Andreas Hofer von Julius Mosen

Zu Mantua in Banden
der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
führt ihn der Feinde Schar.
Es blutet der Brüder Herz,
ganz Deutschland, ach! in Schmach und Schmerz,
mit ihm das Land Tirol.
 
Die Hände auf dem Rücken
der Sandwirt Hofer ging
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mit ruhig festen Schritten,
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ihm schien der Tod gering.
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Der Tod, den er so manchesmal
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vom Iselberg geschickt ins Thal
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im heilgen Land Tirol.
 
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Doch als aus Kerkergittern
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im festen Mantua
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Die treuen Waffenbrüder
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die Händ er strecken sah,
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Da rief er laut: 'Gott sei mit euch,
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mit dem verratnen deutschen Reich
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und mit dem Land Tirol.'
 
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Dem Tambour will der Wirbel
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nicht unterm Schlägel vor,
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Als nun der Sandwirt Hofer
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schritt durch das finstre Thor.
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Der Sandwirt noch in Banden frei,
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dort stund er fest auf der Bastei,
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der Mann vom Land Tirol.
 
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Dort soll er niederknieen,
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er sprach: 'Das thu ich nit!
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Will sterben wie ich stehe,
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will sterben wie ich stritt,
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So wie ich steh auf dieser Schanz!
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es leb mein guter Kaiser Franz,
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mit ihm das Land Tirol!'
 
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Und von der Hand die Winde
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nimmt ihm der Korporal,
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Andreas Hofer betet
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allhier zum letztenmal,
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Dann ruft er: 'Nun so trefft mich recht!
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gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!
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Ade, mein Land Tirol!'
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Andreas Hofer“

Autor
Julius Mosen
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
213
Entstehungsjahr
1803 - 1867
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Andreas Hofer“ wurde von Julius Mosen verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der im 19. Jahrhundert lebte (1803-1867). Es handelt sich um ein historisches und politisches Gedicht, das den dramatischen Kampf und Tod des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer thematisiert.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht beeindruckend und bewegend. Es wird in der dritten Person geschildert und zeichnet somit ein objektives Bild von den Ereignissen. Es ist allerdings leicht zu spüren, dass das lyrische Ich die Geschichte mit Bedauern und Respekt erzählt, was sich insbesondere in der Ernsthaftigkeit und Bewunderung seines Tons zeigt.

Die einzelnen Strophen des Gedichts erzählen eine zusammenhängende Geschichte. Sie führt uns von Hofers Gefangennahme (1. Strophe) über seinen Mut und seine Entschlossenheit (2. Strophe), seine Treue zu seinen Mitstreitern und seinem Land (3. Strophe), seine mutige Haltung vor dem Tod (4. und 5. Strophe), bis hin zu seinem letzten Gebet und Tod (6. Strophe). Mit den letzten Worten, „Ade, mein Land Tirol“, endet das Gedicht traurig und aufrichtend zugleich.

Die Form des Gedichts ist streng strukturiert, mit jeweils sieben Versen pro Strophe. Die Sprache ist pathetisch und rhetorisch, mit vielen Fragen und Ausrufen, die die Dramatik der Geschichte betonen. Im Weiteren ist das Gedicht sehr bildhaft geschrieben, wodurch sehr emotionale und eindringliche Szenen entstehen. Dies wird durch den grundehrlichen, unerschrockenen und heroischen Charakter Andreas Hofers unterstützt, der durch Julius Mosen meisterlich dargestellt wird.

Insgesamt handelt es sich um ein starkes, emotionales und eindrucksvolles Gedicht, das nicht nur die Geschichte von Andreas Hofer erzählt, sondern auch allgemein das Gefühl von Mut, Treue, Opfer, Heimatliebe und Heldentum ausdrückt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Andreas Hofer“ des Autors Julius Mosen. Im Jahr 1803 wurde Mosen in Marieney/Vogtland geboren. In der Zeit von 1819 bis 1867 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 213 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Der Dichter Julius Mosen ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Sommer“, „Der blühende Apfelbaum“ und „Bekenntnis“. Zum Autor des Gedichtes „Andreas Hofer“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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