Barylli, Gabriel - Echtzeit (Interpretation)

Schlagwörter:
Gabriel Barylli, Analyse, Interpretation, Rolle Medium E-Mail, Referat, Hausaufgabe, Barylli, Gabriel - Echtzeit (Interpretation)
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Referat

Interpretation literarischer Texte

Gabriel Barylli - Echtzeit

Aufgabe:
Interpretieren sie den Anfang von Gabriel Baryllis Roman Echtzeit. Gehen sie dabei auf die Rolle des Mediums E-Mail für die Protagonistin ein.

Der zu interpretierende Textabschnitt stammt aus dem Anfang des Romans „Echtzeit“ von Gabriel Barylli und ist im Jahr 2009 erschienen. Der Autor Gabriel Barylli, verdeutlicht in dem vorgegebenen Textabschnitt, welcher in der Epoche der Modernen entstand, dass das Medium E-Mail für die Protagonistin eine tragende Rolle spielt, indem der Autor beschreibt, wie die Protagonistin eine E-Mail an Isabell verfasst.

Der Text basiert auf einer gesprochenen E-Mail von einer Person an eine andere Person namens Isabell. Diese E-Mail beschreibt ihr neues Leben am Stadtrand, sie lädt Isabell zu einem Kaffee ein, und plaudert über dies und das.

Mit der E-Mail ist der Grundstein der nachfolgenden Geschichte gelegt, da der vorgegebene Abschnitt den Anfang des Romans bildet. In dem Textauszug gibt es keine Ortwechsel. Die komplette Situation spielt sich in einem Zimmer vor einem Computer mit Mikrofon ab (Zeile 8/9). Ebenfalls ist es noch am frühen Morgen um vier Uhr (Zeile 13). Doch die Zeiten, in denen innerhalb der E-Mail erzählt wird variieren. Die Protagonistin schweift am Anfang in Gedanken an die Zukunft, wenn ihre Freundin die E-Mail lesen wird (Zeile 3). In der Mitte jedoch schweift sie kurz in alte Geschehnisse ab, spricht diese jedoch nicht aus (Zeile 30/31). Ebenfalls denkt sie an die nahe Zukunft, nach dem abschicken der E-Mail. Denn dort hofft sie auf ein treffen mit ihrer besten Freundin, welches sie sich im Kopf ausmalt (Zeile 60 ff.). Der Textabschnitt ist zeitdeckend geschrieben, was einem die Situation der Protagonistin besser spüren lässt.

All dies wird aus der Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben. Das hat die Wirkung, dass man die Gefühle der Protagonistin nachempfinden kann. Der Schreibstil der Protagonistin ist umgangssprachlich gehalten. Dies ist vor allem an den sich häufenden Ellipsen und Parataxen erkennbar. Diese bringen die Wirkung mit sich, dass sie verwirrt ist, als sei sie nicht bei der Sache. Ebenfalls wiederholt sie sich häufig. Ein Beispiel dafür wäre in Zeile 37. Dort sagt sie: „[…] zwei Zimmer. Ein nettes Zweizimmerapartment […]“. Auch dies spricht für Verwirrung. Es wirkt fast wie ein Selbstgespräch, und als rede sie an Isabell vorbei, welches sie unterbewusst macht, um ihre Situation zu realisieren und zu verarbeiten. Dies ist ein positiver Faktor der neuen Kommunikation, welcher dort aufgeführt wird. Dieser Faktor, ist der, welcher am meisten publik ist und zwar, dass einem die Möglichkeit gegeben wird mit Freunden (Isabell) auch über große Distanzen Kontakt zu halten. Ebenfalls zeugt das vorbeireden an Isabell auch, dass diese Art der Kommunikation noch neu ist. Es ist nicht das Gleiche wie eine Konversation im echten Leben, auch das stellt die Protagonistin am Ende dar, als sie meint Isabell unbedingt nochmal treffen zu müssen.
Die Protagonistin als Person wirkt nervös und hibbelig, doch so ist nur die äußere Erscheinung, denn sie ist langsam, was man daran erkennt, dass sie für 14 Zeilen fünf Minuten Sprechzeit hat (Zeile 14). Sie wirkt antriebslos. Diesen fehlenden Antrieb möchte sie sich jetzt von ihrer besten und einzigen Freundin Isabell holen (vgl. Zeile 27/28). Diese Charakterzüge spiegeln sich auch in der Beschönigung von vielen Situationen wieder. Denn sie geht jeglichen unangenehmen Situationen aus dem Weg. Ein Beispiel wäre in Zeile 31. Dort fällt ihr etwas Unangenehmes ein und sie verwirft dies und meint, dass man nicht über diese „dummen alten Zeiten reden“ müsse. Doch auch generell scheint sie ein optimistischer Mensch zu sein, denn die kleine Badewanne, die jeden stören würde sieht sie positiv, da sie in einer kleinen Badewanne nicht ertrinken kann (Zeile 50 ff.). Genauso wie dir Gartenstühle, die ihr Vormieter dagelassen hat (Zeile 55 f..), denn diese geben ihr das Gefühl, dass sie im Garten sitzt. Ein Garten und auch generell die Natur werden häufig als Symbol der Freiheit benutzt.

