Der tote Müller von Justinus Kerner

Die Sterne überm Thale stehn,
Das Mühlrad nur man höret.
Zum kranken Müller muß ich gehn,
Er hat den Freund begehret.
 
Ich steig' hinab den Felsenstein,
Es donnert dumpf die Mühle,
Und eine Glocke tönt darein:
?Die Arbeit ist am Ziele!"
 
In Müllers Kammer tret' ich nun:
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Starr liegt des Greisen Hülle;
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Es stockt sein Herz, die Pulse ruhn,
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Und draußen auch wird's stille.
 
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Die treuen Lieben weinen sehr,
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Still bleibt sein Herz und kühle;
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Die Wasser fließen wohl daher,
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Still aber steht die Mühle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der tote Müller“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1786 - 1862
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der deutschsprachige Dichter des Gedichts ist Justinus Kerner, der vom 18. September 1786 bis zum 21. Februar 1862 lebte. Er zählt zur Epoche der Romantik, die von ca. 1795 bis 1848 dauerte und bei der sich die Autoren von der rationalen Aufklärung abwandten und sich einer emotionalen und individuellen Betrachtung der Welt zuwandten.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht „Der tote Müller“ aufgrund seiner Thematik melancholisch und ernst. Ein kranker Müller wird besucht und stirbt, es herrscht eine Atmosphäre der Trauer und Stille.

Das Gedicht erzählt die story eines Freundes (lyrisches Ich), der den kranken Müller besucht, weil dieser ihn gerufen hat. Während der Freund zum Müller geht, hört er das Mühlrad und stellt fest, dass die Arbeit beendet ist. Als er ankommt, findet er den Müller bereits tot vor. Die Umgebung scheint den Tod zu spiegeln - der Klang der Mühle wird stumm und die nahe stehende Menschen weinen. Trotz des Flusses, der weiter fließt, steht die Mühle still - ein Sinnbild für das erloschene Leben des Müllers.

Das lyrische Ich betont die letzten Momente und ruhige Trauer um den Verlust des Müllers. Es erscheint, als ob die Arbeit und das Leben des Müllers identisch waren, und mit seinem Tod hört auch die Arbeit auf.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen - eine häufig verwendete Struktur in der Lyrik. Die Sprache ist einfach und direkt, was die Dramatik der Situation hervorhebt. Zusammenfassend ist Justinus Kerners Gedicht „Der tote Müller“ ein melancholisches Werk, das die Vergänglichkeit des Lebens und die Trauer um den Verlust eines Freundes auf eindrucksvolle Weise thematisiert. Es zeigt ferner das enge Verhältnis zwischen Mensch und Arbeit in einer damals noch vorindustriellen Gesellschaft. Durch die enge Verknüpfung des Todes des Müllers mit dem Stillstand der Mühle erscheint der Tod des Müllers gleichzeitig auch als Ende einer Ära.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der tote Müller“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Justinus Kerner. Kerner wurde im Jahr 1786 in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1802 bis 1862 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 85 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Justinus Kerner sind „Das treue Roß“, „Stille Tränen“ und „Alte Heimat“. Zum Autor des Gedichtes „Der tote Müller“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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