Kunze, Reiner - Die Mauer (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Reiner Kunze, Interpretation, Analyse eines Gedichtes, DDR, Referat, Hausaufgabe, Kunze, Reiner - Die Mauer (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation zu „Die Mauer“ von Reiner Kunze

Im Folgenden soll das Gedicht „Die Mauer“ am 3. Oktober 1990 rückblickend verfasst von Reiner Kunze interpretiert werden. Hierbei werden vor allem die inhaltlichen Aspekte in Betracht gezogen und dafür jedoch der Form des Gedichtes weniger Gewichtung verliehen. Zu aller erst müssen allerdings die verwendeten sprachlichen Mittel erläutert werden. Hier sind insbesondere die Personalpronomen auffällig, da beispielsweise die Mauer mit Ausnahme der Überschrift niemals genannt, sondern immer nur durch Pronomen auf sie verwiesen wird. Auch benennt der Autor kein einziges Mal eine Personengruppe oder einen bestimmten Name, sondern berichtet stets aus der 1. Person Plural. Daher kann auch nicht genau die Perspektive des Textes definiert werden, sprich, ob es die Sicht der Ost- oder Westdeutschen vertritt. Dies kann einerseits die Betroffenheit durch die Mauer in Deutschland auf beiden Seiten verdeutlichen andererseits ist Reiner Kunze auch Schriftsteller in der DDR gewesen, weshalb es nahe liegt, dass er auch aus deren Sicht schreibt und ich mich aufgrund dessen auch im weiteren Text auf letzteres beziehen werde.

Bei der inhaltlichen Gliederung gibt es eine Dreiteilung. Der erste Teil zieht sich von Vers 1-3 hindurch und beschreibt die Zeit während der Mauererrichtung, wo deren Konsequenzen von den meisten nicht bedacht worden sind. Hierbei wird vor allem auch deutlich, dass sich ihre negativen Auswirkungen nicht nur geographisch und Äußerlich gezeigt haben, sondern auch im Innern der Menschen, die häufig von ihrer Familie und Verwandten getrennt gelebt haben. Diese Problematik, die sich im Innern der Menschen abspielt wird im Gedicht durch einen Absatz verstärkt betont. So heiß es dort: „Als wir sie schleiften ahnten wir nicht, wie hoch sie ist [Absatz] in uns“ (Vers 1-3)

Im zweiten Teil des Gedichtes, welcher von Vers 4-8 geht, wird die Zeit während der errichteten Mauer geschildert. Dies wird mithilfe von drei wesentlichen Metaphern veranschaulicht. Zum einen durch den Horizont der Mauer, was eine Grenze darstellt, hinter welcher etwas liegt, was allerdings nicht gesehen und erfahren wird. Die Mauer hat demnach für die Menschen in der DDR eine unnatürliche und unnütze Grenze dargestellt, was sich in vielen Einschränkungen, der enormen Überwachung durch die Stasi und Verboten geäußert hat. Die Windstille, die beschrieben wird könnte für die Isolation von der Außenwelt stehen, da schließlich nur in einem abgeschotteten Raum Windstille vorherrscht. Gleichermaßen ist es auch in der DDR gewesen, weshalb es dort auch an Fortschritten in jeglicher Hinsicht gemangelt hat. Der Schatten der Mauer veranschaulicht die Probleme, die sie mit sich gebracht hat, wodurch die einzelnen Menschen nicht mehr im Mittelpunkt gestanden haben, sondern vielmehr die außenpolitische Situation der DDR, was folgendes Zitat belegt: „In ihrem Schatten[der Mauer], warfen alle keinen Schatten“ (Vers 7f.)

Im letzten Teil von Vers 9-10 wird die Gegenwart kurz nach dem Mauerfall vorgestellt, wo die Menschen entblößt beschrieben werden, demzufolge mit keinerlei Besitz und möglicherweise auch verlegen über das Vergangene. Denn der Schatten der Mauer ist nicht mehr da, um ihnen eine Scheinwelt der Sicherheit zu errichten, sondern sie stehen im Grunde nun vor der Wahrheit und Realität, in der sie sich auch hinter keiner Rechtfertigung bzw. Entschuldigung verstecken können.

Abschließend denke ich, dass sich dieses Gedicht nicht nur kritisch dem politischen System der DDR zuwendet. Kunze hat jenes auch aus gesellschaftskritischen Gründen verfasst, die auf die Missstände der DDR-Bevölkerung hinweisen bzw den geringen Widerstand und die Gewohnheit an all diese Umstände anprangern.

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