Büchner, Georg - Woyzeck (Alternative Schlussszene)

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Georg Büchner, alternative Schlussszene, anderes Ende, Referat, Hausaufgabe, Büchner, Georg - Woyzeck (Alternative Schlussszene)
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Referat

Alternative Schlussszene zu Woyzeck

Das Drama „Woyzeck“ wurde von Georg Büchner geschrieben. Es handelt sich dabei um ein fragmentarisches Werk, da Büchner es vor seinem Tod im Jahr 1837 nicht vollenden konnte. Trotz seiner Unvollständigkeit ist „Woyzeck“ eines der bekanntesten und meistgespielten Dramen im deutschen Sprachraum. Es thematisiert soziale Fragen, menschliches Leid und die Auswirkungen der Gesellschaft auf das Individuum.

Aufgabenstellung: Verfasse eine alternative Schlussszene für das Drama „Woyzeck“. Stelle sicher, dass deine Szene die Charaktere und Themen des Dramas auf plausible und ansprechende Weise weiterführt. Deine Szene sollte eine klare Struktur haben und zu einem überzeugenden Abschluss kommen.

Szene [28]: Die Liebe. Die Reue. Der Tod.

Karl rannte so schnell, wie ihn seine Beine tragen konnten. Dabei hielt er Christian fest umschlungen, es schien, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen. Er rannte vorbei an der alten Kaserne, an der Ecke, an welcher die alte Großmutter ihre schaurigen Märchen erzählte, vorbei an der Stadt und den Menschen, vorbei am Treiben der Gesellschaft. Karl wusste genau, was geschehen war und er war bereit, dies der ganzen Welt zu erzählen. Dies tat er allerdings nicht aus Rache oder Boshaftigkeit, sondern aus Angst, Woyzeck könne Christian etwas antun.

Wie gelähmt lief Karl zum Marktplatz, an welchem sich Polizisten und Schaulustige sammelten. Karl berichtete was geschehen war. Er erzählte, wie sehr sich Marie nach Materialismus gesehnt hatte und wie der Tambourmajor jene Lücke füllte. Er berichtete von den Experimenten, an denen Woyzeck teilgenommen hatte, von den Erniedrigungen des Hauptmanns, von den Demütigungen seiner Frau und wie Woyzeck nachts schrie, dass er die Zigeunerin umbringen würde. Karl erzählte, wie Woyzeck sich veränderte, dass er nicht er selbst sei, wie ein fremder Geist, gefangen im Körper eines armen Mannes.

Bevor Karl seine Erzählung beenden konnte, lief eine Schar von Polizisten in Richtung Woyzecks Haus. Sie traten die Tür ein und warfen Woyzeck zu Boden, der gerade dabei war, seine Tatwaffe zu reinigen. Überraschenderweise wehrte sich Woyzeck nicht. Seine Augen waren schwarz und voller Leere. Er schien zu wissen, was nun geschehen würde und es schien sogar, als würde er sich darauf freuen, aus dieser grauenvollen Welt erlöst zu werden.

Nachdem Woyzeck zur Polizeistation gebracht worden war, überbrachte einer der Offiziere die Nachricht, dass er am nächsten Morgen um Punkt 5 Uhr enthauptet werden würde. Nachdem diese grauenvolle Nachricht übermittelt wurde, sprach Woyzeck kein Wort mehr. Er wollte sich nicht verabschieden, er wollte keine tröstenden Worte, er wollte einfach nur sterben.

Mit den Worten des Scharfrichters „Bringt den Sünder hinein“ begann Woyzecks Hinrichtung. Der Marktplatz war umgeben von Menschen, egal ob jung oder alt, dick oder dünn, arm oder reich, sie alle versammelten sich, um die Hinrichtung zu sehen. Sogar der Doktor und der Hauptmann waren anwesend, allerdings nicht um sich von Woyzeck zu verabschieden oder sich gar zu entschuldigen, sondern um sich von den Geschehnissen unterhalten zu lassen.

Woyzeck stand auf dem Podest, den Kopf in eine Schnur gewickelt. Er blickte wie in Trance in die Augen der Schaulustigen und sprach seine letzten Worte:

„Mein Name ist Friedrich Johann Franz Woyzeck. Ich wurde am 20. Juli geboren und bin heute 30 Jahre, 7 Monate und 12 Tage alt. Heute ist der 27. August, der Tag meines Todes. Ich hatte eine wundervolle Frau, Marie, und einen kleinen Sohn, Christian. Ich tat alles, um ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen, doch meine Kräfte waren nicht stark genug. Die täglichen Demütigungen meiner Vorgesetzten sowie die Erbsendiät brachten mich ans Ende meiner Kräfte, nein, ans Ende meines Daseins. Nachdem mich Marie, oh meine geliebte Marie, betrogen hat, wusste ich mir nicht anders zu helfen, als sie zu ermorden. Ich stach zu, immer und immer wieder, aber ich verspürte keine Reue. Warum habe ich bloß keine Reue verspürt? Warum hat mein tiefstes Inneres mir nicht geraten, aufzuhören? Nun bin ich hier und blicke kurz vor meinem Tod jenen in die Augen, die mich zu dem Monster gemacht haben, das ich heute bin. Ein gebrochener Mann, der die Liebe seines Lebens und nun auch sein eigenes Leben verliert. Ich flehe euch an, lasst meinen Sohn nicht in den Abgrund stürzen, wie ich es getan habe. Lasst ihn von den Qualen des Menschseins verschont. Bitte verschont meinen Sohn.“

Mit diesen Worten endete das Leben von Friedrich Johann Franz Woyzeck.

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