Hoffmann, E.T.A. - Der Sandmann (Zusammenfassung, Interpretation, Charaktere)

Schlagwörter:
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Interpretation, Charaktere, Inhaltsangabe, historischer Hintergrund, Referat, Hausaufgabe, Hoffmann, E.T.A. - Der Sandmann (Zusammenfassung, Interpretation, Charaktere)
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Referat

Der Sandmann von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Die Erzählung „Der Sandmann“ von E. T. A. Hoffmann aus dem Jahr 1816 beschreibt das Schicksal des jungen Studenten Nathanael.

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (gemeinhin abgekürzt als E. T. A. Hoffmann; geb. Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann) wurde am 24. Januar 1776 geboren und verstarb am 25. Juni 1822. Er war ein deutscher romantischer Autor von Fantasy und gotischem Horror, ein Jurist, Komponist, Musikkritiker und Künstler. Seine Geschichten bilden die Grundlage für Jacques Offenbachs berühmte Oper The Tales of Hoffmann, in der Hoffmann als Held (stark fiktionalisiert) erscheint. Er ist auch Verfasser der Novelle Der Nussknacker und der Mauskönig, auf der Pjotr Ilyich Tschaikowskys Ballett Der Nussknacker basiert. Das Ballett Coppélia basiert auf zwei weiteren Geschichten, die Hoffmann schrieb, während Schumanns Kreisleriana auf Hoffmanns Figur Johannes Kreisler basiert.

Hoffmanns Geschichten beeinflussten die Literatur des 19. Jahrhunderts stark und er ist einer der wichtigsten Autoren der Romantik.

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Biographie

  • 24. Januar 1776 in Königsberg geboren
  • bekam den Namen Ernst Theodor Wilhelm, später nannte er sich Amadeus, aus Verehrung für Mozart
  • 1780 ließen sich die Eltern scheiden
  • 1782 ging er in die reformierte Burgschule in Königsberg
  • 1792 studierte er Jura
  • 1795 bestand er das Examen zum Regierungs-Auskultators
  • 1798 verlobte er sich mit der Tochter seines Onkels, Minna Hoffmann erschloss sich eine neue Welt; er besuchte häufig das Theater, komponierte, zeichnete und begann zu schreiben.
  • 1800 bestand er sein Assessor-Examen
  • 1802 löste er die Verlobung mit Minna auf und heiratete Kurz darauf Maria Thekla Rorer-Trzynska

An Karneval machte er sich über die Posener Gesellschaft lustig, woraufhin er strafversetzt wurde. Es folgten Jahre der bitteren Armut. Ein Freund half ihm aber Regierungsrat zu werden. In Warschau wurde er Mitbegründer einer musikalischen Gesellschaft und führte zum ersten Mal den Dirigentenstab. Er ging nach Berlin, wo er versucht seine Kompositionen zu verkaufen, doch leider ohne Erfolg Er zog sich bei seiner Geliebten die Syphilis zu.

  • 1808 bekam er eine Stelle als Kapellmeister, am Bamberger Theater, am 1. September 1808 trat er seine Stelle an
  • 1809 erklärte das Theater Konkurs, daraufhin wandte er sich der Schriftstellerei zu
  • 1809 seine erste Erzählung erschien
  • 1814 erschienen seine Niederschrift der dreizehn Kreisleriana
  • Er verliebte sich in seine Gesangsschülerin Julia Marc
  • Julia wurde verheiratet, dazu kamen noch finanzielle Probleme
  • Er wurde Kapellmeister in Dresden
  • Bis 1814 arbeitete er am Theater in Dresden, und schrieb. Es entstand: Der Magnetiseur, Der goldene Topf, Der Sandmann ...
  • 1814 wurde er entlassen und bekam eine Stelle im Justizministerium
  • 1816 bereitete er, in Berlin, eine zweite Sammlung von Erzählungen vor
  • Er hatte Umgang mit Tieck, Fouqué, Eichendorff ...
  • 1818 verfasste er schwer krank seine letzten Werke: Das Fräulein von Scuderi
  • 1819 Klein Zaches genannt Zinnober
  • 1819-1821 Lebens-Ansichten der Katers Murr und seine gesammelten Erzählungen und Märchen in den vierbändigen Serapionsbrüdern
  • Im Oktober 1819 wurde er zum Mitglied der Immediat-Comission
  • 1822 beendete er Meister Floh

Am 25. Juni 1822 starb er, er wurde nur 46 Jahre alt. Er liegt auf dem Friedhof bei der Jerusalemer Kirche in Berlin begraben.

  • interessierte sich für Künste und Wissenschaften
  • nicht nur Autor, sondern auch Maler, Theaterdirektor und Jurist → Universalgenie
  • Charakteristisch für fast alle seine Stücke sind die harmlos scheinenden Anfangsszenen, aus denen sich dann im Handlungsverlauf oft düstere und vom Wahnsinn geprägte Schicksale der Protagonisten entwickelt.

Inhaltsangabe

Geprägt von einer Kindheitserinnerung über den Sandmann verfolgt den Studenten Nathanael dieser durch sein ganzes Leben. In verschiedenen Gestalten begegnet der Student der dunklen Figur und ist am Ende so verzweifelt, dass er sich von einem Ratsturm in den Tod stürzt. Die Erzählung beginnt mit mehreren Briefen Nathanaels, die er an Lothar, den Bruder seiner Verlobten Clara, schickt. Versehentlich adressiert der Student einen der Briefe jedoch falsch und Clara liest ihn. Im seinem ersten Brief berichtet Nathanael über seine Kindheitserfahrung mit dem Sandmann, hinter dem er den Advokaten Coppelius vermutet. Dieser sei regelmäßig ins Haus seiner Eltern gekommen und habe mit Nathanaels Vater merkwürdige Experimente durchgeführt. Heimlich habe Nathanael einen dieser Versuche beobachtet und sei dabei erwischt worden. Der Sandmann habe ihm seine Augen rauben wollen, aber der Vater habe es gerade noch verhindern können. Wenige Zeit nach dem Vorfall verstirbt Nathanaels Vater. Nathanael macht den Advokaten Coppelius verantwortlich für den Tod des Vaters. Clara tut den Sandmann in ihrem Brief an Nathanael als ein Produkt dessen Fantasie ab. Sie vertritt die Auffassung, dass der Sandmann für das Böse im Menschen stehe und nicht real sei.

