebe, Licht und Leben! |
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O süßer Gottesheld! |
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Du, du bist mir gegeben |
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Was frag' ich nach der Welt? |
Details zum Gedicht „Alterswehmut“
Ernst Moritz Arndt
5
40
185
1849
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Alterswehmut“ wurde von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Schriftsteller und Abgeordneten in der Frankfurter Nationalversammlung, verfasst und gehört zur Literatur aus dem 19. Jahrhundert. Er war ein bedeutender Dichter der Befreiungskriege und ein leidenschaftlicher Vertreter für die Einheit Deutschlands.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass die melancholische Stimmung, welche typisch für die gesellschaftliche und politische Situation der damaligen Zeit ist, durch die prägenden Motive des Alterns und der Wehmut vermittelt wird.
Im Inhalt lamentiert das lyrische Ich zunächst die Dunkelheit und das Leid der Welt (Strophe 1). In der zweiten Strophe jedoch wendet es sich von der irdischen Hoffnungslosigkeit ab und proklamiert seinen Glauben an Jesus Christus als seine Rettung und seinen Hort. Das Gedicht macht dann die Verbindung zwischen Jesus und der Menschheit ausdrucksvoll deutlich, indem es hervorhebt, dass Christus auf die Erde hinabgestiegen ist, um den Menschen Hoffnung und eine Verbindung zur Gottheit zu schenken (Strophe 3). Das lyrische Ich drückt seine tiefe Liebe und Bewunderung für Christus aus und stellt fest, dass nichts in der Welt diese Bindung brechen kann (Strophe 4). Schließlich besagt das Gedicht, dass die transzendenten Gaben der Liebe, des Lichts und des Lebens dem lyrischen Ich gegeben worden sind und es nichts mehr von der irdischen Welt verlangt (Strophe 5).
Das Gedicht besteht aus fünf Oktaven, wobei jede Strophe acht Verse umfasst. Es verwendet eine relativ einfache, aber dennoch eindrucksvolle Sprache, um die Emotionen und Überzeugungen des lyrischen Ich zu vermitteln.
Insgesamt kann man sagen, dass Arndts „Alterswehmut“ eine poetische Reflexion über das Altern, das Leiden und die Sehnsucht nach transzendentaler Erlösung darstellt. Es vermittelt eine tiefe spirituelle Botschaft, die sowohl den persönlichen Glauben des Dichters als auch die religiös geprägten gesellschaftlichen Werte seiner Zeit widerspiegelt. Es handelt sich um ein erhabenes und bewegendes Werk, das die Leser dazu einlädt, über den Sinn des Lebens und die Rolle des Glaubens nachzudenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Alterswehmut“ des Autors Ernst Moritz Arndt. Im Jahr 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. 1849 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 185 Worte. Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Glück, das glatt“, „Laßt wehen, was nur wehen kann“ und „Ballade“. Zum Autor des Gedichtes „Alterswehmut“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 285 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)
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- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
- Ballade
- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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