Das Lied vom Dörnberg von Ernst Moritz Arndt
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Es war ein Freiherr fromm und gut |
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Vom Kattenland und Kattenblut |
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O tapfres Land der Hessen! |
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Der haßte tief den welschen Tand, |
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Der konnte Ehr' und Vaterland |
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Und Freiheit nicht vergessen. |
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Es hatt' auf den Landgrafenthron |
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Den Bruder sein Napoleon |
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Im Kaiserstolz gesetzet; |
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Der Bruder hieß Hieronymus, |
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Ein Weichling, der im Diebsgenuß |
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Der Wollust sich ergetzet. |
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Das deucht dem edlen Dörnberg schlimm, |
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Er rüstet sich im Heldengrimm, |
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Den Buben will er schlagen, |
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Die Welschen will der Ritter wert |
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Mit Spieß und Stange, Kolb' und Schwert |
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Weit übern Rhein verjagen. |
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Schon hat er klug sein Netz gespannt, |
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Schon hält ers Schwert in tapfrer Hand, |
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Schon warten seine Treuen, |
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Sie brennen all von deutschem Mut, |
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Sie dürsten all Franzosenblut |
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Mit Durst der edlen Leuen. |
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Das deuchte einem Schelm nicht recht, |
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Ein Ritter, doch von Sinn ein Knecht, |
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An Ehren mißgeboren, |
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Der sagt's dem König alles aus, |
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Der rüstet sich und schirmt sein Haus |
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Mit Wehr an Türmen und Toren. |
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Da muß der edle Dörnberg fliehn, |
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Verräter spähen hinter ihn, |
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Sein Leben zu erlauschen; |
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Er auf der Flucht muß ab und an |
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Mit manchem fremden Wandersmann |
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Wohl Kleid und Kappe tauschen. |
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Bis er den wackern Braunschweig find't, |
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Der Welfen echtgebornes Kind, |
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Den treuen deutschen Degen; |
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Da mußt' noch mancher welsche Hund |
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Sich blutig auf den grünen Grund |
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Durch seinen Säbel legen. |
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Sie hauen sich wie Männer durch, |
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Dann segeln sie zur Freiheitsburg, |
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Altengelland mit Namen; |
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Da ruhen sie vom harten Strauß |
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Die müden wunden Glieder aus. |
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Gott sprach zur Kühnheit Amen. |
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Nun, Deutsche, hört die neue Mär! |
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Der Dörnberg ziehet wieder her, |
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Er führet tapfre Reiter, |
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Er reitet ein geschwindes Pferd, |
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Er schwinget ein geschliffnes Schwert, |
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Und Gott ist sein Begleiter. |
Details zum Gedicht „Das Lied vom Dörnberg“
Ernst Moritz Arndt
9
54
278
1813
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht „Das Lied vom Dörnberg“ wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst. Arndt war ein deutscher Schriftsteller und Historiker, der während des 18. und 19. Jahrhunderts wirkte, genauer gesagt von 1769 bis 1860.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine Art Geschichte oder Legende erzählt. Es handelt vom Freiherrn Dörnberg, der für seine Heimat einsteht, gegen Unrecht kämpft und für Freiheit und Ehre streitet. Er wird als tapfer, ehrenhaft und mutig dargestellt, wobei er gegen seinen eigenen Bruder, der den Thron bestiegen hat, unter Verwendung von Hinterlist und Mut oppositioniert.
Das lyrische Ich erzählt die Geschichte von Freiherr Dörnberg und seinen Bemühungen, die Fremdherrschaft in seinem Heimatland Hessen zu beenden. Der Bruder von Dörnberg, Hieronymus, wird nach Hessen eingesetzt, von wem ist nicht genau klar, es könnte Napoleon sein, und es wird angedeutet, dass er korrupt und effeminiert ist. Dörnberg will ihn und seine Handlanger vertreiben. Er muss jedoch aufgrund eines Verrates fliehen. Trotzdem kämpft er weiter und verbündet sich mit dem „echtgebornen Kind der Welfen“ (eventuell Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig). Das Gedicht endet damit, dass angekündigt wird, Dörnberg werde wiederkommen und weiter für die Freiheit kämpfen.
Formal besteht das Gedicht aus neun gleichaufgebauten Strophen mit je sechs Versen, es folgt also einem streng geregelten Schema. Anwendungen von Reim sind nicht ersichtlich. Die verwendete Sprache ist formal und altmodisch, mit zahlreichen Gleichnissen und Metaphern. Aber die Bedeutung ist klar und unverzerrt: das Lob auf den Mut und den Einsatz für Freiheit und Heimat.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Das Lied vom Dörnberg“ ist Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1813. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 54 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 278 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt sind „Der Mann“, „Der Weihnachtsbaum“ und „Klage um Auerswald und Lichnowsky“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Lied vom Dörnberg“ weitere 285 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt (Infos zum Autor)
- Der Mann
- Der Weihnachtsbaum
- Klage um Auerswald und Lichnowsky
- Das Glück, das glatt
- Laßt wehen, was nur wehen kann
- Ballade
- Die Zaunranke und der Klee
- Elegie
- Die Biene und der Lenz
- Leben
Zum Autor Ernst Moritz Arndt sind auf abi-pur.de 285 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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