Auch Nathanael schafft es dann, sich kurzzeitig von dem Gedanken an den Sandmann zu lösen. Jetzt übernimmt ein Erzähler und erzählt die Geschichte weiter. Nathanael besucht Lothar und Clara. Während der Zeit, die er bei ihnen verbringt, kommt es immer wieder zum Streit zwischen beiden. Nathanaels Stimmung ist gedrückt. Er beschäftigt sich ständig mit dem Sandmann, und auch Clara kann seine Gedanken nicht in eine andere Richtung lenken. Aus Wut darüber, wie Nathanael seine Schwester behandelt, will sich Lothar mit ihm duellieren. Clara kann das Duell zwischen den Kontrahenten verhindern, und der Frieden zwischen allen dreien ist wiederhergestellt. Zurück an seinem Studienort muss Nathanael aus seinem alten Zimmer ausziehen, da es in dem Haus gebrannt hat. Er bekommt ein neues Zimmer, direkt gegenüber dem Haus von Professor Spalanzani. Eines Tages kommt der Wetterglashändler Coppola zu Nathanael und verkauft ihm ein Fernglas. Der Händler erinnert Nathanael zuerst an den Advokaten Coppelius. Der Student begreift dann aber, dass es eine andere Person sein muss. Durch das Perspektiv kann er in ein Fenster des Hauses des Professors sehen. Hinter diesem Fenster sitzt die Tochter von Spalanzani, Olimpia. Ab diesem Zeitpunkt beobachtet der Student Olimpia regelmäßig. Er sieht sie ruhig und starr am Zimmer sitzen und ist fasziniert von ihr. Als der Professor Spalanzani ein Fest veranstaltet, ist auch Nathanael eingeladen. Auf dem Fest tanzt er mit Olimpia, sieht sie Klavier spielen und hört sie singen. Er verliebt sich in das Mädchen, obwohl kein anderer seine Gefühle nachvollziehen kann.

So äußert sein Studienfreund Siegmund, dass er Olimpia als starr und kühl empfinde, trotz ihres guten Aussehens. Nathanael lässt sich allerdings in seinen Gefühlen zu Olimpia nicht verunsichern und vergisst darüber sogar seine Verlobte Clara. Er beginnt, Olimpia regelmäßig im Haus des Professors zu besuchen und ihr vorzulesen. Eines Tages trifft er dabei auf Spalanzani und den Advokaten Coppelius, die sich um Olimpias Gestalt streiten.

Nathanael sieht, dass Olimpia kein Mensch ist, sondern eine Puppe, an der der Professor jahrelang gearbeitet hat. Der Advokat Coppelius verlässt das Haus mit der leblosen Puppe auf dem Arm. Die Erkenntnis darüber, dass Olimpia eine Puppe war, schockiert nicht nur Nathanael, sondern auch die anderen Menschen, die sie gekannt haben. Der Student reist zurück zu seiner Familie und wird von Clara freudig empfangen. Ohne ein weiteres Wort vergibt sie ihm und ist froh, ihn nicht mehr in so düsterer Stimmung anzutreffen. Zusammen planen sie ihre Zukunft. Bei einem Ausflug in die Stadt, bei dem auch Lothar dabei ist, steigen sie auf einen Ratsturm. Nathanael holt sein Fernglas hervor und richtet dies auf Clara. Plötzlich denkt er, sie sei ebenfalls kein wirklicher Mensch, sondern nur eine Puppe, und versucht, sie vom Turm zu stoßen. Lothar kann gerade noch verhindern, dass sie vom Turm stürzt und stirbt. Er nimmt seine Schwester wieder mit hinunter. Nathanael dagegen nimmt wahnsinnige Züge an. Er sieht in der unten stehenden Menschenmenge den Advokaten Coppelius stehen und stürzt sich selbst in den Tod.

detaillierter Überblick über den Inhalt (in Abschnitte unterteilt)

Brief an Lothar
Das Werk beginnt mit einem Brief vom Protagonisten Nathanael an seinen Freund Lothar. In diesem erklärt er, er habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedererkannt, der während seiner Kindheit immer wieder abends vorbeikam und mit seinem Vater alchemistische Experimente durchführte. Dieser verkörperte für Nathanael den Sandmann, der, so wie die Amme es beschrieb, den Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen streut, sodass sie blutig herausspringen. Nathanael ist so verängstigt, aber auch fasziniert, dass seine Neugier so groß wurde und er seinen Vater und Coppelius bei einem ihrer Experimente beobachtet.

Dabei wird er jedoch von Coppelius entdeckt, der ihm zur Strafe das Augenlicht nehmen will, jedoch bringt Nathanaels Vater ihn davon ab. Ein Jahr verging, das Nathanael krank im Bett verbrachte und in dem Coppelius nicht wiederkam. Dann kehrte er zurück für einen letzten Besuch, der Nathanaels Vater das Leben kostete. Diese Ereignisse lösten in Nathanael ein Trauma aus, das ihn bis ins Erwachsenenalter nicht losgelassen hat. In seiner Verwirrung adressiert er den Brief an seine verlobte Clara.

Brief von Clara
Clara antwortet auf diesen Brief und erklärt, dass er sich diese grässlichen Erlebnisse aus der Kindheit teilweise nur eingebildet habe und sich die schlechten Gedanken aus dem Kopf schlagen soll. Brief an Lothar In einem weiteren Brief an Lothar bittet Nathanael ihn, nicht mehr mit Clara über seine Probleme zu sprechen.

