Der Schatten von Leo Greiner
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Zwischen mir und meinem trunknen Leben |
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Wärmt ein Schatten sich an meiner Glut. |
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Wünschend saust mein ungestilltes Blut, |
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Doch er raubt mir schon im Niederschweben |
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Jeden Traum und jedes goldne Gut. |
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Meiner Schätze waren funkelnd viele, |
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Doch ich fühl' an meines Bechers Rand |
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Seines Schattenmundes wilde Kühle |
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Und am Griffe seine Schattenhand. |
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Schritt ich so verloren in die Lande, |
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Ließ mein Wandern keine Spur zurück. |
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Seine Spuren, halb verweht im Sande, |
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Sah mein schaudernd rückgewandter Blick. |
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Selbst von meines Schlummers Grunde heben |
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Seine Hände jeden Schatz der Lust: |
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Schlafen muß ich steinern, traumbewußt |
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Zwischen mir und meinem trunknen Leben. |
Details zum Gedicht „Der Schatten“
Leo Greiner
1
17
99
1876 - 1928
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor dieses Gedichts ist Leo Greiner, ein österreichischer Schauspieler und Dichter, der in der Zeitspanne des frühen 20. Jahrhunderts lebte und wirkte. Seine Lebenszeit und Schaffensperiode, die von 1876 bis 1928 reichte, ermöglicht eine zeitliche Einordnung: Das Gedicht stammt aus einer Zeit des großen kulturellen Umbruchs und der zunehmenden Modernisierung.
Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen eindringlichen und melancholischen Eindruck. Es erzählt von einem inneren Konflikt, vielleicht sogar einer existentiellen Krise des lyrischen Ichs. Das zentrale Motiv ist der titelgebende „Schatten“, ein wiederkehrendes Bild, das verschiedene Deutungen erlaubt.
Inhaltlich spricht das lyrische Ich von einem distanzierten Verhältnis zu seinem eigenen, „trunkenen“ Leben und von einem Schatten, der sich „an meiner Glut“ wärmt. Offensichtlich gibt es eine Trennung zwischen dem Ich und seinem Leben, eine Kluft, die durch den „Schatten“ symbolisiert wird. Dieser Schatten nimmt dem Lyrischen Ich Dinge weg – „jeden Traum und jedes goldne Gut“ – und verleiht allem eine „wilde Kühle“. Er hinterlässt Spuren und beeinflusst das Erleben des lyrischen Ichs, sogar in seinem Schlaf. Insgesamt hinterlässt er einen Eindruck von Fremdbestimmung und Verlust.
Formal besteht das Gedicht aus siebzehn Versen, aufgeteilt in eine Strophe. Die Sprache ist bildreich und suggestiv, sie erweckt starke, eindringliche Bilder und Gefühle. Auffällig ist zudem die Wiederholung des ersten Verses am Ende des Gedichts, was einen Kreis schließt und die Allgegenwärtigkeit des „Schattens“ betont.
Der „Schatten“ kann auf verschiedene Weise interpretiert werden: Er könnte eine Personifikation von Ängsten, Zweifeln oder Depressionen sein, die das lyrische Ich begleiten und dessen Lebensfreude einschränken. Ebenso könnte er aber auch einen Teil des Selbst symbolisieren, der verdrängt oder nicht anerkannt wird. Die genaue Interpretation bleibt letztendlich dem Leser überlassen, was das Gedicht besonders reizvoll und vielschichtig macht.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Schatten“ ist Leo Greiner. Greiner wurde im Jahr 1876 in Brünn (Brno) geboren. Zwischen den Jahren 1892 und 1928 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 99 Worte. Die Gedichte „Karneval“, „Reife“ und „Regenabend“ sind weitere Werke des Autors Leo Greiner. Zum Autor des Gedichtes „Der Schatten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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