Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus - Der Sandmann (Charakterisierung von Clara)

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E.T.A. Hoffmann, Charakterisierung Clara und Nathanael, Referat, Hausaufgabe, Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus - Der Sandmann (Charakterisierung von Clara)
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Referat

E.T.A. Hoffmann – „Der Sandmann“ (Charakterisierung von Clara)

Aufgabe: Verfassen Sie eine Charakterisierung Claras auf Grundlage v.a. folgender Textstellen: S. 15 - S. 18; S. 22 - S. 28

Clara ist die Verlobte Nathanaels in der Erzählung „Der Sandmann“, die von E.T.A. Hoffmann im Jahr 1817 in der Epoche der Romantik sowie der Aufklärung verfasst wurde. Die romantische Erzählung thematisiert den Widerstreit von Vernunft, Fantasie, Rationalität und Imagination.

Clara gehört zu den Protagonisten neben ihrem Verlobten Nathanael. Ihr Alter ist nicht genau bekannt, liegt jedoch im ungefähren Alter von 18 Jahren. Nach dem Tod ihrer Eltern sind sie und ihr Bruder Lothar als Waisenkinder von Nathanaels Mutter aufgenommen worden. Sie lebte zusammen mit Lothar und der Mutter Nathanaels in dessen Haus, während Nathanael in ferner Gegend ein Studentenleben führte. Dem Leser werden keine genauen Informationen über ihren Beruf gegeben.

Das rein Äußerliche Claras entspricht nicht dem klassischen Schönheitsideal. In Nathanaels Augen besitzt sie jedoch ein liebliches, schönes Gesicht mit feinem Lächeln (vgl. S. 23, Z. 17/18). Besonders ihre Augen werden positiv hervorgehoben. Nathanael vergleicht diese mit einem See von Ruisdael, in denen sich das heitere Leben spiegelt (vgl. S. 23, Z. 5 f.).

Ihr wird eine sehr rationale und vernunftbetonte Sprache während der Erzählung zugeordnet. Dies wird im zweiten Brief deutlich, in dem Clara durch ihr rationales und aufklärerisches Denken versucht Nathanael seine Angst vor seinen Vorstellungen zu nehmen. Dies bestrebt sie, indem sie ihm zum einen zuspricht sowie seine Gedanken zunächst nicht verleugnet (vgl. S. 15, Z. 30) und zum anderen verdeutlicht sie ihm, dass durch vernunftbetontes Denken, man den Entschluss ziehen kann, dass es solch dunkle Mächte, die Nathanaels Leben kontrollieren, nicht in der Realität existieren (vgl. S. 17, Z. 32 f.). Des Weiteren wird durch ihre Wortwahl deutlich, dass sie eine aufmunternde und optimistische Persönlichkeit besitzt, da sie Nathanael sagt, er solle trotz der beschwerten Umständen heiter bleiben (vgl. S. 18, Z. 14).

Nicht nur anhand ihrer Sprache und ihres Verhaltens, sondern auch an ihrem Namen wird deutlich, dass sie mit ihren Werten für die Epoche der Aufklärung steht. Ihr Name bedeutet übersetzt Klarheit. Ihr Denken ist von Rationalität und Vernunft geprägt, was sich darin zeigt, dass sie im Gegensatz zum romantisch geprägten Nathanael, den Sandmann als Hirngespinst, aufgrund eines Kindheitstrauma, identifiziert. Das Leben von Clara ist durch diese Klarheit geprägt und bringt dadurch ihr Selbstbewusstsein mit sich. Laut ihrer Überzeugung kann der Mensch kraft seiner Vernunft, Eindeutigkeit und Klarheit in sein Leben bringen.

Dadurch, dass Clara und Nathanael verlobt sind, stehen sie in einer sehr engen Verbindung zueinander. Trotz der gegenseitigen Liebe ist ihre Beziehung jedoch von vielen Streitigkeiten und Unstimmigkeiten geprägt. Ihre Beziehung weist zunächst den Kontrast zwischen Rationalität und Vernunft im Gegensatz zur träumerischen, von der Realität abgewandten Fantasie auf. Clara blickt sehr kritisch auf Nathanaels Verhalten und Denkweise. Denn ihr gesunder und vernünftiger Verstand sagt ihr, dass dessen Angst vor dem Sandmann durch ein traumatisches Kindheitserlebnis ausgelöst wurde, und keineswegs der Realität entspricht. Es handele sich bei den Ängsten um innere, psychische Vorgänge. Nathanael ist darüber sehr verärgert und lehnt ihre Ansicht und ihren Rat ab. Die Beziehung wird zunehmend belastet und entfremdet, indem Nathanael ein Gedicht für Clara geschrieben hat, das von seinen schlechten Erlebnissen und Gefühlen handelt. Es thematisiert, wie ihre Liebe am Traualtar von Coppelius zerstört wird, da dieser Claras Augen berührt, die in seine Brust wie blutige Funken springen (vgl. S. 26). Clara reagiert erschüttert und gefühllos auf das Gedicht, was zur Eskalation führt, denn sie sagt, er solle das Gedicht verbannen. Während Nathanael verärgert und gewalttätig mit dieser Situation umgeht, gelingt es Clara durch rationale und vernünftige Ruhe die Versöhnung einzuleiten, sodass sich der Streit nicht noch stärker entfaltet. Dies verdeutlicht ein erwachsenes Verhalten.