Er erzählt ihm, dass er sich in der Identität Coppolas geirrt habe und es wohl nicht Coppelius sei. Unter anderem berichtet er von Spalanzani, einem italienischen Physiker und von dessen häufig eingesperrter „Tochter“ Olimpia, die ihm merkwürdig, aber nicht unsympathisch vorkommt. Am Ende des Briefes erfährt der Leser, dass Nathanael Lothar und Clara besuchen fährt, um Abstand von den Geschehnissen zu gewinnen.

Besuch bei der Familie
Nathanael verändert sich total, da er häufig von dunklen Mächten spricht, die über den menschlichen Geist bestimmen .Er trägt ein eigen verfasstes Gedicht vor, in dem die Liebe zwischen ihm und Clara von Coppelius zerstört wird. Dies führt zum Streit mit Clara und einem beinahe Duell mit Lothar. Nathanael wirft sich vor Clara und bittet sie und auch Lothar aus tiefstem Herzen um Vergebung.

Studienstadt
Als Nathanael bald darauf in seine Wohnung zurückkehrt, findet er sie abgebrannt vor und zieht gegenüber von Spalanzani ein. Überraschend besucht ihn Coppola, dem er aus Verlegenheit wegen des vorherigen Rauswurfes eines seiner Perspektive abkauft. Mit diesen beobachtet er Olimpia und erkennt ihre Schönheit. Auf einem Ball, den Spalanzani gibt, verliebt er sich in sie und beginnt, ihr regelmäßig Besuche abzustatten. Er beschließt ihr einen Heiratsantrag zu machen, doch platzt er mitten in einen Kampf zwischen Coppelius und Spalanzani um Olimpia herein. Dort erkennt er, dass sie eine automatisierte Holzpuppe ist. Als Nathanael die „blutigen Augen“ Olimpias auf dem Boden liegen sieht, greift er Spalanzani an und versucht ihn um zu bringen. Daraufhin wird er in die Psychatrie gebracht.

Besuch der Familie
Durch Claras fürsorgliche Pflege scheint es bald so, als sei Nathanael wieder genesen. Er plant, Clara zu heiraten und mit ihr aufs Land zu ziehen. Um den Ausblick zu genießen, steigen Clara und Nathanael auf den städtischen Rathausturm. Dort entdeckt Clara einen grauen Busch, der scheinbar auf sie zu schreitet.

Nathanael greift nach dem Fernglas von Coppola in seiner Tasche und wird in seine Wahnwelt zurückgeworfen. Er versucht Clara vom Turm zu werfen, dies wird von Lothar bemerkt und er kommt rechtzeitig, um Clara zu retten. Unter dem Turm versammelt sich eine Menschenmenge, inklusive Coppelius, den das Schauspiel zu belustigen scheint. Daraufhin springt Nathanael vom Turm und stirbt. Clara wird ein paar Jahre später glücklich verheiratet in einem bürgerlichen Lebensstil wiedergesehen.

Aufbau der Erzählung

Einleitung → drei Briefwechsel & Erklärung des Erzählers an die Leser
Hauptteil → Interaktion mit Olimpia
Schluss → Turmbesteigung

  1. Brief (von Nathanael an Lothar → aus Versehen an Clara geschickt)
    • Sandmann → böse Gestalt, die Kindern die Augen entfernt
    • Nathanael glaubt: Coppelius = Sandmann
    • Begegnung mit Coppola → er → Sandmann
    • Cop. -> Schuld -> Tod des Vaters
  2. Brief (von Clara an Nathanael)
    • will Nathanael beruhigen
    • sagt es sei nur Einbildung
  3. Brief (von Nathanael an Lothar)
    • Coppola ist nicht Coppelius
    • erblickt Olimpia zum ersten Mal
    • Nathanael besucht Clara & Lothar
  • Zu Beginn des Textes werden dem Leser drei verschiedene Briefe präsentiert
  • erst zu einem später übernimmt eine Erzählerfigur das Geschehen und schildert den Handlungsverlauf
  • Vermischung von Gattungen vor
  • Anfang = Briefroman
  • der restliche Teil der Erzählung hat eine traditionelle Romangestaltung
  • Briefe erwecken den Anschein von Authentizität und vermitteln die subjektiven Eindrücke der Verfasser an den Leser
  • dabei fungiert der Adressat als Mittler zwischen dem Leser und dem jeweiligen Verfasser des Briefes
  • auffällig: fehlende Datierung, Weglassen einer Anrede

Erzähler bzw. Erzählweise

  • nach den Briefen taucht der Erzähler auf
  • auktorialer Erzähler, das Geschehen wird kommentiert und gewertet
  • Erzähler spricht direkt zum Leser
  • Nathanael ist ein Freund von ihm
  • erklärt den Aufbau der Geschichte
  • stellt seine Gedanken und Schwierigkeiten beim Schreiben dar → Leser ist in den Schreibprozess involviert
  • liefert Hintergrundinformationen, so beispielsweise zu dem weiteren Verlauf des Lebens von Professor Spalanzani, nachdem ihm Olimpia weggenommen wurde, zu den Familienstrukturen von Nathanael, Clara und Lothar oder zu der vermeintlichen Quelle, von der er die vorangestellten Briefe erhalten hat. Er habe diese nämlich von seinem Freund Lothar bekommen
  • so wird erneut eine Illusion von Authentizität und Realitätsnähe geschaffen
  • adressiert den Leser direkt und spricht ihn unter anderem mit „günstiger Leser!“ oder „Geneigtester!“ an
  • verwendet rhetorische Fragen, direkte Rede für zeitdeckendes Erzählen und ebenfalls Metaphern in Form von Landschaftsbildern und Naturphänomenen
  • Nichtsdestotrotz erweckt auch das Erzählen des Erzählers eher den Eindruck eines mündlich erstatteten Berichts als den eines wohlstrukturierten und schriftlich verfassten Textes
  • liefert dem Leser auch in Informationen zu sich selbst. So äußert er sich als Autor und berichtet, dass eigentlich niemand ihn darum gebeten hat, Nathanaels Geschichte aufzuschreiben, er es aber trotzdem getan hat
  • die Geschichte von Nathanael selbst liegt zum Zeitpunkt des Erzählens bereits in der Vergangenheit
  • versucht, eine Verbindung zu dem Leser herzustellen. Das Vorhaben wird auch daran deutlich, dass er die Figur Nathanael so präsentiert, dass sie Identifikationspotenzial für den Rezipienten bietet
  • zieht sich im Verlauf zurück, konzentriert sich vor allem auf die Beschreibung von Nathanaels Innenleben
  • es erscheint so, als wähle der Erzähler vor allem zentrale Ereignisse aus dem Leben Nathanaels aus, die er an den Leser vermittelt → ein episodenhaftes Erzählen → es wird sich nicht darum bemüht, die komplette Biografie des Protagonisten nachzuvollziehen
  • eine Parallele zwischen Nathanael und der Erzählfigur besteht darin, dass beide zeitweilig nicht mehr genau zwischen Coppola und Coppelius differenzieren. Während Nathanael diesen Verdacht in seinem ersten Brief direkt äußert, geschieht die Verschmelzung beim Erzähler aber scheinbar unbewusst

