Heinrich der Löwe von Julius Mosen
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Im Dom zu Braunschweig ruhet |
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Der alte Welfe aus, |
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Heinrich der Löwe ruhet |
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Nach manchem harten Strauß. |
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Es liegt auf Heinrichs Grabe, |
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Gleichwie auf einem Schild, |
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Ein treuer Totenwächter |
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Des Löwen eh'rnes Bild. |
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Der Löwe konnt' nicht weichen |
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Von seines Herzogs Seit', |
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Von ihm, der aus den Krallen |
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Des Lindwurms ihn befreit. |
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Sie zogen miteinander |
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Durch Syriens öden Sand; |
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Sie zogen miteinander |
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Nach Braunschweig in das Land. |
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Wo auch der Welfe wandelt, |
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Der Löwe ziehet mit, |
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Zieht mit ihm, wie sein Schatten, |
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Auf jedem Tritt und Schritt. |
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Doch als des Herzogs Auge |
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In Todesnöten brach, |
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Der Löwe still und traurig |
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Bei seinem Freunde lag. |
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Vergebens fing den Löwen |
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Man in den Käfig ein; |
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Er brach die Eisenstäbe; |
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Beim Herren mußt' er sein. |
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Beim Herzog ruht der Löwe, |
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Hält jeden andern fern, |
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Doch nach drei Tagen fand man |
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Tot ihn beim toten Herrn. |
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Drum mit des Herzogs Manen |
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Geht stolz Jahrhundert' lang |
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Der Löwe wie beim Leben |
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Noch immer seinen Gang. |
Details zum Gedicht „Heinrich der Löwe“
Julius Mosen
9
36
160
1803 - 1867
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Heinrich der Löwe“ wurde von Julius Mosen verfasst, einem deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Er lebte von 1803 bis 1867, was uns zeigt, dass dieses Gedicht in der Epoche des Biedermeier oder des Jungen Deutschland entstanden sein könnte.
Der erste Eindruck lässt eine balladenartige Erzählung vermuten, die durch das Heldentum eines Löwen, der seinem Herrn gegenüber absolut loyal bleibt, gelobt wird. Erinnerungen an Richard Löwenherz und mittelalterliche Schlachten werden geweckt.
Im Inhalt des Gedichts wird von Heinrich dem Löwen erzählt, der sein Leben lang seinem Herrn, einem Welfen, treu dient und ihn sogar aus Lebensgefahr rettet. Selbst nach dem Tod seines Herrn bleibt der Löwe bei ihm und stirbt letztendlich auch an seiner Seite. Symbolisch betrachtet, kann dieser Löwe als Metapher für Loyalität, Mut und Selbstlosigkeit verstanden werden.
Die Form des Gedichts ist strukturiert und klar. Jede der neun Strophen besteht aus vier Versen. Dies bringt eine Symmetrie ins Gedicht und lässt es geordnet und ruhig wirken. Bezüglich der Sprache ist festzuhalten, dass das Gedicht in einem einfachen, gut verständlichen Deutsch verfasst ist, es gibt kaum metrische oder rhetorische Stilmittel. Auffällig ist jedoch der Wechsel der Perspektive: Während zu Beginn eine dritte Person die Geschehnisse schildert, werden in den letzten vier Strophen die Ereignisse aus der Sicht des Löwen wiedergegeben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mosen in diesem Gedicht die Loyalität und das Treueverhältnis zwischen Welfe und Löwe darstellt. Die Bewunderung des Autors ist zu spüren, doch zugleich schwingt in den traurigen Sterbeszenen eine Art Melancholie mit. Daher könnte eine Interpretationsmöglichkeit sein, dass Mosen hier auch die Vergänglichkeit und die Tragik des Lebens thematisiert.
Weitere Informationen
Julius Mosen ist der Autor des Gedichtes „Heinrich der Löwe“. Mosen wurde im Jahr 1803 in Marieney/Vogtland geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1819 bis 1867 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 160 Worte. Weitere Werke des Dichters Julius Mosen sind „Im Sommer“, „Der blühende Apfelbaum“ und „Bekenntnis“. Zum Autor des Gedichtes „Heinrich der Löwe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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