Zeh, Juli - Über Menschen (Charakterisierung der Figur Jojo)
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Referat
Juli Zeh: „Über Menschen“ - Literarische Charakterisierung der Figur Jojo
Der Vater der Protagonistin Dora aus Juli Zehs Roman „Über Menschen“ heißt „Professor Doktor Joachim Korfmacher“ (S. 109), aber er wird von seinen Kindern nur „Jojo“ genannt. Er ist einer der berühmtesten Neurochirurgen Deutschlands und operiert regelmäßig alle zwei Wochen an der Charité in Berlin (S. 108). Deswegen besitzt er eine Zweitwohnung im Berliner Bezirk Charlottenburg, wo er sich gelegentlich mit seinen Kindern Axel und Dora zum Abendessen trifft, auch während des Lockdowns. Er macht den Eindruck, als wäre er eine sehr extrovertierte und offene Person, da er oftmals in dieser Wohnung „fröhliche Runden“ mit seiner Familie und seinen Freunden veranstaltet (S. 135).
Jojo hat nach dem Tod seiner Frau, der Mutter von Dora, seine neue Freundin Sibylle kennengelernt, mit der er nun seit fünfzehn Jahren zusammen ist. Er verkündet seinen Kindern, dass er Sibylle heiraten möchte, allerdings pandemiebedingt nur standesamtlich (S. 140). Jojo hat auch sehr traditionelle Interessen bzw. Hobbies, denn er hört beispielsweise gerne klassische Musik, wie die „Bruckner-Symphonie“ (S. 134). Außerdem liest er moderne klassische Romane von Ian McEwan oder internationale Gegenwartsliteratur (S. 263).
Jojos Figur scheint jedoch auch an einigen Stellen widersprüchlich zu sein, denn obwohl er ein Arzt ist, achtet er nicht wirklich gut auf seine Gesundheit. Er trinkt nämlich gerne Rotwein, am liebsten den schwarzen Cabernet namens Montes (S. 132) und raucht sogar regelmäßig Zigaretten (S. 264). Er vertritt auch die kontroverse Meinung, dass die Corona-Maßnahmen nicht nur positiv sind und behauptet, dass die wahre Pandemie das „Anspruchsdenken“ wäre (S. 109). Er bezeichnet etwa den Mundschutz als „Mitgliedsausweis der Regelkonformen“ (S. 247). Er beleuchtet auch die Schattenseiten des Lockdowns im Krankenhaus. Er meint, wenn Untersuchungen verschoben werden, dann werden die Patienten später auch vermehrt an anderen Krankheiten sterben (S. 276). Normalerweise weigert er sich auch, andere Standpunkte als seinen eigenen zu akzeptieren, denn wenn er Menschen mit anderen Meinungen begegnet, ist er „explosionsbereit“, (vor allem im medizinischen Bereich) (S. 138).
Trotzdem ist Jojo stets hilfsbereit, er fährt mit Dora nach Bracken, um Gote zu untersuchen und nimmt ihn auch mit an die Charité-Klinik (S. 272). Er bleibt auch in stressigen Situationen ruhig und professionell, er achtet etwa auch darauf, dass Gotes Privatsphäre während der Untersuchung geschützt ist (S. 272).
Jedoch wird das Verhalten des Chefarztes an einigen Stellen von seiner Tochter Dora kritisiert. Er ist nicht so perfekt, wie ihn die Außenwelt oder vielleicht wie er sich selbst wahrnimmt. Er scheint nicht so sehr in Doras Leben involviert zu sein, seine Tochter hat oftmals das Gefühl, dass er sich nicht besonders für sie interessiert, da er sie nie z.B. nach Robert fragt (S. 264). Außerdem wird der Eindruck vermittelt, dass Jojos Priorität stets die Arbeit ist: „Im Ärzte-Universum gibt es auch keine Töchter. Man ist permanent in Eile und denkt nur an den Job.“ (S. 274). Dora gibt am Ende des Romans zu, dass Jojo kein besonders guter Vater für sie war (S. 375). Manchmal zeigt sich Jojo nicht sehr einfühlsam, was sich schon in Doras Kindheit erkennbar macht, als er ihre Illusion vom Osterhasen zerstört (S. 321). Zudem versteht er nicht, dass Dora Gote eigentlich liebt und nicht nur „Palliativarbeit“ leistet (S. 393). Selbst bei schweren Schicksalsschlägen und Katastrophen kann er Ruhe bewahren und einfach weitermachen (S. 391).
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