Historischer Hintergrund

  • Gattung der Märchen erlebte in der Epoche der Romantik seinen Höhepunkt
  • Autor als ein autonomes Subjekt charakterisiert, der sich selbst zum alleinigen Bezugspunkt seines Schaffens macht
  • Autoren beschäftigen sich neben dem Schreiben mit noch vielen weiteren Sachen
  • Spannungen zwischen den romantischen Idealen und der realen Welt entluden sich vor allem auf der politischen Ebene
  • Aus dem Wiener Kongress und den Karlsbader Beschlüssen resultierten zahlreiche Konsequenzen für das deutsche Volk. Die Pressefreiheit und Lehrfreiheit in Deutschland wurden aufgrund der Angst vor einer Revolution, und zwar ähnlich der in Frankreich, aufgehoben und der Autoritätsgedanke rückte in der Politik in den Vordergrund. Es war vor allem dieser Autoritätsgedanke, welcher im Gegensatz zu den Forderungen der Romantiker nach der individuellen Freiheit stand.

Epoche

Das Werk von Hoffmann ist in der Epoche der Romantik, genauer gesagt in der Epoche der Spätromantik entstanden. Die Romantik lehnt die Wirklichkeit radikal ab. Die Gesellschaft ist geprägt vom Gewinnstreben und Nützlichkeitsdenken des beginnenden industriellen Zeitalters. Während dieser Epoche beginnt auch die Blütezeit der Naturwissenschaften. Die Romantiker sehen aber darin eine Gefahr, denn die Naturwissenschaft versucht alles mit dem Verstand zu erklären und lässt keinen Freiraum für Geheimnisse. Man versucht, dem bürgerlichen Alltag zu entfliehen, da dieser grau und ohne Abwechslung ist. Im Vordergrund stehen die Phantasie und Gefühle. Viele Dinge werden auch vom Mittelalter wieder aufgegriffen.

Bei E. T. A. Hoffmanns Werk "Der Sandmann" stehen sich Romantik und Aufklärung gegenüber:

  1. Clara als Vertreterin der Aufklärung
  2. Nathanael als Vertreter der Romantik

Romantik:

  • wählten nicht die römische, antike Dichtung zu ihrem Vorbild, sondern orientierten sich primär am Mittelalter
  • mittelalterlichen Heldensagen, Dichtungen und Lieder wurden die Vorbilder der Autoren
  • waren sehr stark durch die Natur und Naturerfahrungen sowie die Naturwahrnehmungen geprägt und nutzten diese oft als Inspirationsquellen
  • Kants Schrift „Kritik der Urteilskraft“ → daraus abgeleitet, verbreitete sich in der Epoche der Romantik der Gedanke, dass die Kunst frei von moralischen und politischen Zwecken sein solle. Kunst müsse, dürfe und solle keinen Zweck erfüllen. Vielmehr solle das Urteil über ein Kunstwerk aus dem Zusammenspiel zwischen Verstand und Fantasie des Rezipienten resultieren
  • Novalis erweiterte diese Kunstauffassung, indem er sie explizit auf die Literatur und Dichtung bezog → wies darauf hin, dass die Poesie zum Selbstzweck auch nicht an feste Regeln, Normen und Konventionen gebunden sei
  • legten großen Wert auf die Kunstästhetik, die vor allem eine Rezeptionsästhetik ist
  • oft skizzierten die Romantiker dabei optimistische und positive Abbildungen der Welt und der Gedanken ihrer Figuren
  • Im Gegensatz zu dieser positiven Romantik stand die „schwarze Romantik“ → Charakteristische Themen hierfür sind Verzweiflung, Selbstzweifel des Individuums oder Lebenskrisen, Schein und Sein, Sinnestäuschungen und Missverständnisse
  • greift oft zeitgenössische Thematiken auf → Themengebiete sind nicht eingeschränkt
  • Gattung des Romans für die Romantiker besonders bedeutend, da im Roman viele Themen gleichzeitig aufgegriffen und verschiedene Erzählmodi miteinander kombiniert werden können
  • bevorzugten offene Formen, wie Essays oder Aphorismen
  • Fragmentartigkeit oder die Kürze der Erzählungen bieten mehr Raum für immer neue Lesarten oder Interpretationsansätze des Werkes
  • verwendeten häufig das Mittel der „romantischen Ironie“ → bewusste Durchbrechung des Scheins einer fantastischen Welt und Verdeutlichung, dass das Geschriebene gar nicht real ist

Interpretation

  • Innenwelt und Außenwelt
  • Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Krankheit und Gesundheit
  • Wahnsinn und Normalität
  • Aufklärung und Romantik

Augenmotiv:

