Das Lied vom Schill von Ernst Moritz Arndt

Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter ins Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,
Die dürsteten alle Franzosenblut.
 
Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt
Wohl tausend der tapfersten Schützen mit,
Ihr Schützen gesegn' euch Gott jeglichen Schuß,
Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!
 
So zieht der tapfre, der mutige Schill,
10 
Der mit den Franzosen sich schlagen will;
11 
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,
12 
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.
 
13 
Bei Dodendorf färbten die Männer gut
14 
Das Magdeburger Land mit französischem Blut,
15 
Zweitausend zerhieben die Säbel blank,
16 
Die übrigen machten die Beine lang.
 
17 
Drauf stürmten sie Dömitz, das feste Haus,
18 
Und jagten die Schelmenfranzosen heraus,
19 
Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,
20 
Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.
 
21 
Auf Stralsund stürmte der reisige Zug
22 
O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!
23 
O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
24 
Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.
 
25 
Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,
26 
Die der Wallenstein weiland belagert hat,
27 
Wo der zwölfte Karolus im Tore schlief.
28 
Jetzt liegen ihre Mauern und Türme tief.
 
29 
O weh euch, Franzosen! Jetzt seid ihr tot,
30 
Ihr färbet die Säbel der Reiter rot,
31 
Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,
32 
Franzosen zu säbeln, das deucht ihnen gut.
 
33 
O Schill, o Schill, du tapferer Held!
34 
Was sind dir für bübische Netze gestellt!
35 
Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer
36 
Der Däne, die tückische Schlange, daher.
 
37 
O Schill, o Schill, du tapferer Held!
38 
Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?
39 
Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?
40 
In Stralsund, da sollst du begraben sein.
 
41 
O Stralsund, du trauriges Stralesund!
42 
In dir geht das tapferste Herz zugrund',
43 
Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,
44 
Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.
 
45 
Da schreiet ein frecher Franzosenmund:
46 
»Man soll ihn begraben wie einen Hund,
47 
Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad
48 
Schon fütterte Krähen und Raben satt.«
 
49 
So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,
50 
Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,
51 
Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,
52 
Womit man die Tapfern begraben muß.
 
53 
Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab
54 
Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,
55 
Da schläft er nun bis an den Jüngsten Tag,
56 
Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.
 
57 
Da schläft der fromme, der tapfre Held,
58 
Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt;
59 
Doch hat er auch keinen Ehrenstein,
60 
Sein Name wird nimmer vergessen sein.
 
61 
Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd,
62 
Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,
63 
So rufet er immer: »Herr Schill! Herr Schill!
64 
Ich an den Franzosen Euch rächen will.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.7 KB)

Details zum Gedicht „Das Lied vom Schill“

Anzahl Strophen
16
Anzahl Verse
64
Anzahl Wörter
431
Entstehungsjahr
1813
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Lied vom Schill“ wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst. Da Arndt von 1769 bis 1860 lebte, kann man das Gedicht in die Epoche der Befreiungskriege gegen Napoleon und die Franzosen einordnen.

Das erste, was auffällt, ist eine starke Heldenthematik des Gedichts. Es handelt von einem Mann namens Schill, der gegen französische Truppen kämpft. Schill wird beschrieben als ein tapferer Held, der für die Freiheit und das Vaterland in den Krieg zieht, nicht gesandt von Kaiser oder König, sondern vom Vaterland selbst. Er führt sechshundert Reiter ins Feld, die alle Franzosenblut „dürsten“. Der Text folgt seinen Abenteuern und Kämpfen und endet mit seinem Tod und den anhaltenden Rufen nach Rache gegen die Franzosen, die seine Tapferkeit erinnern und ehren.

Inhaltlich ist das Thema des Gedichts sehr patriotisch und nationalstolz, es zeigt den Heldenmut eines Mannes, der bereit ist, für die Freiheit seines Landes zu kämpfen und gegen eine unterdrückende Macht zu sterben.

Das Gedicht hat eine klare, melodische und rhythmische Struktur, die leicht singbar ist – passend zum Titel „Das Lied von Schill“. Jede Strophe besteht aus vier Versen, was eine klare und präzise erzählerische Form bietet, um die Geschichte des tapferen Schill zu verfolgen.

Die Sprache ist direkt und bildhaft, voller kraftvoller Metaphern und energiegeladener Beschreibungen. Die wiederkehrenden Anrufe an Schill und der Wunsch, sich an den Franzosen zu rächen, ist ein deutlicher Ausdruck von nationalem Stolz und Patriotismus.

Der traurige und würdelose Tod Schills, wird eindrucksvoll beschrieben und hinterlässt den Eindruck, dass seine Tod für das Vaterland nicht umsonst war. Sein Name wird nimmer vergessen sein, was deutlich auf den anhaltenden Ruhm und die Ehre hinweist, die mit seinem mutigen Opfer einhergehen.

Zusammengefasst ist „Das Lied vom Schill“ ein starkes Beispiel für patriotische Poesie und ein interessanter Einblick in die deutsche Literatur und Geschichte dieser Epoche. Es legt den Schwerpunkt auf Heldentum, Opfer und nationalen Stolz, während es die Taten eines mutigen Mannes aufgreift, dessen Name niemals vergessen wird. Das Gedicht ist eine Ode an den Kampf für die Freiheit und die Ehre, die mit solch heroischen Taten einhergeht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Lied vom Schill“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. 1813 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 431 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 64 Versen mit insgesamt 16 Strophen. Weitere Werke des Dichters Ernst Moritz Arndt sind „Elegie“, „Die Biene und der Lenz“ und „Leben“. Zum Autor des Gedichtes „Das Lied vom Schill“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)

Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.