Zech, Paul - Pumpwerk (Gedichtanalyse)
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Referat
Gedichtanalyse „Pumpwerk“ - Paul Zech
Das von Paul Zech im Jahr 1922 verfasste expressionistische Sonett „Pumpwerk“ beschreibt auf beeindruckende Weise die Arbeit der Maschinen und die Atmosphäre innerhalb eines Pumpwerks. Außerdem stellt es die Leistungsfähigkeit einer Maschine der Intelligenz des Menschen gegenüber. Das Sonett ist in 4 Strophen mit zwei mal vier und zwei mal drei Versen aufgeteilt. Das Metrum ist ein fünfhebiger Jambus. Das Reimschema des Gedichts ist ein typisches für Sonette des Expressionismus. In den ersten beiden Strophen benutzt Zech einen umarmenden Reim und in den letzten beiden Strophen einen Schweifreim. Das Gedicht ist in der Gegenwart geschrieben und kann als eine Momentaufnahme innerhalb eines Pumpwerkes beschrieben werden. Paul Zech benutzt viele verschiedene Stilmittel, um das Gedicht besser auf den Leser wirken zu lassen. Viele der Stilmittel verstärken die bedrohliche Atmosphäre und geben dem Leser ein Gefühl der Unterlegenheit angesichts der Geballten Kraft der Maschinen. Äußerst viele Enjambements (z.B. Z. 2-4) lassen die Handlung auch nach dem Verswechsel weitergehen und machen so die gesamte Strophe zu einer Sinneinheit. Teilweise (besonders in der ersten Strophe) kann man den Stil deswegen schon als Hakenstil kennzeichnen.
Viele Personifikationen erwecken die Maschinen zum Leben und lassen sie eher animalisch als menschlich, und zugleich sehr brutal und mächtig erscheinen (Z. 1: „auf weißer Fliesen Haut“; Z. 3 und 4: „doppelzüngige Spiralen“, „“Kolbenungeheuer“). Das Gedicht vermittelt teilweise eine apokalyptische Stimmung. Unter anderem wird dies auch durch zwei Neologismen verstärkt („ichlos“ und „wutgeschwellt“). Diese neuen, aber dennoch düster konnotierten Wörter erfüllen ihren Zweck indem sie die ganze Szene im Pumpwerk unkontrolliert erscheinen lassen. Nicht der Mensch hat hier die Kontrolle, sondern die Maschinen bzw. niemand. Auch Alliterationen hat Paul Zech benutzt, um die gewaltige Kraft der Maschinen noch hervorzuheben („der Mühlen mahlendes Gewicht“). Zwei Vergleiche (Z. 2 und 6) lassen im Kopf des Lesers Bilder entstehen und machen so die ganze Szenerie noch authentischer. Mehrere Metaphern haben einen ähnlichen Effekt wie die Vergleiche. Sie sind zu finden in den Zeilen 5,7,8,11 und 13. In Zeile 11 beispielsweise ist ja nicht tatsächlich von Mühlen die Rede, sondern nur von Maschinen die eine ähnliche Bewegung vollführen. Das Bild einer Mühle lässt den Leser jedoch an ein mächtiges und kraftvolles Bauwerk denken. Die Wiederholung des Strophenanfangs „winziger Mensch“ lassen die beiden letzten Strophen zusammen eine Themeneinheit bilden.
