Das Lied vom Gneisenau von Ernst Moritz Arndt

Bei Kolberg auf der grünen Au,
Juchheididei! Juchheididei!
Geht's mit dem Leben nicht zu genau,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Da donnert's aus Kanonen,
Da sät man blaue Bohnen,
Die nimmer Stengel treiben,
Bei Kolberg auf der Au.
 
Bei Kolber hat es flinken Tanz,
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Juchheididei! Juchheididei!
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Um Mauer und Graben, um Wall und Schanz',
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Sie tanzen also munter,
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Daß mancher wird herunter
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Vom Tanzplatz tot getragen,
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Bei Kolberg auf der Au.
 
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Wie heißt die Braut, die Hochzeit hält?
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Juchheididei! Juchheididei!
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Um die so mancher tanzend fällt?
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Stadt Kolberg heißt die Schöne,
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Sie weckt die hellen Töne,
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Wonach die Tänzer tanzen
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Auf Kolbergs grüner Au.
 
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Wie heißt ihr schöner Bräutigam?
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Juchheididei! Juchheididei!
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Er ist ein Held von deutschem Stamm,
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Ein Held von echten Treuen,
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Daß sich die Deutschen freuen,
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Und Gneisenau klingt sein Name
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Auf Kolbergs grüner Au.
 
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Bei Kolberg auf der grünen Au,
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Juchheididei! Juchheididei!
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Da tanzt der tapfre Gneisenau,
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Er tanzt so frisch und freudig,
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Er tanzt so scharf und schneidig
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Franzosen aus dem Atem!
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Auf Kolbergs grüner Au.
 
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So ging's auf Kolbergs grüner Au,
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Juchheididei! Juchheididei!
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Mit Tod und Leben nicht zu genau,
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Und manchen Franzen haben
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Sie nach dem Tanz begraben:
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Der Tanz ging ihnen zu mächtig
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Auf Kolbergs grüner Au.
 
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Doch als es still wird auf der Au,
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Juchheididei! Juchheididei!
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Da deucht es schlecht dem Gneisenau,
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Er ruft:»Ei! Ei! Ei! Ei!«
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Er hasset die Franzosen,
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Die argen Ohnehosen,
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Nach England muß er reisen
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Von Kolbergs grüner Au.
 
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Komm nun zurück, du frommer Held!
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Juchheididei! Juchheididei!
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Und zieh mit Deutschen froh ins Feld
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Und rufe: »Hei! Juchhei!«
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Tu einen Tanz noch wagen,
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Wir wolln die Welschen jagen
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Mit dir und deinem Degen
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Von Deutschlands grüner Au.
 
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Komm nun zurück aus Engelland!
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Juchheididei! Juchheididei!
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Das Glück hat alles umgewandt,
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Juchhei! Juchhei! Juchhei!
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Komm, laß dein Spiel erklingen,
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Komm, laß die Welschen springen,
71 
Wie du sie springen ließest
72 
Auf Kolbergs grüner Au.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29 KB)

Details zum Gedicht „Das Lied vom Gneisenau“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
72
Anzahl Wörter
327
Entstehungsjahr
1813
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Lied vom Gneisenau“ stammt von dem Dichter Ernst Moritz Arndt. Er lebte von 1769 bis 1860, weshalb das Werk in das Zeitalter der Romantik und des Biedermeier einzuordnen ist.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht von Wiederholungen geprägt ist, sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene. Es ist stark rhythmisch, fast schon liederlich angelegt. Dieses Gedicht scheint ein Loblied auf eine bestimmte historische Figur und ein Ereignis, das im Kontext der Befreiungskriege gegen Napoleon steht, zu sein.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Szene auf der grünen Au bei Kolberg, auf der eine Art „Tanz“ stattfindet. Diese Metapher steht für die Kämpfe während der Belagerung von Kolberg, die das lyrische Ich zu verherrlichen scheint. Die Braut, die Hochzeit hält, ist die Stadt Kolberg, der Bräutigam der Titelheld des Gedichts, der General Gneisenau. Das lyrische Ich schildert dieses „Fest“ ausgesprochen positiv und lebensbejahend: Tod und Leben nehmen sich die Kämpfer nicht zu genau, sie tanzen fröhlich und feurig. Die Franzosen, gegen die gekämpft wird, werden belächelt („Ohnehosen“ in Vers 54) und verspottet.

In Form und Sprache zeichnet sich das Gedicht durch seine starke Regelmäßigkeit aus: Jede der neun Strophen besteht aus acht Versen, der immer wiederkehrende Ausruf „Juchheididei! Juchheididei!“ und „Juchhei! Juchhei! Juchhei!“ unterstützt die lebendige, leidenschaftliche Atmosphäre. Auch der Reim (Kreuzreim) und der Rhythmus (Vierhebiger Jambus) tragen zu diesem Eindruck bei.

Insgesamt ist das Gedicht „Das Lied vom Gneisenau“ von Ernst Moritz Arndt eine Art Heldenlied auf den gleichnamigen General, der während der Befreiungskriege gegen Napoleon Bekanntheit erlangte. Die Kriegssituation wird durch die Wahl der Metapher (der Tanz) und die heitere, leidenschaftliche Sprache stark verherrlicht und nicht als das Leid und die Tragödie dargestellt, die ein Krieg mit sich bringt. Arndts antifranzösische Stellung wird deutlich, ebenso die patriotische, nationalstolze Haltung zur Zeit der Befreiungskriege und das damit verbundene Streben nach nationaler Einheit. Der lyrische Tenor könnte auch der Aufruf zur Verteidigung des Vaterlandes sein.

Weitere Informationen

Ernst Moritz Arndt ist der Autor des Gedichtes „Das Lied vom Gneisenau“. Arndt wurde im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1813. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 72 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 327 Worte. Der Dichter Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Weihnachtsbaum“, „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ und „Das Glück, das glatt“. Zum Autor des Gedichtes „Das Lied vom Gneisenau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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