Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (kurze Gedichtinterpretation)

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Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (kurze Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation: „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff

Frische Fahrt
von Joseph von Eichendorff

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!
Waldwärts Hörnerklang geschossen,
Mut'ger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluß,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.
 
Und ich mag mich nicht bewahren!
10 
Weit von euch treibt mich der Wind,
11 
Auf dem Strome will ich fahren,
12 
Von dem Glanze selig blind!
13 
Tausend Stimmen lockend schlagen,
14 
Hoch Aurora flammend weht,
15 
Fahre zu! ich mag nicht fragen,
16 
Wo die Fahrt zu Ende geht!

(„Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.1 KB) zur Unterstützung an.)

In dem romantischen Gedicht „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff aus dem Jahre 1815 geht es um das lyrische Ich, welches unglaublich vom Frühling begeistert ist und sich förmlich von ihm mitreißen lässt. In dem Gedicht stellt das lyrische Ich den Frühlingsbeginn sehr bildlich dar und verliert sich im Laufe des Gedichts in einer irrealen Traumwelt.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen. In jeder Strophe sind jeweils zwei Kreuzreime vorhanden. Das Metrum ist ein vierhebiger der Trochäus. Bereits der Titel „Frische Fahrt“ weckt eine fröhliche Aufbruchsstimmung, von welcher man direkt mitgerissen wird. Die angewandte Alliteration hebt diese Stimmung auch noch mal klanglich hervor.

Im ersten Vers „Laue Luft kommt blau geflossen“ wird ebenfalls eine Alliteration angewandt. Das „blau“ und „geflossen“ stellt die Luft wie einen Fluss dar, welcher auch im weiteren Verlauf des Gedichts noch häufiger auftreten wird. Die Wiederholung in Vers 2 „Frühling, Frühling“ bringt Schwung in den Verlauf des Gedichts und durch den Anhang „soll es sein!“ wird die Aufbruchsstimmung nochmals verstärkt. „Waldwärts Hörnerklang geschossen“(V.3) steht für die Jagd, welche eine sehr beliebte Frühlingsaktivität ist auch durch das Verb „geschossen“ wird dies hervorgehoben. Mit „Mut’ger Augen“(V.4) sind die mutigen Jäger gemeint. Eichendorff verwendet hier den Begriff „mut’ger“, um den vierhebigen Trochäus beizubehalten. „lichter Schein“(V.4) symbolisiert die Sonnenstrahlen und betont so nochmals den Frühlingsbeginn. Ab Vers 5 ändert sich das Geschehen. Das lyrische Ich wird in eine irreale Traumwelt gerissen ohne es wirklich zu bemerken. Es beginnt nämlich von einem „Wirren“ zu sprechen, welches ein „magisch wilder Fluss“(V.6) wird, hier wird auch nochmals der Fluss aus dem Anfang des Gedichts aufgegriffen. Die Steigerung „bunt und bunter“(V.5) erhöht die Spannung. In Vers 7 redet er von einer „schönen Welt“ in welche der „Stromes Gruß“ „dich“ „Lockt“(V.8) hier verwendet Eichendorff erstmals eine direkte Ansprache an den Leser und durch das Verb „locken“ veranschaulicht er, dass niemand dieser Versuchung widerstehen kann.

Ab Strophe zwei beginnt dann das lyrische Ich direkt von sich selbst zu sprechen. In Vers 9 „Und ich mag mich nicht bewahren!“ redet das lyrische Ich davon, dass es teilnehmen will, an dieser Reise weg von der Realität. Die Aussage „Weit von euch treibt mich der Wind“ in Vers 10 bestätigt diese Annahme dadurch, dass das lyrische Ich davon redet weg von den Lesern zu treiben, also weg von der Realität in eine irreale Welt voller Natur und Frieden. „Auf dem Strome will ich fahren, von dem Glanze selig blind!“(V.11-12) mit dem Wort „will“(V.11) macht das lyrische Ich klar, dass es seine Entscheidung/sein Wille ist und mit „von dem Glanze selig blind“(V.12) ist gemeint, dass er durch die Schönheit der Natur all den Stress, die Gewalt und die Verpflichtungen aus der realen Welt ausblendet und sich in dieser Traumwelt verliert. „Tausend Stimmen lockend schlagen“(V.13) heißt es im nächsten Vers. Eichendorff verwendet das Adjektiv „lockend“ und das Verb „schlagen“ direkt hintereinander, was etwas widersprüchlich ist, da etwas, dass lockend ist als etwas Positives dargestellt, doch etwas Schlagendes ist negativ. Dieser Widerspruch steht dafür, dass ein gewisser Widerstand besteht, welcher jedoch einfach verdrängt wird. In Vers 14 wird die römische Göttin des Sonnenaufgang/ der Morgenröte, Aurora, erwähnt. Sie hat eine starke Verbindung zur Natur und somit hat das lyrische Ich eine starke Verbindung zu ihr. Er verwendet das Adjektiv „flammend“, welches Kraft widerspiegelt und mit dem Verb „weht“ wird nochmals der Wind aufgegriffen, welcher schon in Vers 10 erwähnt wurde. Vers 15 beginnt mit dem Ausruf „Fahre zu!“ dies wirkt sehr auffordernd und bestimmend und bestätigt, dass das lyrische Ich sich im Klaren ist, das es Dinge zurücklassen wird. Auch das Folgende „ich mag nicht fragen, wo die Fahrt zu Ende geht“(V.15-16) zeigt, dass es sich dem Weg der Natur vollkommen hingibt und ihr vertraut.

Insgesamt wirkt das Gedicht auf den Leser fröhlich und energiereich, doch es besitzt auch etwas Mystisches. Es zeigt, dass wie wundervoll die Natur ist, doch dass man sich in Acht nehmen muss, sich nicht darin zu verlieren.

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