  • der Sandmann sammelt Augen von Menschen
  • als Nathanael beim heimlichen Beobachten der Experimente des Vaters und des Advokaten entdeckt wird, fordert der Sandmann die Augen des Kindes: „Augen her, Augen her!“ Nur das Flehen des Vaters kann verhindern, dass Coppelius die Augen Nathanaels stiehlt. Stattdessen setzt dieser ihm dann die Gliedmaßen willkürlich am Körper an
  • Clara hat dagegen „hold lächelnde[n] Kinderaugen“ → symbolisiert somit Unwissenheit und kindliche Naivität
  • Nathanael war mit dem Tod seines Vaters überfordert, er konnte nicht verstehen, warum dieser sterben musste, und kann es immer noch nicht
  • So schwankt sein Gemütszustand ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung und er kann keine gefestigte Persönlichkeit entwickeln
  • Clara erkennt die Realität und versucht Nathanael zu helfen
  • Im Gegensatz zu Clara hat die Puppe Olimpia starre Augen → Leitmotiv Auge = Erkenntnismedium (welche ist die wahre Realität), Teufelsbilder → die drei ähneln sich durch die Augenparallele

Feuermotiv und Wahnsinn:

  • „blaue Flamme“, die Nathanael bei den Experimenten seines Vaters und Coppelius bemerkt → Blau ist neutral = Unwissenheit
  • als sich der Vater über die Flamme beugt, wirkt er auf seinen Sohn plötzlich ganz anders. Er wird ihm fremd, „da sah er ganz anders aus“
  • in Anwesenheit des Feuers und des Advokaten Coppelius verändert sich Nathanaels Vater sowie auch Nathanael der sich später durch den Einfluss des Sandmanns in einen völlig anderen Menschen verwandelt
  • Nathanael findet seinen Vater tot und verkohlt auf → Feuer = Zerstörung, späteres Trauma
  • Er braucht einen logisch nachvollziehbaren Grund für sein Versterben, jemanden, der die Schuld daran übernehmen muss → Solange es solch eine Person nicht gibt, kommt er auch nicht über den Tod seines Vaters hinweg und kann diesen nicht verarbeiten und damit abschließen
  • sieht Dinge die nur er sehen will, welche aber nicht real sind
  • der Advokat Coppelius wird für Nathanael zu einer willkommenen Projektionsfläche für alle seine Ängsten, Sorgen und die Fragen aus seiner Kindheit
  • Clara will das Nathanael diesen Advokaten vergisst → doch wenn er nun seinem Konstrukt Coppelius die Kraft aberkennt, dann verliert er auch die Begründung für das Versterben des Vaters. Damit kann Nathanael aber nicht leben. Die Unwissenheit zerreißt ihn
  • entwirft seine eigene Welt
  • als Clara ihn auffordert, das Gedicht ins Feuer zu werfen, kann Nathanael das nicht tun → dann theoretisch eine neue Bedeutung, nämlich die, dass es negative Gedanken auslöschen und diese zu Asche werden lassen kann (Zerstörung im positiven Sinn)

Das Perspektiv des Wetterglashändlers Coppola:

  • Wetterglashändler Coppola, der Nathanael an den Advokaten Coppelius erinnert und Brillen auf den Tisch legt, die ihn an Augen und den Sandmann erinnern
  • Nathanael kauft ein Perspektiv; welches beschrieben wird mit: „Noch nie im Leben war ihm kein Glas vorgekommen, das die Gegenstände so rein, scharf und deutlich dicht vor die Augen rückte“
  • das Perspektiv schränkt seine Sicht ein, steuert von nun an seine Wahrnehmung und hält Nathanael endgültig in seinen Ängsten gefangen
  • Nathanael sieht, symbolisch geworden durch das Perspektiv, immer nur das, was er in seiner Fantasie auch sehen will
  • Olympia eine Marionette des Professors Spalanzani welcher ebenfalls dem Wahnsinn verfallen, allerdings in einer anderen Form, und zwar insofern, als er sich so in sein Projekt Olimpia hineingesteigert hat, dass auch er sie als eine reale Figur betrachtet, der er einen großen Anteil seiner Lebenszeit gewidmet hat. Spalanzani erinnert eher an das Bild eines verrückten Professors, der aus der Motivation heraus, Leben zu erschaffen, handelt und sich ebenfalls in die eigene Welt verstrickt, die ihn in den Wahnsinn führt

Ein anderer Blickwinkel:

  • schiebt die ganze Schuld mit Olympia dem Coppelius zu
  • Moment der Erkenntnis → stellt fest, Olimpia „hatte keine Augen“. Indem er sie als eine Puppe wahrnimmt, erkennt er auch seine eigenen Fehler. Er kann sein Fantasiegebilde dann auch nicht mehr erfolgreich aufrecht halten. Verdeutlicht wird dies auch durch die Vermischung der Figuren Coppelius und Coppola in der Szene. Nathanael verliert den Überblick
  • als Olimpias Augen dann verschwunden sind, ist auch Nathanaels Blick wieder klar. Er kehrt zurück zu Clara
  • auf dem Turm sieht er aus versehen Clara durch ein Perspektive an → der Wahnsinn bricht wieder aus → sieht sie in Flammen stehen

Fazit:

