Zwei Röslein von August Becker

Hinter dem Dorf beim Weidengebüsch
Saß eine Junge und Alte,
Als ich heut morgen so frei und frisch
Dorten vorüber wallte.
 
Hatte zwei Röslein, das eine war bleich,
Hing verwelkt und lose,
Aber das andre war düftereich,
Eine gar prächtige Rose.
 
Und da warf ich die Rosen hin
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Nach den sinnenden Frauen;
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Wie ich stehen geblieben bin,
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Mocht' ich verwundert schauen,
 
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Daß das blühende Röslein
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Lag der Alten im Schoße,
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Aber der Jungen fiel hinein
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Die verwelkende Rose.
 
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Beide hat es traurig gemacht,
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Als ich vorüberwallte.
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Hat wohl die Junge der Zukunft gedacht
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Und der Jugend die Alte?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Zwei Röslein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1828 - 1891
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist August Becker, einem Schriftsteller und Journalisten, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland lebte und wirkte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht als ob der Autor eine Begegnung zwischen zwei Frauen unterschiedlichen Alters auf einem Spaziergang beschreibt. Im Zentrum der Geschichte stehen zwei Rosen, eine blühende und eine welkende, die der Autor den beiden Frauen zuwirft. Überraschenderweise fängt die alte Frau die blühende Rose, während die junge Frau die welkende Rose auffängt.

Der Inhalt des Gedichts beschäftigt sich mit den Themen Alter, Jugend, Zeit und Vergänglichkeit. Die zwei Frauen und die zwei Rosen repräsentieren zwei verschiedene Lebensphasen. Die blühende Rose steht für die Jugend und die Lebendigkeit, während die welkende Rose das Altern und die Vergänglichkeit symbolisiert. Dass die alte Frau die blühende Rose erhält und die junge Frau die welkende, könnte als symbolische Darstellung der Sehnsucht nach dem jeweils anderen Lebensabschnitt interpretiert werden. Beide Frauen sind laut dem lyrischen Ich nach dem Vorfall traurig - vielleicht weil sie durch die Rosen an ihre eigene Lebensphase und deren Vergänglichkeit erinnert werden.

Das Gedicht ist in fünf vierzeilige Strophen unterteilt und weist durchgehend einen einheitlichen, fließenden Rhythmus auf. Die Sprache ist einfach und klar, jedoch wecken die sinnlichen Beschreibungen der Rosen und der Frauen starke emotionale Assoziationen. Besonders im letzten Vers, der eine rhetorische Frage enthält, regt der Dichter zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des Lebens an. Becker verwendet in diesem Gedicht wirkungsvoll Metaphern und Symbolik, um eine melancholisch-reflexive Stimmung zu erzeugen.

Zusammengefasst handelt es sich bei „Zwei Röslein“ von August Becker um ein lyrisches Werk, das auf metaphorischer Ebene das menschliche Leben und das Vergehen der Zeit behandelt. Mit seiner simplen Sprache und den lebhaften Bildern gelingt es Becker, tiefe und universelle menschliche Emotionen und Fragen aufzugreifen und den Leser zum Nachdenken anzuregen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Zwei Röslein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers August Becker. Im Jahr 1828 wurde Becker in Klingenmünster (Pfalz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1844 bis 1891 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Weitere Werke des Dichters August Becker sind „Hinter dem Dorf“ und „O trübe die reine Quelle nicht“. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Röslein“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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