Altassyrisch von Joseph Victor von Scheffel
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Im schwarzen Walfisch zu Askalon |
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Da trank ein Mann drei Tage, |
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Bis daß er steif wie ein Besenstiel |
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Am Marmortische lag. |
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Im scharzen Walfisch zu Askalon |
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Da sprach der Wirt: ?Halt an! |
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Der trinkt von meinem Dattelsaft |
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Mehr als er zahlen kann." |
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Im schwarzen Walfisch zu Askalon |
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Da bracht' der Kellner Schar |
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In Keilschrift auf sechs Ziegelstein'n |
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Dem Gast die Rechnung dar. |
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Im schwarzen Walfisch zu Askalon |
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Da sprach der Gast: ?O weh! |
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Mein bares Geld ging alles drauf |
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Im Lamm zu Niniveh!" |
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Im scharzen Walfisch zu Askalon |
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Da schlug die Uhr halb vier, |
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Da warf der Hausknecht aus Nubierland |
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Den Fremden vor die Tür. |
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Im scharzen Walfisch zu Askalon |
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Wird kein Prophet geehrt, |
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Und wer vergnügt dort leben will, |
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Zahlt bar, was er verzehrt. |
Details zum Gedicht „Altassyrisch“
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1826 - 1886
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Altassyrisch“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph Victor von Scheffel, der von 1826 bis 1886 lebte. Somit können wir das Gedicht in die Epoche des Biedermeier beziehungsweise in die des Realismus einordnen.
Beim ersten Lesen des Gedichtes eröffnet sich eine humoristische und teils ironische Szene in einer Wirtschaft namens „Schwarzer Walfisch“ in der antiken Stadt Askalon. Der Ort, die Sprache und die Handlungsbeschreibungen vermitteln ein Bild aus der Antike.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Gästebesuch in einer Gastwirtschaft. Der Gast trinkt drei Tage lang, bis er letztlich betrunken und ausgetrocknet ist. Der Wirt stellt fest, dass der Gast mehr konsumiert hat, als er bezahlen kann. Auf insgesamt sechs Ziegelsteinen wird in Keilschrift (eine alte Form der Schrift) die Rechnung dargestellt. Der Gast zeigt sich überrascht und klärt auf, dass er sein ganzes Geld bereits in einer anderen Kneipe ausgegeben hat. Letztlich wird der Gast, der nicht zahlen kann, vor die Tür gesetzt. Das Gedicht endet mit einem allgemeinen Rat: Wer fröhlich leben möchte, muss vorab bezahlen.
Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine Moral zu sein: Man sollte nicht mehr konsumieren, als man bezahlen kann und ehrlich mit seinen Finanzmitteln umgehen.
Bezüglich der Form ist das Gedicht in sechs vierzeilige Strophen gegliedert, was eine klare und einfache Struktur vermittelt. Die Sprache des Gedichts ist alltäglich und einfach gehalten, was das Gedicht leicht verständlich macht. Allerdings sind einige archaische und Orts- oder zeitgebundene Ausdrücke (wie „Im Lamm zu Niniveh“) enthalten, was dem Gedicht einen historischen Charakter verleiht.
Schlussendlich zeichnet Scheffel mit „Altassyrisch“ ein humorvolles, aber auch an einer Moral orientiertes Bild einer Kneipenszene. Der humoristische Ton und die einfach verständliche Sprache machen das Gedicht zugänglich und unterhaltsam.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Altassyrisch“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph Victor von Scheffel. Der Autor Joseph Victor von Scheffel wurde 1826 in Karlsruhe geboren. Zwischen den Jahren 1842 und 1886 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 125 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph Victor von Scheffel sind „Aus dem Trompeter von Säkkingen“, „Der Jungbrunnen“ und „Einsam wandle deine Bahnen“. Zum Autor des Gedichtes „Altassyrisch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 12 Gedichte vor.
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Zum Autor Joseph Victor von Scheffel sind auf abi-pur.de 12 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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