  • Das Feuermotiv und das Augenmotiv verbinden Nathanaels Vergangenheit mit der erzählten Gegenwart
  • Zusätzlich symbolisieren Augen die Möglichkeiten von verschiedenen Blickwinkeln → So kann die Erzählung unterschiedlich interpretiert und Nathanaels Verhalten verschieden gedeutet werden
  • so führt Clara Nathanaels Verhalten beispielsweise auf dessen negative, ängstliche Seite zurück, während Nathanael selbst sein Handeln stets mit dem Konstrukt des Sandmanns begründet
  • Speziell das Augenmotiv kann auch so gedeutet werden, dass die Augen als Spiegel der Seele durch den Sandmann und den Sand, den dieser in die Augen streut, so sehr verletzt wurden, dass der Mensch blind geworden ist
  • Nathanael ist also durch die Kindheitserinnerungen so sehr verletzt worden, dass er sich davon nicht mehr erholen kann und seine eigene Identität verloren hat. Seine Seele, symbolisch geworden durch die Augen, ist undurchsichtig geworden und ungefestigt geblieben
  • Das Feuermotiv tritt meistens in Verbindung mit der Möglichkeit eines neuen Anfangs auf. Es steht somit für Veränderungen und Weiterentwicklungen im Leben, die oft allerdings mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden sind
  • Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verwischen sich und sind sowohl vom Leser als auch vom Protagonisten kaum zu erkennen. Dabei verdeutlicht Hoffmann, dass aus Fantasie schnell Wahnsinn werden kann, und er steht damit im Kontrast zu beispielsweise Grimms Märchen, die in der Epoche der Romantik die positiven Seiten der Fantasie verdeutlichen
  • In Anlehnung an Kant thematisiert Hoffmann in seiner Erzählung ebenfalls das Thema der Erkenntnis. Nathanael gelingt es nicht, die Realität zu erkennen

Ich-Identität

  • persönliche Identität (Individualität, eigene Bedürfnisse/Vorstellungen) vs. soziale Identität (Angepasstheit, Kommunikation/Interaktion, andere Erwartungen erfüllen) → Nathanael → sucht Anerkennung, lehnt die Norm der anderen ab, Egoismus (will die Erfüllung seiner Bedürfnisse/Wünsche), er fokussiert sich nur auf seine persönliche Identität, er unterliegt nicht den Erwartungen von anderen, sondern stellt selber hohe Erwartungen an andere

Alchimistenszene

  • Wechsel vom Realen zum Fanatischen (unrealistische Beschreibungen von der Situation)

Weltbild, Menschenbild und Lebenskonzept:

  • Ablehnung einer reinen und einseitigen Vernunft-Orientierung
  • Ablehnung der „philisterhaften“ Spießigkeit und Angepasstheit der Menschen
  • Sehnsucht nach heiler Welt und Harmonie
  • Eskapismus → Flucht aus der Realität, Irrationalismus → blaue Blume, inneres Auge
  • Natur = Energiequelle, Liebe = höhere Einheit
  • Hinwendung zum Katholizismus

Das Werk thematisiert sich durch die Gegenüberstellung von Claras aufgeklärten Vernunftdenken und Nathanaels träumerischer Irrationalität einen zentralen Konflikt der Romantik. Nathanael lässt sich von seiner Fantasie bestimmen, die ihn dazu bringt, sich in eine tote Maschine zu verlieben und anschließend über die soziale Ausgrenzung bis in den Tod treibt.

  • Automat als satirisches Sinnbild der Gesellschaft
  • Wahnsinn als Kontrast zur Rationalität – Nathanael im Kontrast zu Clara
  • Kritik an Subjektivismus der Romantik?

Charaktere

Clara:

  • die Klare, vernünftig
  • Nathanaels Verlobte
  • verkörpert die Aufklärung
  • Eltern sind verstorben
  • sie und ihr Bruder Lothar kamen als Waisenkinder in das Haus von Nathanaels Eltern
  • wuchsen dort auf und Clara verliebte sich in Nathanael
  • gutes Verhältnis zu ihrem Bruder
  • Am Ende der Erzählung rettet Lothar seine Schwester vor dem Tod. Er verhindert, dass sie vom Ratsturm stürzt
  • hat ein ruhiges, weiblich besonnenes Gemüt, und helle und holde lächelnde Kinderaugen
  • nicht im traditionellen Sinn schön, sondern zeichnet sich vor allem durch ihr Auftreten und ihren Charakter aus
  • phantasievoll, aber gleichzeitig sehr intelligent und vernünftig
  • Menschen, die sie nicht kennen, erscheint Clara kühl und reserviert
  • Familie und Freunden gegenüber tritt sie dagegen herzlich und offen auf; sie bezaubert die Menschen, die sie kennt, mit ihrer freundlichen Art und wird dafür von Nahestehenden sehr geschätzt
  • ihre Liebe zu Nathanael scheint bedingungslos, ehrlich und aufrichtig zu sein
  • will nur das Beste für Nathanael und versucht, ihn zu schützen und ihn aus seiner Verzweiflung zu befreien
  • fordert ihn immer wieder dazu auf, den Sandmann und Coppelius zu vergessen
  • alle Versuche, ihre Beziehung zu Nathanael aufrechtzuhalten, scheitern am Ende
  • Clara ist eine liebende, gutmütige und engagierte Frauenfigur
  • am Ende heiratet sie einen anderen Mann und bekommt mit diesem zwei Söhne
  • abhängig von Nathanael, wenig selbstbewusst
  • Aufklärerische Figur
    • Empirismus (Vertraut auf ihre Sinne)
    • Ratio, bestimmtes Denken und Handeln, Zweifeln
    • jeder kann Weisheit und Tugend verwirklichen
    • Gefühle sind steuerbar
    • Fokus auf Gegenwart/Realem
      → Vorwurf an sie: kalt, robotermäßig, schlechte Zuhörerin, verständnislos, unempfänglich
  • Beurteilung durch Clara
    • versteht ihn und seine düsteren Träumereien nicht, lehnt diese auch ab
    • sie hält die bösen Mächte für überwindbar, sie seien rational erklärbar
    • ist uninteressiert, banalisiert
    • meint dies seien alles Projektionen/Einbildungen
    • ihre Empfehlung → heiter sein/lachen, drüber stehen

Nathanael:

