Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (Gedichtanalyse)
Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (Gedichtanalyse)
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Referat
Gedichtinterpretation „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff
Frische Fahrt
von Joseph von Eichendorff
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Laue Luft kommt blau geflossen, |
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Frühling, Frühling soll es sein! |
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Waldwärts Hörnerklang geschossen, |
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Mut'ger Augen lichter Schein; |
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Und das Wirren bunt und bunter |
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Wird ein magisch wilder Fluß, |
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In die schöne Welt hinunter |
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Lockt dich dieses Stromes Gruß. |
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Und ich mag mich nicht bewahren! |
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Weit von euch treibt mich der Wind, |
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Auf dem Strome will ich fahren, |
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Von dem Glanze selig blind! |
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Tausend Stimmen lockend schlagen, |
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Hoch Aurora flammend weht, |
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Fahre zu! ich mag nicht fragen, |
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Wo die Fahrt zu Ende geht! |
(„Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.1 KB) zur Unterstützung an.)
Das Gedicht „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff stammt aus dem Jahr 1837 und ist damit der Epoche der Romantik zuzuordnen. Zur Zeit der Romantik war Deutschland in viele kleine Fürstentümer zersplittert, sodass man nicht von einer ‚deutschen Nation‘ sprechen konnte. Der Wunsch der Bevölkerung nach Einheit ist daher auch ein zentrales Motiv der Epoche. Zudem wehrten sich die Romantiker gegen die immer fortschrittlicher werdende Wissenschaft und Technik, da durch sie, den Romantikern nach, die Welt ihre Mystik und Rätsel verlor. Damit war die Romantik ebenfalls eine Gegenbewegung der Aufklärung und Klassik, wobei Gefühle und Leidenschaft mehr in den Vordergrund gerückt wurden. Ein weiteres, bedeutendes Motiv der Romantik ist die Weltflucht, wobei die Menschen gerne in ihre Fantasie flüchteten, um der Rationalisierung und gesellschaftlichen Entwicklung der Aufklärung zu entgehen. Auch die Natur wurde von den Romantikern idealisiert und als Rückzugsort genutzt und ist damit neben dem Sehnsuchtsmotiv eine weitere wichtige Komponente der romantischen Epoche. Weitere Motive waren das Reisen und Wandern sowie die dunkle Romantik.
In dem zu analysierenden Gedicht „Frische Fahrt“ wird zu Beginn ein Frühlingsanfang beschrieben, der eine deutliche Aufbruchstimmung vermittelt. Im Anschluss tritt das lyrische Ich in das Geschehen ein und berichtet von seiner Sehnsucht und Reiselust.
Äußerlich besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen. Das verwendete Reimschema ist der Kreuzreim. Das Metrum des Gedichts ist der Trochäus, wobei die Verse abwechselnd mit männlichen und weiblichen Kadenzen enden. Reimschema, sowohl als auch Metrum verleihen dem Gedicht einen harmonischen Klang und Rhythmus und vermitteln die optimistische Grundstimmung des Gedichts.
