Gewalt in der Familie - Häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch

Schlagwörter:
Wenn Kinder ihre Verwandtschaft fürchten, Opfer und Täter häuslicher Gewalt, Opferschutz, Kindesmisshandlung, Ursachen und Folgen, Referat, Hausaufgabe, Gewalt in der Familie - Häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Wenn Kinder ihre Verwandtschaft fürchten - Häusliche Gewalt & Kindesmissbrauch

  • Kinder schlagen in Deutschland verboten
  • Klaps - Po/Ohrfeige gegenüber eig. Sprösslingen keine Seltenheit
  • „Super Nanny“ wöchentlich beweist
  • schlimmere Formen v. Gewalt : seelische Misshandlungen, sexuelle Missbräuche & Vernachlässigungen
  • allen Fällen Misshandlungen v. Schutzbefohlenen (Straftaten)

 

1. Häusliche Gewalt


1.1 Definition

  • Gewalttaten zw. Menschen in 1 Haushalt zus.
    • nicht nur Gewalt in Paarbez. (vor, während & nach Trennung)
    • gegen Kinder, Gewalt v. Kindern geg. Eltern, Gewalt zw. Geschwistern & gegen im Haushalt lebende ältere Menschen
  • meisten Untersuchungen
  • unterscheiden zw. zwei Arten
    1. Einerseits:
      • gewalttätiges, auf Situation bez. Konfliktverhalten
    2. andererseits
      • whd., system. Gewaltanwendung- versetztung einer d. Parteien hierarchisch schwächere Pos.
  • neben aggressiven Handlungen eines/ beider Beteiligten häusl. Gewalt v. folg. Faktoren best.:
    • bestehende emotionale Bindung zw. Täter & Opfer
    • Ausübung privater Raum:
      • Konsequenzen f. Sicherheitsgefühl Opfers
      • körperliche &/od. psychische Unantastbarkeit d. Opfers durch aggressive Handlung wiederholt verletzt
    • Täter nutzt existierendes Machtgefälle geg. Opfer aus od. schafft, um auszunutzen


1.2 Formen häuslicher Gewalt

  • soziologischen & sozialpsychologischen Forschung
  • unterschieden zw.
    • körperlicher Gewalt (Schlagen, Stoßen, Schütteln, Beißen, Würgen, mit Gegenständen werfen, andere tätliche Angriffe usw.)
    • sexueller Gewalt (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Zwang zur Prostitution usw.)
    • psychischer Gewalt (Drohungen, Nötigung, Nachstellen, Freiheitsberaubung
    • aber auch weniger bedrohliche Gewaltformen wie Beschimpfung, Bevormundung, Demütigung, Einschüchterung, emotionale Manipulation, Verbote, Kontrolle & Bespitzelung von Sozialkontakten usw.)
    • ökonomischer Gewalt (Verbot oder Zwang zur Arbeit, kein Zugang zum gemeinsamen Konto, Beschlagnahmung des Lohns usw.).


1.3 Opfer und Täter häuslicher Gewalt

1.3.1 Indirekte Opfer - die Kinder

  • Kinder - indirekt - v Gewalt z.B. Partnerschaft betroffen
  • Kinder zusehen > Eltern offene Gewalt austragen
  • leidet Psyche schwer
  • meisten Fällen: nicht nur Wahrnehmung, sondern v. Parteien instrumentalisiert bzw. vom gewalttätigen Partner misshandelt
  • kann ebenfalls gewalttätigem Verhalten, psychischen Verhaltensstörungen o.A Problemen führen


1.3.2 Gewalt von Erwachsenen gegenüber Kindern

  • Untersuchungen v. Wenzel zeigen D. recht detaillierte Zahlen
  • 3/4 aller D. in Kindheit körperl. Züchtigungen erfahren
  • Geschlechterverteilung bei Tätern - Kindesmisshandlung nahezu symmetrisch bzw. ca. 60%eher weiblich
  • Mädchen & Jungen gleich häufig Opfer v. Gewalt durch Eltern o.A ihnen nahe stehende Erwachsene

 
1.3.3 Gewalt zwischen Geschwistern

  • Bereich kaum untersucht
  • Grenzen zw. normalen, d.h. Entwicklungsbedingten, Streitereien & mit systematischer Machtausübung motivierten Gewalttaten unklar
  • existieren keine Untersuchungen über Ursachen & Folgen dieser Form


1.4 Opferschutz

  • Kürzungen im soz. Bereich & Gesundheitssektor letzten Jahren Opferschutz in D. immer mehr unter Druck
  • Z.B. meisten Ärzte in Opferstelle Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ehrenamtlich
  • diese Opferstelle einzige in Millionenstadt Hamburg
  • Spenden hauptsächlich f. Sachmittel verwendet
  • Abrechnung über Krankenkassen lehnen sowohl Kassenärztliche Vereinigung als auch Krankenkassen ab