  • Student
  • gefühlsbetont, verkörpert die Romantik
  • verliebt sich in Olimpia
  • hat Geschwister, mindestens eine jüngere Schwester
  • Sein Vater, welchen er sehr schätzte und respektierte, erzählte ihm oft fantastische Geschichten
  • von einer Kinderfrau erfuhr er die Geschichte des Sandmanns, dessen Schritte er in seiner Kindheit oft im Haus der Eltern gehört hat
  • beobachtete die Experimente seines Vaters und des Advokaten Coppelius
  • als er dabei entdeckt wurde, versuchte Coppelius Nathanael die Augen zu stehlen, der Vater konnte dies allerdings verhindern
  • Eines Tages findet er seinen Vater tot auf → macht Coppelius mitverantwortlich für den Tod seines Vaters und schwört, Rache zu nehmen
  • ist als Kind sehr abergläubisch und interessiert an fantastischen Figuren
  • Vom Sandmann ist er gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen → setzt den Advokaten Coppelius mit dem Sandmannes gleich und hat vor diesem schon als Kind Angst
  • Auch später verbindet der Protagonist mit der Figur des Advokaten nur Negatives. So erinnert ihn auch der Wetterglashändler Coppola an den Advokaten
  • Student
  • interessiert sich für Wissenschaft und Kunst
  • scheibt viele Briefe
  • findet es nicht gut das Clara mit ihrem Bruder über seine Briefe redet
  • hat häufig Gefühlsschwankungen → hat keinen gefestigten Charakter und lässt sich von äußeren Umständen beeinflussen
  • in düsteren, depressiven Phasen ist er stark in sich gekehrt und lässt dann auch Clara nicht an sich heran
  • er ist schicksalsergeben und völlig auf sich selbst konzentriert
  • Olimpia gegenüber entwickelt er dagegen euphorische Gefühle und verliebt sich schnell in sie → vergisst Clara → zentriert sein Leben und seine Gedanken nur auf die Puppe
  • auch Studienkollegen blendet er aus
  • neigt zu Extremen. Er bewegt sich stets auf einer Seite, entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt sein
  • erst, als er realisiert, dass Olimpia eine Puppe ist, wendet er sich wieder Familie und Freunden zu
  • trotzdem versucht er am Ende, Clara vom Ratsturm zu stoßen, als er diese durch das Perspektiv des Wetterglashändlers betrachtet
  • er stürzt sich, nachdem er den Advokaten Coppelius in der unten stehenden Menge gesehen hat, hinunter und verstirbt
  • auch als erwachsener Student kann er nicht von seinen Kindheitsängsten dem Sandmann gegenüber lassen → wirkt fanatisch und wahnsinnig. Er entwickelt Obsessionen bezüglich der Figur des Sandmanns und später auch zu der Puppe Olimpia
  • die anfängliche Verniedlichung von Claras Namen deutet auf Nathanaels Haltung ihr gegenüber hin → betrachtet sie als eine schwache, hilfsbedürftige Frauenfigur
  • Romantische Künstler Figur = Nathanael
    • zweifelt die Vernunft an (träumerisch, fantasievoll, kindlich)
    • Intensivierung (ängstlich, sensibel, gefühlvoll, sehnsuchtsvoll)
    • Außenseiter (kontaktarm, unangepasst, Flucht aus der Wirklichkeit)
    • schwankende, zerrissene Persönlichkeit, instabil, facettenreich → unkonventionell
    • innere Unruhe → durch Neigung zu Extremen, negative Kindheit, auf gutes folgt böses
      → Vorwurf an ihn: steigert sich hinein, lässt sich von den Träumereien leiten, Kontrolllose Gefühle, Verkennen der Gegenwart, leben in der Vergangenheit, abgleiten in die psychische Erkrankung

Olimpia:

  • nicht irdisch; vom Mensch erschaffen
  • Holzpuppe mit dem Erscheinungsbild eines Menschen
  • wird als Tochter des Professors Spalanzani vorgestellt
  • Dieser hat die Puppe innerhalb von 20 Jahren konstruiert
  • leblos, Puppe
  • groß, schlank und gut gekleidet, ihr Gesicht ist schön, die Augen jedoch starr und tot
  • Je länger Nathanael sie durch sein Perspektiv ansieht, desto mehr Leben kommt für ihn in Olimpias Gesicht
  • sitzt stundenlang unbeweglich in der gleichen Position im Haus des Professors ​Spalanzani direkt hinter einem Fenster
  • den „etwas seltsam eingebogenen Rücken, die wespenartige Dünne des Leibes“ (S. 30) blendet er aus, genau wie ihre kalten Hände
  • ihre Bewegungen sind steif und ungelenk
  • beim Tanzen gibt sie den Takt vor
  • spielt Piano und singt
  • im Gespräch mit Nathanael äußert sie lediglich Interjektionen („Ach – Ach – Ach!“)
  • auf andere Betrachter, wirkt sie kühl und distanziert
  • passive Rolle
  • Nathanael gegenüber agiert sie kaum, vielmehr schreibt dieser Olimpia Gefühle zu und interpretiert ihre Körpersprache aus der Perspektive des Liebenden
  • Olimpia selbst hat keinen eigenen Charakter

Coppelius:

  • Rechtsanwalt bzw. Advokat
  • Freund Nathanael Vaters
  • führen zusammen alchemistische Versuche durch
  • dominiert die Kindheitserinnerungen Nathanaels und spielt auch später in den Gedanken des erwachsenen Studenten immer wieder eine Rolle
  • ist groß, hat breite Schultern, einen großen Kopf, grüne Augen und ein „erdgelbes[m] Gesicht“, große Nase, dunkelrote Flecken auf den Wangen, einen schiefen Mund und ein gemeines, teuflisches Lachen, trägt eine schmale Perücke, seine Ohren sind rot, die Hände behaart, seine Stimme ist zischend
  • besuchte Nathanaels Familie regelmäßig und blieb zum Mittagessen
  • stets „in einem altmodisch zugeschnittenen aschgrauen Rocke, ebensolcher Weste und gleichen Beinkleidern“ gekleidet
  • Nathanael beschreibt ihn als „widrig und abscheulich“
  • scheint sich darüber bewusst zu sein, dass er eine abschreckende Wirkung auf Kinder hat, und nutzt dieses Wissen aus
  • hasst Kinder und nennt sie die „kleinen Bestien“
  • Während auch Nathanaels Mutter den Advokaten nicht mag, behandelt dessen Vater diesen, „als sei er ein höheres Wesen“
  • für ihn werden stets die besten Gerichte und teuersten Weine serviert – Nathanaels Vater nennt Coppelius seinen „Meister“
  • nach dem Tod des Vaters verlässt er die Stadt – Für Clara ist er „dieser widerwärtige Dämon“, der die Beziehung zwischen ihr und Nathanael gefährdet
  • sie gibt Coppelius die Schuld an Nathanaels Wahnsinn und seiner düsteren Stimmung
  • scheint seit seiner Kindheit immer in Nathanaels Unterbewusstsein zu existieren
  • eine Respekt einflössende, dominante und rücksichtslose Figur
  • unklar ob er eine Fantasie von Nathanaels Wahnsinn ist

