Ginzburg, Natalia - So ist es gewesen (Buchvorstellung)

Schlagwörter:
Natalia Ginzburg, E Stato Così, Kernsatz und Inhaltsangabe, Persönliche Eindrücke und Kommentare, Referat, Hausaufgabe, Ginzburg, Natalia - So ist es gewesen (Buchvorstellung)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Buchvorstellung zu „So ist es gewesen“ von Natalia Ginzburg

Originaltitel: E Stato Così
ISBN: 3803101832
Verlag: Wagenbach
Veröffentlichung in Deutschland: 1992
Seiten: 96
Preis: 8.90 €

Kernsatz und Inhaltsangabe

Der Roman „So ist es gewesen“ von Natalia Ginzburg erzählt lakonisch von einer klassischen Dreiecksbeziehung, die zwischen Liebe, Verzweiflung und Eifersucht schließlich ein äußerst dramatisches Ende nimmt. Die nicht namentlich angegebene Protagonistin berichtet rückblickend über ihre gescheiterte Ehe mit dem vermögenden Anwalt Alberto. Diesen lernt sie vier Jahre zuvor kennen, als sie 26 ist, noch als Lehrerin arbeitet und in einer Pension wohnt. Er führt sie öfters aus, wobei sie ihm ihr beinahe gesamtes Leben offenbart, während er sich eher verschlossen betreffend seiner Privatsphäre zeigt. Jedoch verleiht Alberto ihr das erstmalige Gefühl witzig und interessant zu sein, wodurch sie sich langsam beginnt in ihn zu verlieben. Dies stößt aber vor allem bei ihrer emanzipierten Cousine Francesca auf Kritik, die ihn mit 40 Jahren zu alt für sie hält und daher vehement von ihm abrät. Die Hauptromanfigur hingegen kann nicht umhin und gesteht Alberto ihre Liebe, welcher darauf jedoch eher verlegen und unangenehm berührt reagiert und seine Liebe zu einer gewissen Giovanna bekennt.

So trennen sich die Wege der beiden für eine Zeit lang bis er es ohne sie doch nicht weiter aushält. Als seine Mutter dann auch noch stirbt, lässt er sich irgendwann sogar zu einer Heirat mit ihr hinreißen. Sie zieht letztlich zu ihrem frisch Vermählten und verdrängt in ihren naiven Phantasien seine Liebe zu der anderen Frau. Allerdings bleiben seit der Hochzeit ihre vielen Spaziergänge und gemeinsamen Gespräche zunehmend aus und stattdessen zieht er sich entweder in sein Arbeitszimmer zurück oder begibt sich auf Reisen, die er mit der eigentlich verheirateten Giovanna verbringt, was die Icherzählerin auch schon bald herausfindet. In ihrer bewussten Leichtgläubigkeit jedoch gefangen muss sie machtlos Albertos Affäre ertragen, die er auch während der Schwangerschaft seiner Frau fortführt.

Die Erzählerin bringt schließlich ein Jahr nach ihrer Vermählung eine Tochter zur Welt, welche sie übermäßig bemuttert und die ihr Leben gravierend verändert. Alberto jedoch isoliert sich stetig mehr sowohl von seiner Ehefrau als auch seinem Kind. Letztlich beschließt er sogar sich wegen Giovanna von seiner Gattin zu trennen und beginnt Tag für Tag seinen Überseekoffer zu packen, wodurch er die Trennung aufgrund seiner Entscheidungsunfähigkeit hinauszögert.

