Warnung vor dem Rhein von Karl Joseph Simrock

An den Rhein, an den Rhein, zieh' nicht an den Rhein,
Mein Sohn, ich rate dir gut:
Da geht dir das Leben zu lieblich ein,
Da blüht dir zu freudig der Mut.
 
Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei,
Als wär' es ein adlig Geschlecht:
Gleich bist du mit glühender Seele dabei,
So dünkt es dich billig und recht.
 
Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön
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Und die Stadt mit dem ewigen Dom!
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In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höhn
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Und blicktest hinab in den Strom!
 
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Und im Strome, da tauchet die Nix' aus dem Grund,
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Und hast du ihr Lächeln gesehn,
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Und grüßt dich die Lurlei mit bleichem Mund,
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Mein Sohn, so ist es geschehn.
 
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Dich bezaubert der Laut, dich betört der Schein,
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Entzücken faßt dich und Graus:
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Nun singst du nur immer: Am Rhein, am Rhein,
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Und kehrst nicht wieder nach Haus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Warnung vor dem Rhein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1802 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Warnung vor dem Rhein“ wurde von Karl Joseph Simrock verfasst, der von 1802 bis 1876 lebte. Somit stammt es aus dem 19. Jahrhundert, genauer gesagt aus der Epoche des Biedermeiers und der Romantik.

Auf den ersten Blick erzeugt die Aufforderung, nicht an den Rhein zu gehen und die Verbindung des Rheins mit Lebensfreude, Lebendigkeit und Schönheit Interesse und Neugier. Wo ist der Haken, könnte man sich fragen. Das in neun Strophen organisierte Gedicht verwendet einen beratenden Ton, der an einen besorgten, warnenden Vater erinnert, der seine Lebenserfahrung teilt.

Im Inhalt des Gedichts warnt das lyrische Ich, möglicherweise eine Vaterfigur, einen Sohn davor, an den Rhein zu gehen. Es wird angedeutet, dass das Leben am Rhein mit seiner Freizügigkeit, Schönheit und faszinierenden Mystik eine Gefahr darstellt, die den jungen Mann dazu verleiten könnte, die Sicherheit und Stabilität des Heimatortes zu verlassen. Der Rhein wird hierbei als eine unwiderstehliche Versuchung dargestellt, die so betörend ist, dass sie den nüchternen Blick für die Wirklichkeit trübt und in eine Art Rauschzustand versetzt.

Die Sprache des Gedichts ist flüssig und leicht verständlich. Durch den Gebrauch einfacher Satzstrukturen, des imperativen Modus und wiederkehrender Motive wie der Warnung und der Beschreibung des Lebens am Rhein wird eine einprägsame Klangwelt erzeugt. Die überwiegend weiblichen Reime tragen zusätzlich zu einem melodischen und beschwingten Lesefluss bei.

Die äußerliche Form ist gleichbleibend: Jede der fünf Strophen besteht aus vier Versen, deren Reimschema AABB ist, was Stabilität und Beständigkeit suggeriert. Hier könnte eine Parallele zu dem sicher geglaubten und vorhersehbaren Leben gezogen werden, dass der Autor dem Leben am Rhein gegenüberstellt.

Abschließend kann man sagen, dass das Gedicht eine Auseinandersetzung mit der Faszination und möglichen Gefahr des Unbekannten darstellt. Der Rhein steht hierbei für jede Form von Verlockung, die dazu führen könnte, dass wir unsere gewohnte, sichere Umgebung verlassen und uns auf ein unkalkulierbares Abenteuer begeben. Er zeigt damit auch, dass das Leben Risiken birgt, aber gleichzeitig reich an Möglichkeiten sein kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Warnung vor dem Rhein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Joseph Simrock. Geboren wurde Simrock im Jahr 1802 in Bonn. Zwischen den Jahren 1818 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 151 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Der Schelm von Bergen“ und „Der Bauer im Himmel“ sind weitere Werke des Autors Karl Joseph Simrock. Zum Autor des Gedichtes „Warnung vor dem Rhein“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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