Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti (Interpretation Akt 5, Szene 7)

Schlagwörter:
Gotthold Ephraim Lessing, Szenenanalyse, Szene, der Untergang Emilias, Referat, Hausaufgabe, Lessing, Gotthold Ephraim - Emilia Galotti (Interpretation Akt 5, Szene 7)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Lessing „Emilia Galotti“ - Interpretation von Akt 5, Szene 7

Themenbezogene Fragestellung: Welche Wandlung wird dargestellt und welche Wirkung hat diese auf den Leser?

Die 7.Szene des 5. Aktes des von Lessing geschriebenen Dramas „Emilia Galotti“ handelt vom Untergang Emilias und ihrer gleichzeitigen inneren Befreiung bis zu ihrem Tode. Emilia erfährt in dieser Szene von ihrem Vater Odoardo, der einige Szenen zuvor mit Gräfin Orsina sprach, dass ihr Verlobter Graf Appiani verstorben ist. Hieraufhin erkennt sie den vermeintlichen Verlust ihrer Unschuld und bittet ihren Vater sie mit dem für den Prinzen bestimmten Dolche zu töten, was dieser auch schließlich macht.

Diese Szene ist die Wichtigste des ganzen Stückes, denn Emilia macht hier ihre tragische Wandlung durch, die sie auf der einen Seiten aus der Fängen der väterlichen Autorität befreit, sie aber auf der anderen Seite auch in den Tod treibt. Schon am Verlauf dieses Gespräches wird eine Wandlung deutlich sichtbar, denn war Emilia in den vorherigen Szenen eher zurückhaltend und fiel durch ihre Frömmigkeit auf ( „Ich werde eine fromme Frau an ihr haben“ S.28. Z.8) übernimmt sie in dieser entscheidenden Szene die Gesprächsinitiative und bestimmt die Gesprächsthemen. Hieraus ist es auch zu erklären, dass der größere Anteil dieses Gespräches mit ihrem Vater bei Emilia liegt. Dies ist bereits ein Anzeichen auf eine baldige Wandlung, denn durch diese für sie untypische Gesprächsinitiative löst sie sich von ihrem normalen Handeln und scheint eine neue Persönlichkeitsebene für sich entdeckt bzw. freigesetzt zu haben.

In den vorangegangenen Szenen steht sie zu jedem Zeitpunkt unter der Kontrolle ihres Vaters und ist in seiner autoritären Erziehung vollkommen gefangen, aber in dieser Szene entwickelt sie ihren eigenen Willen, erhebt sogar ihre Stimme gegen ihren Vater und bricht somit vollkommen aus ihrem untergeordnetem Sein aus : ,,Reißt mich? bringt mich? - Will mich reißen; will mich bringen : will! will! – Als ob wir, wir keinen Willen hätten, mein Vater!“ (S.72 Z.34-36). Diese Selbstentfaltung ihres eigenen Willens geht sogar so weit, dass sie sich nicht stark genug sieht den Verführungen dieser Welt zu trotzen und dafür den Tod als einzigen Ausweg wählt. Das wird zum einen deutlich an ihrer Aussage, dass sie nur eine Stunde im Haus der Grimaldis, dem Haus der Freude, verbrachte und sich ein großer Tumult in ihrer Seele erhob, den sie kaum noch besänftigen konnte (S. 73 Z.15-18) und zum anderen an ihrer Geschichte über einen Vater, der seine Tochter vor Schande bewahren wollte und sie aus diesem Grunde umbrachte (S.74 Z.1-2). Dieses eigenständige Denken und diese alleinige Entscheidungsgewalt Emilias sind die Hauptaspekte ihrer Wandlung. Doch ganz gelingt Emilia diese Loslösung von der Autorität ihres Vaters nicht, denn einige ihrer letzten Worte sind : „Lassen sie mich sie küssen, diese väterliche Hand“ (S.74 Z.7-8). Dies wiederum deutet auf diese für eine autoritäre Erziehung typische Distanz zwischen den Betroffenen. Ebenfalls für dieses Nichtgelingen der Loslösung von ihrem Vater spricht, dass Emilia an einer Stelle ihre Rose, ein Zeichen der Unschuld, aus ihrem Haar nimmt mit den Worten : „Du noch hier? – Herunter mit dir! Du gehörest nicht in das Haar einer, - wie mein Vater will, dass ich werden soll“ (S. 73 Z.32-34) .

Dies alles sind Bespiele für den Wandel Emilias, denn sie unternimmt den Versuch sich der Kontrolle und der Autorität ihres Vaters zu entziehen, was allerdings endgültig gesehen auch ihren Untergang auslösen wird. Zu der Wirkung auf den Leser ist zu sagen, dass sich einem viele Fragen aufwerfen : War dies wirklich die einzige Lösung? Ist dies nicht ein schlechtes Beispiel für Problembewältigung und ist dies nicht auch in gewisser Weise gefährlich, denn immerhin könnten sich Menschen, in deren Leben es gewisse Parallelen zum Untergang Emilias gibt, dazu verleitet sehen sich ebenfalls umzubringen? Wie reagierte die damals noch nicht so tolerante Gesellschaft auf dieses Stück? Ich denke zu der damaligen Zeit war dieses Stück sehr gewagt und mit Sicherheit auch nicht unumstritten. Auch heute noch ist es meines Erachtens nach unangebracht den Selbstmord, wenn auch nicht direkt bzw. sogar unbewusst, als Ausweg anzupreisen.

Zurück