Wie lang die Nacht von Ernst Scherenberg

Wie lang,
O wie so lang die Nacht,
Wenn draußen der Regen tropft!
Wie bang,
O wie so bang sich's wacht,
Wenn ans Herz die Reue klopft!
 
Wie gern,
Wie vergäß' ich so gern mein Leid
Und die Qualen im Schlummer tief;
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Doch fern,
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O für immerdar fern die Zeit,
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Da ich zukunftsträumend noch schlief!
 
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Wie Schaum,
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Wie im Winde der Schaum zerging
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Mein Glück und das Herz ward leer;
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Kein Traum,
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Kein lieblicher Traum umfing
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Mir die krankende Seele mehr.
 
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Wenn der Flor,
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Wenn der nächtliche Flor leicht rauscht
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Und die schlummernde Erde umhüllt,
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Mein Ohr,
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Mein horchendes Ohr, es lauscht,
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Von den Stimmen der Reue erfüllt.
 
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O Hauch,
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O tröstender Hauch der Nacht,
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Alle Stürme beschwichtigst du ?
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Küss' auch,
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O küsse du auch nun sacht
30 
Mir die brennende Wimper zu!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Wie lang die Nacht“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1839 - 1905
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wie lang die Nacht“ wurde von Ernst Scherenberg, einem deutschen Dichter des ausgehenden 19. Jahrhunderts, verfasst. Aus Scherenbergs Lebensdaten (1839-1905) kann die kulturelle und historische Einordnung dieses Gedichts in die Epoche des Realismus vorgenommen werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und melancholisch, mit einem starken Fokus auf Emotionen wie Reue und Trauer. Die nachdenkliche Stimmung wird durch die nächtliche Szenerie und den wiederholten Bezug zu Wetterphänomenen wie Regen und Sturm unterstrichen.

Im Gedicht drückt das lyrische Ich tiefe Traurigkeit und Reue aus. Es reflektiert seine Vergangenheit, seine Entscheidungen und verspürt ein starkes Bedauern. Es sehnt sich nach unbeschwerten Zeiten, symbolisiert durch Schlaf und schöne Träume, die es aber nicht mehr erreichen kann. In den vier Strophen spielt Scherenberg mit Begriffspaaren wie „lang - kurz“, „bange - sorglos“, „gern vergessen - nicht vergessen können“, „Schaum - Festigkeit/Realität“ und „Flor ruhig - Stimmen laut“.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils sechs Versen. Jede Strophe beginnt mit einem Ausruf, gefolgt von einer klaren Aussage, welche durch Wiederholung und Verstärkung emotionale Intensität gewinnt. Die Reimschemata sind einheitlich ABABCC, was eine gewisse Regelmäßigkeit und Ordnung vermittelt, die im scharfen Kontrast zu der inneren Unruhe und dem Chaos des lyrischen Ichs steht.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von starken emotionalen Ausdrücken. Darüber hinaus verwendet Scherenberg bildhafte Metaphern, zum Beispiel der „nächtliche Flor“, der die Erde „umschleiert“ und der „schaudernde Hauch“ der Nacht, um das innere Leiden und die Unruhe des lyrischen Ichs zu veranschaulichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ernst Scherenberg in „Wie lang die Nacht“ auf äußerst emotionale und bildhafte Weise das Thema Reue und innerem Leid behandelt. Durch die Verwendung von nachvollziehbaren Bildern und Metaphern macht er die tief verwurzelte Melancholie und Traurigkeit des lyrischen Ichs für den Leser emotional erfahrbar.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wie lang die Nacht“ des Autors Ernst Scherenberg. 1839 wurde Scherenberg in Swinemünde geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1855 bis 1905 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 132 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Ernst Scherenberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Jugend und Alter“ und „Der Mutter Wort, wie weckt es“. Zum Autor des Gedichtes „Wie lang die Nacht“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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