Die Protagonistin kann durch ihre Gefühlswirrungen aus Hass, Liebe und Eifersucht seinen Anblick schließlich nicht mehr ertragen und fährt mit ihrer Tochter und Francesca nach San Remo. Dort erkrankt das Kind jedoch und stirbt an den Folgen der Krankheit. Durch vorgeblich diesen einschneidenden Schicksalsschlag veranlasst schwört Alberto doch bei seiner Frau zu bleiben und es scheint wieder wie früher zu werden. Jedoch stellt sich heraus, dass Giovanna bloß zu dieser Zeit verreist ist und die Erzählerin muss erkennen, dass ihr Mann stets nur aus eigennützigen Absichten gehandelt hat. All ihre Hoffnungen auf einen Neuanfang und ihre Liebe zu Alberto schwinden somit und als dieser sich mal wieder auf den Weg zu Giovanna begeben möchte, wird seine Gattin zu einer verzweifelten Tat veranlasst...

Persönliche Eindrücke und Kommentare

In ganz treffendem Ton erzählt die Autorin hier eine Geschichte, die tief unter die Haut geht. So kurz dieser Roman auch ist, die Gefühlskälte, die sich die Protagonisten darin entgegenbringen erschreckte mich beim Lesen zutiefst. Selten habe ich Einsamkeit und Liebesunfähigkeit der Menschen in so knappen und nüchternen Worten und doch so ergreifend geschildert gelesen.

Gerade durch die fast lakonische Erzählweise ist die in den 40er Jahren geschriebene Geschichte hervorragend in unsere heutige Zeit übertragbar. Ich meine sogar, sie ist heute fast aktueller als damals, denn ganz nebenbei wird deutlich, wie oft wir versuchen, die Lösung für unsere Probleme in einem anderen Menschen zu finden. Der Mangel an einem Ziel, mit dem man sich identifizieren kann, oder eine gewisse Bequemlichkeit führen häufig dazu, dass man sich auf eine einfach erscheinende Lösung stürzt, die hierbei in der Heirat der beiden Protagonisten besteht. Alberto sucht in der Erzählerin schlichtweg Trost nach dem Tod seiner Mutter und einer unbeständigen Affäre mit der verheirateten Giovanna, während sie ihn jedoch aufrichtig liebt. Es entsteht eher eine aus der Not geborene Beziehung zwischen ihnen, deren Werdegang ohne Effekthascherei und gleichzeitig hochdramatisch erzählt wird.

Auch die Angst vor endgültigen Entscheidungen wird in diesem Buch erkennbar: Zum einen durch Alberto, der es einfach nicht schafft einen Schlussstrich unter sein vergangenes Leben zu setzen und dem auch die Trennung von seiner Frau nicht gelingt, obwohl sein Überseekoffer gepackt ist und zum anderen durch die Erzählerin selbst, der durch ihre Unentschlossenheit und Furcht vor dem entscheidenden Schritt der Trennung die Chance genommen wird, Alberto zu vergessen und einen völligen Neuanfang zu wagen.

Die Naivität der Hauptfigur, welche eigentlich genau weiß, dass ihre Liebe auf einer extremen Einseitigkeit beruht, lässt den Leser zum einen Mitleid empfinden, weckt aber auch das Verlangen sie aus ihren unrealistischen Träumen zu reißen und zum anderen bewirkt es nur ein entsetztes Kopfschütteln und die Unglaubwürdigkeit, dass sich Ähnliches jeden Tag möglicherweise in der Realität abspielt.

Natalia Ginzburg beschwört ein dunkles, verunsichertes und trauriges Bild einer gescheiterten Beziehung herauf, was im ersten Augenblick zwar schockieren kann, einem jedoch auch die Augen für die Realität öffnet und vor verwandten Fehlern auch in anderen Lebensbereichen bewahren kann, sofern man sich als Leser auf dieses Buch einlässt. Denn beginnt man über dieses Buch tatsächlich nachzudenken, kann man sich gut vor allem in das innere Befinden der Erzählerin hineinversetzen und erkennt die Ursachen für ihr finales Handeln, womit das Buch auch eröffnet wird und daraufhin erst über die vorangegangenen Geschehnisse berichtet wird. So entdeckt man nicht nur einen einmaligen sprachlichen, sondern auch inhaltlichen Aufbau, der das Buch zusammen mit einem klaren Spannungsbogen zu einem unikalen Erlebnis macht.

Zurück