Zu ihrem Bruder Lothar hat sie eine gesunde geschwisterliche Beziehung. Dies zeigt sich als es zum Kampf zwischen Lothar und Nathanael kommt, der dadurch ausgelöst wird, dass er seine Schwester beschützen möchte (vgl. S. 28/29). Nicht nur an dieser Stelle wird die Geschwisterliebe deutlich, sondern auch am Ende der Erzählung. Er rettet sie ein zweites Mal, als Nathanael sie von einem Turm hinabschleudern möchte. Lothar sprengt die Tür und es gelingt ihm sie zu retten.

Clara verkörpert das rationale, vernünftige, selbstbewusste und aufklärerische Denken. Außerdem lässt sie sich einerseits als unbefangen, heiter und kindisch beschreiben und andererseits als kaltherzig und rational. Sie besitzt eine gesunde Mischung aus Verstand und Gefühl (vgl. S. 15-18).

Sie lässt sich von ihrem Verstand führen und hat demnach keine Angst vor der dunklen Macht. Ihrer Ansicht nach gibt es eine solch dunkle Macht nicht. Diese entsteht nur durch den eigenen Glauben und wird dadurch verstärkt. Ihr Wirken beinhaltet die Intention, Nathanael wieder mündig zu machen, indem sie ihn darüber aufklärt, dass seine Vorstellungen nicht der Realität entsprechen.

Clara nimmt durch ihr Verhalten und ihre Denkweise indirekt Einfluss auf Nathanael. Sie versucht durch ihr rationales Verhalten seine Einstellung zu ändern und ihn rational zur Vernunft zu bringen, sodass er nicht mehr von dunklen Mächten geplagt wird. An dieser Stelle wird zusätzlich ihre mütterliche Fürsorge deutlich. Jedoch nimmt Nathanael diese Ratschläge und Hilfe nicht an, weshalb sie kaum auf ihn Einfluss nehmen, sondern ihn viel mehr verärgert. Er fühlt sich von Clara nicht ernst genommen und nicht verstanden, weshalb er sie durch die Puppe Olimpia ersetzt, die ihn in jeglichen Punkten erfüllt, die Clara nicht vertritt. Somit gibt Claras Verhalten und Denkweise unbewusst einen weiteren Anstoß dafür, dass sich Nathanael noch mehr von ihr abwendet und sich in seine Fantasiewelt flüchtet.

Während Clara von Nathanael als „lebloser, verdammter Automat“ beschrieben wird (vgl. S. 28, Z. 4), was bedeutet, dass sie lediglich vernünftig und rational handelt und denkt, ohne jegliche Fantasie und Vorstellungen, wird sie vom Erzähler als „weibliches, zartes Gemüt mit hellem, scharfem sichtendem Verstande“ (S.23, Z. 23/24) und „lebenskräftiger Fantasie“ (S.23, Z. 21) bezeichnet. Somit wird sie nicht nur als rational und vernünftig charakterisiert, sondern auch als lebensfroher, unbefangener und kindlicher Geist.

Im Laufe der Handlung verändert sich die Persönlichkeit Claras kaum. Sie bleibt ihrem vernünftigen, rationalen Gedanken treu und lässt sich nicht von den wahnsinnigen Gedanken Nathanaels beeinflussen. Ihre liebevolle und fürsorgliche Art behält sie ebenso bei, denn trotz der gescheiterten und entfremdenden Beziehung sorgt sie sich um Nathaneal. Dies ist daran erkennbar, dass sie, nachdem Nathanael in das „Tollhaus“ eingewiesen wurde, bei ihm ist als er zu Hause aus seinen fürchterlichen Träumen aufwacht. Claras Charakter beschreibt sich ebenfalls dadurch, dass sie Nathanael trotz seiner Untreue vergeben kann und bereit ist, ihn zu heiraten.

Zusammenfassend lässt sich Clara als eine rationale, vernünftige, aber auch trotz ihrer aufklärerischen Denkweise ebenso als lebensfroh und kindlich beschreiben. Ihre Denkweise lässt sich auf einen gesunden Menschenverstand zurückführen, der nicht durch übernatürliche Fantasie geleitet wird.

Demnach sind ihre Handlungen als vernünftig, nachvollziehbar und menschlich zu bewerten. Sie versucht, mit ihrem Verstand Nathanael rational zur Vernunft zu bringen.

In der Erzählung nimmt sie eine besondere Funktion ein, denn sie verkörpert in ihrer Denkweise und Handlungsweise die Epoche der Aufklärung. Damit steht sie in direktem Konflikt zu Nathanael, der die schwarze Romantik deutlich verkörpert. Diese zwei Gegensätzlichkeiten werden zusätzlich verstärkt, da diese zwei grundlegend verschiedenen Persönlichkeiten in enger Beziehung zueinander stehen. Deutlich wird dabei, dass sie durch ihre Rationalität deutlich mehr Stärke als Nathanael besitzt und ihm gewissermaßen überlegen ist.

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