Coppola:

  • italienischer Wetterglashändler
  • verkauft Nathanael ein Perspektiv
  • bietet Nathanael Brillen und Lorgnetten an und verkauft ihm schließlich das Perspektiv
  • hat in Statur und Gesicht Ähnlichkeit mit Coppelius, trägt aber andere Kleidung
  • Nathanael vermutete das es die gleiche Person sei
  • wird zunächst als „widerwärtig“ beschrieben, nach dem Verkauf des Fernglases dann als ein „höchst ehrlicher Mechanicus und Opticus“ bezeichnet
  • hat einen großen Mund, ein hässliches Lachen, kleine Augen und lange Wimpern, seine Stimme ist heiser, und er spricht in gebrochenen Sätzen und Ausrufen
  • die Grenzen zwischen beiden Figuren sind fließend, und es wird nicht klar, ob sie dieselbe Person sind

Lothar:

  • Claras Bruder
  • zu Clara hat er ein sehr inniges und vertrautes Verhältnis
  • sie unterhalten sich auch über Nathanaels Verhalten und seine Gemütsveränderungen
  • liebt seine Schwester und will sich deshalb auch mit Nathanael duellieren
  • sieht sich als Beschützer der Schwester
  • Nathanael mag Lothar
  • Lothar mag Nathanael nicht ganz
  • untergeordnete Rolle in der Erzählung ein, obwohl er die wichtige Funktion des Briefeübermittlers und des Retters von Clara erfüllt

Motive

Augen

  • Spiegel der Seele
  • Sandmann entfernt die Augen von Kindern → Nathanael hat Angst Augen zu verlieren
  • falsche Wahrnehmungen → Nathanael verwechselt Wahn und Wahrheit beim Blick durch das Perspektiv
  • in der Romantik: Ausdruck für das Böse und Dämonische
  • Nathanael sieht den Tod in Claras Augen
  • Olimpias Augen werden rausgerissen
  • Perspektiv ändert Wahrnehmung des menschlichen Auges, Nathanael erkennt Clara als Maschine anstatt Verlobten Wahnsinn → durch Wissenschaft
  • Nathanael wächst von klein auf mit einer seelischen Krankheit auf → Augen die Seele der Menschen
  • Augen als Spiegel der Seele durch Sandmann getrübt
  • Verbindungsstelle zwischen Seele und Außenwelt
  • Coppelius, Coppola, Spalanzali ,,stechende Augen“ (Zeichen des Bösens)
  • Claras Augen sind hell, Olimpias Augen ,,starr“ ,,Ohne Sehkraft“
  • Im Wahn erkennt Nathanael in Olimpias Augen Liebe und Verständnis, obwohl sie für alle anderen leb-und seelenlos ist
  • Perspektiv dient nicht dazu Wahrnehmung zu verbessern, sondern zu verfremden, Realität und Wahnsinn vermischen sich
  • Puppe wird lebendig, Natanael verfällt ihr, wird willenlos, verliert Sehkraft
  • Perspektiv schafft Nähe und Vergrößerung
  • Durch Blick Nathanaels erst Lebenskraft für Olimpia

Feuer

  • als Symbol für Wahnsinn und Tod
  • dämonische Macht
  • Vernichtung
  • Tod des Vaters
  • Umzug aufgrund eines Feuers
  • „Dreh dich Feuerkreis“ → Wahnsinnsanfall

Lachen

  • grausiges Lachen als Symbol für Wahnsinn
  • teuflisch und hämisches Lachen
  • Coppelius → Ausdruck des Bösen
  • Überlegenheit
  • Siegesgewissheit

Automaten

  • Menschen im 18. Jahrhundert fasziniert und erschreckt von Automaten / Maschinen
  • Angst → Maschinen ersetzen Menschen
  • äußerer Schein verrät nichts über das Innere (das Wahre)
  • Grenze zwischen Menschen und Automaten verschwimmt
    → Grenze zwischen Wahrheit und Schein verschwimmt
  • Nathanael zu Clara: „Du lebloses, verdammtes Automat!“
  • in Literatur der Romantik Motiv des Automaten weit verbreitet
  • Nathanaels Gliedmaße werden auseinander geschraubt, Versuchsobjekt, seelenlos
  • in Olimpia Automat zum Menschen
  • neuen Mensch schaffen
  • Macht über Nathanael durch Olimpia
  • Schönheit und mechanisches Verhalten der Puppe, wird durch Nathanael sehend, Nathanael wird blind
  • Olimpia Verwirklichung seiner Wünsche, blind für Wirklichkeit, nicht Kritikfähig, meint frei zu sein
  • Trotz Begrenzungen ist Clara um Verständnis bemüht
  • Selbstbestimmung, Willensfreiheit

Konflikte, Themen, Problembereiche

  • Nathanaels Lebensgeschichte: Entwicklungsverlauf eines Wahnsinnigen
  • Wahnsinn, spielt große Rolle, da niemand Nathanael von Realität überzeugt → Entgleisung in Fantasiewelt
  • Ausgangspunkt: nicht verarbeitetes Trauma in der Kindheit
  • Konflikt zwischen (Spät-) Romantik Nathanael und Aufklärung Clara

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