Ich hörte flüstern von Oscar Adolf Hermann Schmitz

Ich hörte flüstern, daß in jener Bai,
Wohin die Toten spült der Ozean,
Die Stadt des Königs Ys versunken sei;
Wer in der Dämmerung auf stiller Bahn
 
Steuert am schwarzen Vorgebirg vorbei,
Dieser vernehme unter seinem Kahn
Von fernen Glocken süße Melodei,
Wie Pilger, die dem Abendziele nahn.
 
Die Sehnsucht aus so vielen trüben Tagen,
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Die tränenlos und harrend du getragen,
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Verhüllend in der Blicke Finsternis,
 
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Will aus der Augen ungelöstem Schweigen
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Zu mir gleich tiefen Glockentönen steigen,
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Wie von der stummen Stadt des Königs Ys.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ich hörte flüstern“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1873 - 1931
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgegebene Gedicht stammt von Oscar Adolf Hermann Schmitz, einem deutsch-französischen Schriftsteller und Übersetzer, der in der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert tätig war. Es lässt sich also dem Symbolismus zuordnen, einer literarischen Bewegung, die für ihre metaphorischen Darstellungen und die Betonung subjektiver Emotionen und Eindrücke bekannt ist.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht ruhig und nachdenklich wirkt, es entführt den Leser in eine Welt jenseits der Wirklichkeit, ein typisches Merkmal symbolistischer Poesie.

Das lyrische Ich spricht von der versunkenen Stadt des Königs Ys, die den Ort repräsentiert, an den die Toten gehen. In den Versen wird beschrieben, wie man in stiller Dämmerung, vorbei an einem schwarzen Vorgebirge, den süßen Klang ferner Glocken vernimmt. Es ist ein Bild von Ruhe, Abgeschiedenheit und zugleich zarter Melancholie, denn das Flüstern und die Glockenklänge sind Symbole der Vergänglichkeit und Einsamkeit.

Das lyrische Ich stellt eine Verbindung her zwischen dem Klang der fernen Glocken und der eigenen unbefriedigten Sehnsucht, die in seinen Augen aufscheint - ein starkes, persönliches Gefühl, das sich in der tiefen Stille des Meeresbodens wiederfindet, ähnlich wie die stille Stadt des Königs Ys.

In Bezug auf die Sprache verwendet Schmitz einen zarten, lyrischen Ton mit komplexen Bildern und subtiler Metaphorik. Der Text zeigt Zeichen von Assoziation und Integration, was darauf hindeutet, dass das lyrische Ich versucht, seine Emotionen und Erfahrungen auf eine Art und Weise auszudrücken, die unreduzierbar und einzigartig ist.

Formal handelt es sich um ein Sonett, eine traditionelle Gedichtform, die oft dazu genutzt wird, tiefgehende Emotionen und komplexe Ideen auszudrücken. Die rhythmische Struktur und die konstante wiederholte Anzahl von Versen in jeder Strophe tragen zur allgemeinen Atmosphäre der Ruhe und Kontemplation bei. Die gewählte Form spiegelt also den melancholisch-düsteren Inhalt des Gedichts wider und verstärkt die Intensität seiner Bildsprache. Zusammengefasst handelt es sich um ein typisches Werk des späten Symbolismus, das die Vorstellungskraft des Lesers herausfordert und zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich hörte flüstern“ des Autors Oscar Adolf Hermann Schmitz. Im Jahr 1873 wurde Schmitz in Bad Homburg vor der Höhe geboren. In der Zeit von 1889 bis 1931 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Oscar Adolf Hermann Schmitz ist auch der Autor für Gedichte wie „Heimat“ und „Leben“. Zum Autor des Gedichtes „Ich hörte flüstern“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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