Zigeuner von Heinrich von Reder

Meine Mutter, die braune Zigeunerin,
Die führte mich an der Hand,
Sie schritt wie eine Königin
So stolz im Bettlergewand.
 
Als ich einmal sie fragte,
Wer denn mein Vater sei,
Da seufzte sie und sagte:
?Sieh, dort zieht er vorbei!"
 
Und als ich nach der Seite
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Die Blicke wandt' geschwind,
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Sah ich, wie auf der Heide
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Hinstrich der Morgenwind.
 
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Hei, ist der Wind mein Vater,
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So singe ich sein Lied!
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Ein windig Büblein hat er,
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Das mit ihm weiter zieht.
 
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Meine Mutter saß verlassen
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Und weinte im Heidekraut,
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Sie hat mir auf den Straßen
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Vergebens nachgeschaut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Zigeuner“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1824 - 1909
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Heinrich von Reder ist der Autor des Gedichts „Zigeuner“. Das Gedicht wurde im 19. Jahrhundert verfasst, da der Autor von 1824 bis 1909 lebte.

Beim ersten Eindruck hinterlässt das Gedicht einen melancholischen, aber auch realistischen Blick auf das Leben der Zigeuner. Der Titel „Zigeuner“ weist auf die Thematik der Romani-Kultur hin, die im 19. Jahrhundert oft romantisiert, aber auch marginalisiert wurde.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das lyrische Ich, das seine Kindheit und seine familiäre Situation reflektiert. Seine Mutter wird als Zigeunerin dargestellt, die ihn aufgezogen hat und stolz, trotz ihres Bettlergewandes, auf ihr Leben blickt. Als das lyrische Ich nach seinem Vater fragt, sagt sie ihm, dass der Wind sein Vater ist. In dieser Aussage offenbart sich eine Metapher für die unstete Natur des Vaters.

Die Form des Gedichts ist traditionell, es besteht aus fünf gleich langen Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, aber mit starken metaphorischen Bildern.

Die Metapher des Windes könnte die unstete, wandernde Natur der Zigeunerkultur symbolisieren. Die Traurigkeit der Mutter, als sie allein zurückgelassen wird und ihrem Sohn vergeblich auf den Straßen nachschaut, spiegelt die harte Realität vieler Romani-Frauen der damaligen Zeit wider.

Insgesamt ist das Gedicht eine melancholische Reflexion über das Leben der Zigeuner. Es zeigt, dass trotz ihrer Romantisierung, die Realität vieler Zigeuner von Entbehrungen und Schwierigkeiten geprägt war.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zigeuner“ des Autors Heinrich von Reder. Geboren wurde Reder im Jahr 1824 in Mellrichstadt. Im Zeitraum zwischen 1840 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Heinrich von Reder ist auch der Autor für Gedichte wie „Zaubermacht“ und „Die Zigeunerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zigeuner“ keine weiteren Gedichte vor.

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