Der erste Vers beginnt mit der Alliteration „Laue Luft“ (V. 1) wobei die Milde der Luft nicht nur durch das Wort „Lau“ (vgl. V. 1) beschrieben wird, sondern auch durch den weichen und harmonischen Klang der Alliteration. Das Wort „blau“ (V. 1) vermittelt anschließend die Frische der Luft, und ist im Zusammenhang mit dieser eine Synästhesie. Der Sinn des Fühlens wird durch die Luft vertreten, während blau, als Farbe das Auge anspricht. Zusätzlich kommt der Farbe Blau eine besondere Stellung innerhalb der Romantik zu. So steht sie in Form der „blauen Blume“ für Sehnsucht und das Unerreichbare. Auch hier könnte das Blau für die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach dem Reisen zu verstehen sein. Im zweiten Vers wird der Wunsch des lyrischen Ichs nach dem Frühlingsbeginn deutlich; „Frühling, Frühling soll es sein!“ (V.2). Durch die Wiederholung des Wortes „Frühling“ wird dieses besonders betont und seine Wichtigkeit unterstrichen. Der zweite Vers ist zudem eine Interjektion, die zu der Aufbruchsstimmung des Gedichts beiträgt. Der folgende Vers unterstützt diese Stimmung ebenfalls, indem durch das Wort „Hörnerklang“ (V. 3) eine Anspielung auf die Jagt, welche im Frühling beginnt, gemacht wird. Die Jagt, beziehungsweise der „Hörnerklang“ ist somit auch ein Zeichen des Aufbruchs und des Anfangs. „Mut’ger Augen lichter Schein“ (V. 4) könnte als ein weiteres Zeichen des Aufbruchs zu interpretieren sein, da die „mutig leuchtenden Augen“ (vgl. V. 4) dem Aufbruch erwartungsvoll entgegensehen. Der Ausdruck „leuchtende Augen“ wird oftmals mit einer Erwartungshaltung oder Vorfreude in Zusammenhang gebracht, während der „Mut“ verdeutlicht, dass das lyrische Ich keine Angst empfindet, sondern sich im Gegenteil, auf seinen Aufbruch freut. Im darauffolgenden Vers, wird erneut die Natur beschrieben, diesmal durch das Wort „Wirren“ (V. 5). Hier soll ein Eindruck von Bewegung und Vielfalt vermittelt werden, welche das „Frühlingserwachen“ mit sich bringt. Die Klimax „bunt und bunter“ (V. 5) verdeutlicht dieses Geschehen zusätzlich, wobei auch anklingt, dass das „Erwachen des Frühlings“ immer weiter fortschreitet. In Vers sechs ist von einem „magisch wildem Fluss“ (vgl. V. 6) die Rede, wobei das Wort „magisch“ auf das Irreale, Fantastische anspielt und mit dem Wort „wild“ (vgl. V. 6) eventuelle Gefahren angedeutet werden. Es wird jedoch auch auf die ‚Unordnung‘ des Flusses hingewiesen, was wiederum zu dem „Wirren“ (V. 5) des Frühlingsanfangs passt. Der folgende Vers beschreibt den Lauf des „magisch wilden Flusses“ (vgl. V. 6) „In die schöne Welt hinunter“ (V. 7). Durch das Adjektiv „schöne“ (V. 7) wird deutlich, dass die Welt als etwas Positives empfunden wird. Der Vers endet mit einem Enjambement, wobei der Satz in Vers acht mit, „Lockt dich dieses Stromes Gruß“ weitergeführt wird. Der Fluss hat also eine verlockende Wirkung, worin sich erneut das Sehnsuchtsmotiv der Romantik erkennen lässt. Zudem wird der Leser durch das Wort „dich“ (V.7) in diesem Vers persönlich adressiert. Dadurch soll die dynamische Wirkung auf den Leser verstärkt werden und er soll ebenfalls von der Aufbruchsstimmung erfasst werden.
In der zweiten Strophe tritt das lyrische Ich zum ersten Mal selbst in das Geschehen ein. Mit der Interjektion „Und ich mag mich nicht bewahren!