Als ich ein Kind war von Ernst Moritz Arndt
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Als ich ein Kind war, |
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Was sah ich für Farben! |
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Himmlische Schimmer |
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Glänzten im Abendschein, |
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Glänzten im Morgenrot, |
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Und wann der Schlaf sanft |
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Einwiegte die Äuglein, |
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Gingen nicht Sonnen und Sterne |
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Dem träumenden Seelchen |
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Auf? Götterlichter, |
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Ach! der himmlischen Heimat |
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Selige Spiegel? |
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Als ich ein Kind war, |
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Was fand ich für Blumen! |
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Nicht bloß die blauen |
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Lieblichen Veilchen, |
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Nicht dich, rote Rose, |
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Blumenkönigin allein, |
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Nicht euch, ihr schneeweißen |
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Unschuldskinder, Lilien, allein |
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Ach! noch zehntausend |
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Andere und andere |
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Schöner und duftender |
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Blühten da auch hier unten. |
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Wo sind sie blieben? |
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Als ich ein Kind war, |
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Was hatt' ich für Gespielen! |
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War nie allein |
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Einsam im grünen Wald, |
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Einsam im Felde. |
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Wer warst du, bunte Blume? |
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Wer du, kleines Bäumchen? |
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Und du, in den Zweigen |
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Singendes Vöglein? |
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Waret ihr nicht Engel |
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Freundliche Engel Gottes, |
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Mitfühlend, mitspielend? |
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Ach! du, die so schön war, |
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Junge lebendige Welt, |
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Wo gingst du hin? |
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Als ich ein Kind war, |
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Was hatt' ich für Träume! |
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Kann ich es nennen, |
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Was Namen nicht hat? |
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Kann ich euch zeigen, |
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Unvergängliche Bilder |
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Himmlischer Schönheit? |
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O meine Sehnsucht |
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Kennet euch noch und die nimmer |
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Rastende Liebe. |
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Himmlischer Vater, |
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Du, der uns alle |
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Seine Kinder nennet, |
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Dessen Geisteratems |
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Gebilde wir sind, |
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O mache mich wieder |
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Wie ein unschuldiges Kind! |
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Ach! nur ein Lallen, |
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Ein leises Stammeln |
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Jener Gefühle! |
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Jener Kinderspiele! |
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Nur einen Schimmer |
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Jener Gestalten! |
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Einen Ton jener Klänge! |
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O warum blieb ich |
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Nicht ewig ein Kind? |
Details zum Gedicht „Als ich ein Kind war“
Ernst Moritz Arndt
5
66
234
1811
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Ernst Moritz Arndt, einem in Deutschland, insbesondere während der Biedermeier- und Vormärzzeit, angesehenen romantischen Dichter und Historiker. Er lebte von 1769 bis 1860.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht geprägt von nostalgiegetränkten Erinnerungen und Sehnsüchten nach einer vergangenen Zeit, in der das lyrische Ich noch ein Kind war.
Der Inhalt des Gedichtes ist eine retrospektive Betrachtung der Kindheit des lyrischen Ichs und die Beobachtung der Veränderungen, die mit dem Alter entstehen. Diese Veränderungen werden anhand spezifischer Elemente illustriert – Farben, Blumen, Spielgefährten und Träume – die die lebendige und unbeschwerte Welt seiner Kindheit wiedergeben. Gleichzeitig drückt das lyrische Ich eine tiefe Sehnsucht aus, wieder in diesen Zustand zurückzukehren. Es stellt die Frage, warum es nicht ewig ein Kind bleiben konnte und bittet Gott, es wieder unschuldig und kindlich zu machen.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts wird es klar, dass Arndt eine einfache, aber leichte Sprache verwendete, die oft mit Naturmotiven, Farben und emotionalen Bildern gefüllt ist. Das Gedicht ist eher konventionell als experimentell in seinem Aufbau, mit klaren und konsequenten Strophen und Versen. Arndts Beschwörung von verschiedenen Elementen der Kindheit erzeugt eine lebendige, sinnliche und emotionale Landschaft, die gleichzeitig Traurigkeit und Wehmut über die verlorene Unschuld und Freude der Kindheit ausdrückt, aber auch Hoffnung und Sehnsucht nach ihrer Rückkehr.
Insgesamt ist „Als ich ein Kind war“ ein eindrucksvoller Ausdruck von Kindheitsnostalgie und der Universalität des menschlichen Wunsches, die Verluste und Enttäuschungen des Alters zu überwinden und zu einer Zeit der Unschuld und Freude zurückzukehren. Es konfrontiert uns mit unseren eigenen Erinnerungen und Sehnsüchten, und zwingt uns dazu, uns mit den Freuden und Herausforderungen unserer eigenen Entwicklung zu befassen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Als ich ein Kind war“ des Autors Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1811. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 234 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt sind „Laßt wehen, was nur wehen kann“, „Ballade“ und „Die Zaunranke und der Klee“. Zum Autor des Gedichtes „Als ich ein Kind war“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 285 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)
- Der Mann
- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
- Ballade
- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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