Kant, Immanuel - Was ist Aufklärung? (Erörterung)

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Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, Philosoph im Zeitalter der Aufklärung, Gesellschaft, Bildung und Wissen, Referat, Hausaufgabe, Kant, Immanuel - Was ist Aufklärung? (Erörterung)
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Referat

Weiterführende Erörterung Immanuel Kant’s zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

Was ist Aufklärung?
Immanuel Kant (geboren am 22. April 1724 in Königsberg; gestorben am 12. Februar 1804 ebenda) war ein deutscher Philosoph im Zeitalter der Aufklärung. Kant zählt zu den bedeutendsten Philosophen der abendländischen Philosophie. Sein Werk Kritik der reinen Vernunft kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. So definierte Kant 1784 Aufklärung. Im Verlauf des Textes lassen sich einige Hauptargumente herausfiltern, die zeigen, dass Kant der Meinung war, in einem Zeitalter der Aufklärung zu leben. Er schreibt, dass die Grundvoraussetzung für dieses Zeitalter gegeben sei, die Menschen jedoch noch nicht richtig mit dieser Veränderung umgehen könnten. Der Grund dafür sei die Bequemlichkeit und die Angst vor etwas Unbekanntem der Menschen. Kant’s Meinung nach ist der erste Schritt in ein aufgeklärtes Zeitalter, dass die Menschen anfangen, selbst zu denken („Sapere aude!“).

Nun möchte ich Kant’s Frage noch einmal im Bezug auf unsere heutige Gesellschaft stellen. Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir dies nicht tun. Diese These möchte ich im Weiteren näher ausführen. Wie Kant schon sagte, ist der erste Schritt in ein aufgeklärtes Zeitalter, dass die Menschen beginnen, selbst zu denken. In den Medien wird immer häufiger die Selbstverwirklichung des Individuums angepriesen. Man habe alle Entscheidungsfreiheiten und könne all seine Wünsche in die Tat umsetzen. Doch hat die heutige Gesellschaft wirklich die Möglichkeit dazu? Diese wird schon allein durch Normen und Gesetze eingeschränkt, welche durchaus nötig sind. Die Frage ist jedoch in welchem Maß. Wenn zum Beispiel ein Mann einen Vaterschaftstest, ohne Wissen der Mutter, durchführen lässt, um Sicherheit über seine Vaterschaft zu erhalten, wird dieser vor Gericht nicht anerkannt, selbst wenn eine Vaterschaft dadurch völlig ausgeschlossen werden kann. Dies ist meiner Meinung nach eine Diskriminierung des Mannes, da er das Recht darauf hat, speziell wenn Unterhalt verlangt wird, einen Beweis für seine Vaterschaft zu bekommen.

Auch in der Schule ist eine Einschränkung des Selbst- Denkens vorhanden. Wenn Schüler etwas von einem Lehrer lernen, hinterfragen sie es meist nicht. Sie werden zwar dazu angehalten ihre eigene Meinung zu äußern, wenn diese jedoch nicht der Norm oder, in manchen Fällen, der Meinung des Lehrers entspricht, könnten sie durch eine schlechte Note bestraft werden. Also wird unsere Gesellschaft schon im Kindes- und Jugendalter dazu erzogen, die Meinung von Autoritätspersonen anzunehmen und nicht zu hinterfragen.

Da die Aufklärung sehr rational ist, ist ein weiteres Merkmal für diese die Förderung der Bildung und des Wissens. In Artikel drei des Grundgesetzes ist die Gleichheit vor dem Gesetz, die Gleichberechtigung und das Diskriminierungsverbot verankert. Dort steht „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“. Ob dies jedoch wirklich eingehalten wird ist fraglich. Ich beziehe mich hierbei auf das Gesetz, welches die Studiengebühren für Studenten neu regelt. Wenn wirklich niemand wegen seiner Abstammung, und damit seiner finanziellen Situation, benachteiligt werden darf, wie ist es dann gewährleistet, dass jede Person, auch mit geringeren finanziellen Mitteln, die Möglichkeit hat, zu studieren und somit sich selbst zu verwirklichen? Zwar hat ein Student die Möglichkeit, aus der Staatskasse Bafög zu erhalten, dieser Kredit muss jedoch nach Abschluss des Studiums zurückgezahlt werden. Unter Umständen stellt dies eine hohe Belastung für einen Berufsanfänger dar. Er steigt schon verschuldet in das Berufsleben ein, ganz zu Schweigen davon, dass bei der heutigen Arbeitsmarktsituation die Möglichkeit besteht, keine Arbeitsstelle zu finden.

Also kann das Hauptmerkmal der Aufklärung, die Förderung der Bildung, nicht ausnahmslos erfüllt werden. Unserer Gesellschaft wird immer versichert, sie habe die volle Entscheidungskraft über die Politik. Schon allein durch das demokratische System und das Wahlverfahren könne sie über politische Vorgänge im Land bestimmen. Wir wählen allerdings auf Bundesebene nur passiv, da lediglich die Partei zur Wahl steht, aber nicht direkt deren persönliche Vertreter. Ein Wähler hat die Möglichkeit zwischen verschiedenen politischen Programmen einzelner Parteien zu entscheiden. Allerdings kann er nicht, es sei denn er geht selbst in die Politik, eigene Vorstellungen oder Wünsche einbringen. Und auch falls ein Programm einer Partei dem Wähler vollständig zusagt, ist es nicht garantiert, dass dieses dann auch wirklich in die Tat umgesetzt wird. Ein berühmter Philosoph sagte, dass der Mensch von Grund auf eigentlich gut sei, er jedoch durch die Einflüsse der Gesellschaft verdorben werden würde. Einer dieser Einflüsse ist das Streben des Menschens nach Macht. Genau dieses ist oft der Grund, dass Politiker, sobald sie von der Mehrheit gewählt wurden, ihr geplantes Programm ändern, nur um an der Macht zu bleiben. Der Wähler kann daran vorerst nichts ändern, egal ob ihm die Handlungen des Politikers zusagen oder nicht.

Wenn in der Aufklärung die Politik von der Bevölkerung ausgehen, diese selbst denken und Ergebnisse umsetzen soll, hat sie in diesem System wenig Chancen. Abschließend möchte ich die Ergebnisse dieser Beispiele noch einmal kurz zusammenfassen. Es gibt zu viele Einschränkungen in unserer heutigen Gesellschaft um von einer aufgeklärten Gesellschaft sprechen zu können, seien es Politik und die damit verbundenen Gesetze oder moralische Normen. Meiner Meinung nach kann man heute, wie damals 1784, von einem Zeitalter der Aufklärung, nicht aber von einem aufgeklärten Zeitalter sprechen.

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