Das Gedicht soll beeindrucken. Im Jahr 1922 war ein Pumpwerk eine eher neue und sehr beeindruckende Einrichtung, denn der normale Bürger begegnete im Alltagsleben keinen größeren Maschinen. Paul Zech, im Bergbau beschäftigt, scheint von großen Industriemaschinen sehr beeindruckt gewesen zu sein und wollte mit diesem Sonett andere diese Faszination ebenso spüren lassen. Er versucht die Maschinen in seinem Gedicht mit Hilfe der stilistischen Mittel lebendig werden zu lassen. „Der Dynamo heult“, als ob er kurz davor wäre, seinen Dienst zu versagen und könnte auch – als Strom erzeugende Maschine – ein Symbol für das Leben bzw. das Herz eines Lebewesens sein. Auch die Zeiger vibrieren so als ob sie ein Maximum anzeigen von Zahl zu Zahl. Dabei sind wahrscheinlich immer höhere Zahlen gemeint, sodass die Leistung kontinuierlich gesteigert wird und auf eine Katastrophe zusteuert. Hier findet man die apokalyptische Stimmung wieder. „Doppelzüngige Spiralen“ standen bei den Kelten für Leben und Tod, für Werden und Vergehen und könnten auch in Zechs Gedicht für die Vergänglichkeit des Lebens stehen. In den Zeilen 6-7 wird ein Bild erzeugt, welches Vorgänge im Pumpwerk mit Vorgängen in der Natur vergleicht. Pistons sind dabei Blasinstrumente, was heißt, dass die verschiedenen Räder im Werk einen höllischen Lärm erzeugen, der „blitzbegrellten Nervenarien“ gleichkommt. „Blitzbegrellt“ ist hier hintenan gestellt, was das Verständnis erschwert, das Reimschema jedoch erfüllt. Nach der bildhaften Beschreibung der Maschinen kommt in der dritten Strophe nun ein krasser Gegensatz zum Ausdruck. Der „winzige Mensch“ wird nun den Maschinen gegenübergestellt. Jedoch ist er derjenige der die wahre Macht hat. Er kann den Maschinen Einhalt gebieten, einfach indem er einen Hebel umlegt. „Zähmen“ lässt hier den Eindruck aufkommen, als ob der Mensch der Dompteur der animalischen Maschinen sei. Die letzte Strophe ist – typisch für ein Sonett – etwas anders als die anderen. Hier wird nicht mehr die Situation im Pumpwerk beschrieben, sondern der Mensch als Ingenieur und Erfinder gepriesen. Der Mensch ist intelligent im Gegensatz zur Maschine und hat sie erschaffen. Er kann sprechen und denken und ist der Maschine somit überlegen. Jedoch „stöhnt er“, d.h. er ist verwundbar. Während eine Maschine im Prinzip ewig arbeiten kann, ist der Mensch nach kurzer Zeit erschöpft. Der „tief tobende Schacht“ vermittelt zum Abschluss noch einmal ein Gefühl der Aussichtslosigkeit. Ein Katarakt kann sowohl eine Stromschnelle sein, es geht also rasant in den Abgrund des Schachts als auch ein Element in Dampfmaschinen zur Leistungsregulierung. Vielleicht möchte Zech zum Abschluss darauf hinweisen, dass die Maschinen auf längere Sicht eine Gefahr für die Menschheit darstellen können und die Menschheit dann in einen tiefen Schacht fallen wird.
Zu dieser Zeit war die Industrie geschwächt und vielleicht spielt Zech auch darauf an, dass Maschinen und technische Erfindungen im ersten Weltkrieg so großes Leid gebracht haben. Im Vergleich zu anderen Gedichten des Expressionismus können verschiede Parallelen gefunden werden. Wie bei „Städter“ ist das Gedicht in 2 mal 4 und 2 mal 3 Verse aufgeteilt. Auch sind die Enjambements ein typisches Stilmittel des Expressionismus, genauso wie die starke bildhafte Darstellung mit vielen Vergleichen und Metaphern. Die Dichter versuchten verschiedene Stimmungen zu kreieren, die oft auch zeigen wie verloren sich die Menschen in dieser frisch industrialisierten Gesellschaft fühlen. Auch wie in anderen Gedichten variiert die letzte Strophe von den anderen und bedarf einer besonderen Deutung. Die Vermenschlichung der Maschinen ist ebenso typisch für den Expressionismus wie die Verdinglichung des Lebens, was Zech allerdings nicht gemacht hat. Auch hat er mehr eine „Vertierlichung“ als eine Vermenschlichung vorgenommen. Bis auf kleinere Unterschiede ist „Pumpwerk“ also ein für den Expressionismus typisches Sonett, welches auf beeindruckende Weise widerspiegelt, wie sich die Menschen damals angesichts des rasanten technischen Fortschritts gefühlt haben müssen. Durch die vielen bildhaften Darstellungen und die dadurch entstehende Atmosphäre ist das Gedicht lesenswert und gelungen.
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