“ (V. 9) drückt es kraftvoll aus, dass es seine Sehnsucht nicht zügeln möchte. In Vers zehn verdeutlicht es seine Absichten; „Weit von euch treibt mich der Wind“ (V. 10). Darin zeigt sich zum einen die Reiselust des lyrischen Ichs, sowie gleichermaßen seine Sehnsucht nach der Ferne. Das lyrische Ich distanziert sich zugleich durch das Wort „euch“ von anderen Menschen, es sucht Einsamkeit und möchte dem Gewohnten, sowie den überfüllten Städten entgehen. Seine Absicht, sich von dem „Wind treiben zu lassen“ (vgl. V. 10) zeigt auch, dass das lyrische Ich kein festes Reiseziel im Sinn hat, sondern sein Ziel viel mehr die Reise selbst ist. In dem darauffolgenden Vers beschreibt das lyrische Ich, dass es „Auf dem Strome“ (V. 11) fahren möchte. Dies kann man einerseits wortwörtlich verstehen, als würde das lyrische Ich zu einer Reise auf einem Fluss aufbrechen, jedoch lässt sich der Vers auch im übertragenen Sinne interpretieren. Der „Strome“ (V. 10) könnte dabei für den Frühling und die damit einhergehende Sehnsucht stehen, von der sich das lyrische Ich mitreißen lassen will. Im weiteren Sinne, könnte auch die Einheit gemeint sein, welche als das Ziel der Romantiker galt. Das lyrische Ich möchte sich von der „geordneten Welt“ der Aufklärer entfernen, und sich einer anderen „ungeordneten“ und wilden Welt hingeben, welche die Einheit darstellt. Der sich anschließende Vers beschreibt den Zustand des lyrischen Ichs mit den Worten „Von dem Glanze selig blind!“ (V. 12). Hierbei kann der „Glanze“ (V. 12) ebenfalls für den Frühling, sowohl als auch die Einheit stehen. Das lyrische Ich ist von diesem so bezaubert, dass es „selig blind“ (V. 12) wird. Es nimmt also nur noch die „erträumte Einheit“ war und blendet die „reale Welt“ vollkommen aus. In Vers 13 wird jedoch auch eine dunklere Seite des Reisens dargestellt. Beschrieben werden „Tausend Stimmen“ die „lockend schlagen“ (V. 13). Dabei könnten tausende verschiedene Verlockungen gemeint sein, die das lyrische Ich von seinem rechten Weg abbringen wollen. In dem folgenden Vers ist von „Aurora“ (V. 14), der römischen Göttin der Morgenröte die Rede. Auch hier wird eine deutliche Aufbruchsstimmung vermittelt. Auch der Neuanfang wird durch die Morgenröte verkörpert. Dadurch das Aurora „Hoch“ (V. 14) steht, wird deutlich, dass es für den Aufbruch höchste Zeit ist. Die Wörter „flammend weht“ (V. 14) fügen dem Vers zudem wieder einen bewegenden Aspekt hinzu. Zu Beginn des fünfzehnten Verses steht die Interjektion „Fahre zu!“ (V. 15) welche eine Aufforderung der lyrischen Ichs zum Aufbruch darstellt. Der Vers endet zudem mit einem Enjambement, und wird in dem darauffolgenden und letzten Vers zu Ende geführt. Das lyrische Ich „mag nicht fragen, Wo die Fahrt zu Ende geht.“ (V. 15 f). Dabei wird noch einmal deutlich, dass das lyrische Ich nicht nach einem eigentlichen Ziel strebt, sondern die Reise an sich genießen möchte.
Das Gedicht „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff ist in einer sehr bildlichen und lebhaften Sprache verfasst, welche sowohl durch die Wortwahl, als auch durch die äußere Form des Gedichts unterstützt wird. Es finden sich viele Motive aus der romantischen Epoche in dem Gedicht wieder, wobei das Motiv des Reisens und Wanderns, als auch das Sehnsuchtsmotiv besonders zentral sind. Typisch für Gedichte von Eichendorff ist jedoch auch die Rolle der Natur, welche in zahlreichen seiner Werke besonders prominent ist. In diesem Gedicht wird sie vordergründig durch den „Fluss“ beziehungsweise „Strom“ verkörpert, sowie auch durch den Frühling. Der „Strom“ stellt hierbei die von den Romantikern angestrebte Einheit von Gott, Mensch und Natur dar, während der Frühling, ein Symbol für den Neuanfang und den Aufbruch ist. Die Natur wird hierbei typischerweise idealisiert, da fast ausschließlich positive Assoziationen beim Leser hervorgerufen werden und selbst die Gefahren der Natur, nicht als negativ dargestellt werden. Auch das Motiv der Weltflucht lässt sich in Eichendorffs Gedicht erkennen, da das lyrische Ich sich „vom Wind treiben lässt“ (vgl. V. 10), um so aus seiner gewohnten Umgebung zu entkommen, jedoch gleichzeitig nicht möchte, dass seine Fahrt endet, da sich an einem „Ziel“ wieder neue Probleme ergeben würden. Alles in allem ist das Gedicht „Frische Fahrt“ ein exemplarisches Beispiel für die Epoche der Romantik, da viele derer Motive in ihm vorkommen.
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