Die Protagonistin vermisst ihre Freundin, von der sie zurzeit getrennt ist. Ein Symbol dafür ist beispielsweise, dass sie, wenn sie sich weit aus dem Fenster lehnt die Sonne untergehen sehen kann. Der Sonnenuntergang symbolisiert die Freundschaft, die untergeht. Die Protagonistin muss sich weit aus dem Fenster lehen, also anstrengen um diese Freundschaft wiederaufzubauen. Denn anscheinend braucht ihre Freundin Isabell Zeit um einen Fehler, welcher etwas mit Stefan, einem eventuellen festen Freund von Isabell zu tun hat, zu verzeihen. Sie geht jedes Risiko ein um ein endgültiges Zerbrechen der Freundschaft zu verhindern, was das sich weit aus dem Fenster lehnen ebenfalls bedeuten könnte. Denn man lehnt sich nur weit aus dem Fenster, wenn es einen guten Grund gibt.

Um Isabell unterschwellig das Gemeinschaftsgefühl der beiden nahezubringen sagt die Protagonistin häufig „wir“ anstatt „ich“, zu Beispiel: „Deshalb haben wir! So gerne muss es heißen. Nicht wahr Isabell?! Isabell?!“. All dies bringt zum Ausdruck, dass sie Angst davor hat ihre beste und einzige Freundin zu verlieren.

Wie zuvor erwähnt, haben die Gartenstühle für die Protagonistin das Symbol der Freiheit. Nun bietet sie Isabell an zu ihr zu kommen und sich in die Stühle zu setzten, was sich erstmals normal anhört birgt eine tiefgründige Nachricht, denn die Protagonistin möchte ihre Freiheit mit Isabell teilen. Da Freiheit eines der wichtigsten Bedürfnisse und Privilegien ist, zeigt es, dass die Protagonistin ihre Freundschaft ernst meint. Auch wird es dadurch gezeigt, dass sie sich alle Lieblingsprodukte von Isabell gemerkt hat und bereit wäre all diese einzukaufen, wenn sie nur noch einmal mit ihrer besten Freundin sprechen könnte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die E-Mail ein verzweifelter Hilfeschrei ist, der ungehört verhallt. Je mehr die Protagonistin versucht, sich ein wenig Normalität zu bewahren, desto mehr rutscht sie ab. Sie ist kurz davor ihre beste Freundin zu verlieren, und auch ihre Wohnung ist verloren. Sie verliert jeden Kontakt zur Außenwelt. Das einzige was ihr bleibt sind die E-Mails und das Internet. Es ist ihr vermeintlicher Halt, ihre einzige Verbindung zu anderen und ihre letzte Hoffnung auf Freundschaft, Liebe und Glück.

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