2. Kindesmisshandlung

2.1 Definition

  • Gewalt gegen Kinder od. Jugendliche
  • handelt sich um bes. schwere Form d. Verletzung d. Kindeswohls
  • unter Begriff Kindesmisshandlung werden physische als auch psychische Gewaltakte, sexueller Missbrauch sowie Vernachlässigung zusammengefasst
  • Handlungen an Kindern in den meisten westlichen Industrieländern strafbar
  • Statistiken ergeben, dass Täter häufig Eltern o.A nahe stehende Personen


2.2 Formen

  • neben direkten körperlichen Gewalt umfasst Vielzahl v. Handlungen
    • Vernachlässigung
    • seelische oder emotionale Misshandlung
    • Sexueller Missbrauch von Kindern
  • Misshandlungsformen bedingen gegenseitig
  • beispielsweise Einschüchterung Kindes nach Misshandlung evtl. = emotionaler Missbrauch
  • Vernachlässigung Kleinkind evtl. entstehen= körperliche Misshandlung


2.3 Ausmaß

  • Repräsentative Studien über Ausmaß v. Kindesmissh. = selten in D.
  • Körperliche Gewalt in Erziehung vielen Kindern anzutreffen: nach Studien 75 - 80 % mind. 1 "Klaps" od. "Ohrfeige" bek. , 20 - 30 % schwerere Form v. Misshandlung wie bsp. "Prügel" erlitten
  • vermutlich häufigste Form v. Misshandlung = Vernachlässigung, (Vorenthalten v. materieller od. emotionaler Zuwendung) - f. Entwicklung/ Leben d. Kindes notwendig
  • = emotionale Misshandlung, beispielsweise durch herabwürdigendes od. ablehnendes Verhalten geschieht, kaum reichlich untersucht


2.3.1 Polizeilich erfasste Fälle: Das Hellfeld
Aufschluss über Anzahl polizeilich erfasster Fälle v. Kindesmisshandlung gibt PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik)

  • beachten:
    • PKS führt lediglich angezeigten Fälle (Hellfeld)
    • Fälle ohne Anzeige (Dunkelfeld) unberücksichtigt
  • Die PKS Deutschlands weist für das Jahr 2005 unter den Schlüsseln 2231 (Misshandlung von Kindern) & 1310 (Sexueller Missbrauch von Kindern) folgende Daten aus (PKS 2005 [14]): 

Opfer (PKS, Tabelle 91)
 
Insgesamt
Männlich
Weiblich
Misshandlung von Kindern:
3 390
55,4%
44,6%
Sexueller Missbrauch von Kindern:
17 558
23,2%
76,8%

 

Geschlechts- und Altersstruktur Tatverdächtige (PKS, Tabelle 20)
 
 
 
Gesamt
Männlich
Weiblich
Alter unter 21
Alter ab 21
 
Misshandlung von Kindern:
2 962
56,5%
43,5%
4,7%
95,3%
 
Sexueller Missbrauch von Kindern:
9 805
96,4%
3,6%
27,9%
72,1%
 

 

  • direkt Kategorie "Kindesmisshandlung" zugeordneten Fälle
    • polizeilichen Zahlen weitere Daten zu Verbrechen an Kindern
    • Jahr 2002 wies die PKS folgende Zahlen angezeigter Straftaten aus, die in direktem Zusammenhang mit Kindesmisshandlung standen (nur kindliche Opfer): 

Straftat
Angezeigte Fälle
Mord
38
Totschlag und Tötung auf Verlangen
67
Fahrlässige Tötung
108
Vergewaltigung und Sexuelle Nötigung
643
Körperverletzung mit Todesfolge
21
Gefährliche/Schwere Körperverletzung
9.028
Misshandlung von Schutzbefohlenen
3.058
Vorsätzliche leichte Körperverletzung
26.119
Fahrlässige Körperverletzung
3.658
Straftaten gegen die persönliche Freiheit
9.982

 

2.3.2 Gesamtausmaß durch Einbeziehung des Dunkelfeldes

  • Schätzungen zufolge lediglich 5-10 Prozent Kindesmisshandlungen angezeigt
    • sehr hohe Dunkelziffer
    • Gründe wahrscheinlich >meistens Familienmitglieder v. Vorfällen Kenntnis nehmen > nicht wagen eig. Verwandtschaft anzuzeigen
    • 2005 Bundeskriminalamt bekannt gegeben: Zahl Misshandlungen seit 1996 verdoppelt
    • 2.916 angezeigte Fälle v. Misshandlung
    • Kinder unter 14


2.4 Ursachen

  • vielfältig
  • = meist sozialpädagogisches Problem:
    • Kind
      • Unerwünschtheit
      • Abweichendes und unerwartetes Verhalten
      • Entwicklungsstörungen
      • Fehlbildungen
      • