Die Zigeunerin von Heinrich von Reder

Die alte Zigeunerin floh über die Heide,
Hoch über ihr krächzten die Raben;
Die gaben dem bangen Weib das Geleite,
Was nur die Raben haben?
Des Henkers Tauben wissen den Ort,
Wo bleiche Gerippe am Galgen hangen;
Die Zigeunerin eilte fort und fort,
Im Turme liegt er gefangen.
?Der Turm ist so fest, so schwer sind die Ketten,
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O wär' ich noch schön und schwarz mein Haar,
11 
O blitze mein Aug' noch sternenklar,
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Ich wollte den Sohn vom Tode erretten!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Zigeunerin“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1824 - 1909
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Zigeunerin“ wurde von Heinrich von Reder verfasst, der von 1824 bis 1909 lebte und daher der Epoche des Realismus und Teilen des Naturalismus zuzuordnen ist.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine Atmosphäre von Dunkelheit, Angst und Verzweiflung schafft. Die gruselige und beängstigende Stimmung entsteht durch die Beschreibung der alten fliehenden Zigeunerin, die von Raben begleitet wird und den Platz der gehängten Gerippe sucht.

Der Inhalt des Gedichtes erzählt die Geschichte einer alten Zigeunerin, die durch eine Heidelandschaft flieht. Sie wird begleitet von Raben, den traditionellen Begleitern von Henkern, die den Weg zu den gehängten Knochen kennen. Offensichtlich eilt sie zu einem Verlies, in dem ihr Sohn gefangen gehalten wird. Das lyrische Ich drückt ihren Wunsch aus, jung und attraktiv zu sein, mit dem Ziel, ihren Sohn vor dem Tod zu bewahren. Diese Aussage könnte implizieren, dass die Frau in ihrer Jugend ihre Schönheit und verführerischen Augen zu ihrem Vorteil nutzen konnte, um Herausforderungen zu überwinden oder Tragödien abzuwenden. Jetzt scheint es jedoch, dass Alter und Verfall die Macht dieser Möglichkeiten genommen haben.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus zwölf Versen, die in eine einzige Strophe gegliedert sind. Die Versform ist frei, es gibt kein festes Metrum oder Reimschema, was zur Darstellung der dunklen und chaotischen Welt beiträgt, in der die Zigeunerin sich befindet.

Die Sprache von Heinrich von Reder in diesem Gedicht ist reich an bildhaften Ausdrücken und Metaphern. Die dunklen und düsteren Bilder, wie die „krächzenden Raben“ oder die „bleichen Gerippe“, erzeugen einen bedrohlichen und angstvollen Ton, der die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Zigeunerin hervorhebt. Dabei verwendet er Wörter wie „floh“, „Geleite“, „gefangen“, „Tod“ um die Dringlichkeit und Bedrohung der Situation zu betonen. Sowohl die Sprache als auch die Gedanken der alten Frau reflektieren ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und verdeutlichen ihren Wunsch, ihren Sohn zu retten, trotz der scheinbar aussichtslosen Situation.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Zigeunerin“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich von Reder. Im Jahr 1824 wurde Reder in Mellrichstadt geboren. Im Zeitraum zwischen 1840 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Heinrich von Reder ist auch der Autor für Gedichte wie „Zaubermacht“ und „Zigeuner“. Zum Autor des Gedichtes „Die Zigeunerin“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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