Tiefe Ruhe von Anna Ritter

Schwerfällig geht der Knecht im Hofe
Noch her und hin und hin und her,
Verwahrt verdrossen das Geräte
Und schiebt am Tor den Riegel quer.
 
Ich seh' von meinem Fensterplatze
Das wandernde Laternenlicht,
Wie es sich in den Wasserlachen
Des Pflasters trübe leuchtend bricht.
 
Die Fohlen scharren dumpf im Stalle,
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Des Nachbars Hund schlägt leise an –
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Dann wirds so still, daß ich das Wehen
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Des eignen Atems hören kann ...
 
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Wie wunderlich dies tiefe Schweigen,
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Da weit und breit sich nichts mehr rührt,
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Und man das große, reiche Leben
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Nur an dem eignen Herzschlag spürt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Tiefe Ruhe“

Autor
Anna Ritter
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1865 - 1921
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Tiefe Ruhe“ wurde von Anna Ritter verfasst, die zwischen dem 23. Februar 1865 und 31. Oktober 1921 lebte. Ihre Schreibphase fällt somit in die Spätphase des Realismus und den Beginn der Moderne.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht eine ruhige und beruhigende Atmosphäre. Es wird eine stille Abendszene beschrieben, bei welcher der Alltag zur Ruhe kommt und die alltäglichen Arbeiten abgeschlossen sind.

Das Gedicht zeichnet ein detailliertes Bild einer ländlichen Umgebung am Abend. Der Knecht beendet seine Arbeit, die Laternen werden entzündet und die Geräuschkulisse wechselt von Arbeitsgeräuschen zu den natürlichen Geräuschen des Abends und der Nacht. Der Fokus auf jene Kleinigkeiten zeigt die intensiven Wahrnehmungen des lyrischen Ichs. Vor allem die ruhige Stille, die Detailverliebtheit und die Selbstwahrnehmung des Atems deuten auf einen Moment der Ruhe und Besinnung hin.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, einem regelmäßigen Jambus und Kreuzreimen. Die klare Struktur korrespondiert dabei mit dem ruhigen inhaltlichen Motiv. Die Sprache ist eingängig und bildhaft. Auch die Wahl der Worte, besonders solche die Stille und Ruhe ausdrücken, verstärken den beruhigenden Effekt des Gedichts.

Die Sprache des Gedichts, die Verwendung des Jambus und die klare Struktur sind typisch für den Realismus. Gleichzeitig ist der detaillierte Blick auf das Einfache und Alltägliche, sowie die vertiefte Selbstwahrnehmung ein Hinweis auf beginnende moderne Strömungen in der Literatur der damaligen Zeit. Insgesamt ist das Gedicht somit ein Beispiel für die poetische Verbindung von Realismus und beginnender Moderne.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Tiefe Ruhe“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Anna Ritter. Geboren wurde Ritter im Jahr 1865 in Coburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1881 bis 1921 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Anna Ritter ist auch die Autorin für das Gedicht „Im Felde“, „Überraschende Bekanntschaft“ und „Verschiedene Wirkung“. Zur Autorin des Gedichtes „Tiefe Ruhe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 38 Gedichte veröffentlicht.

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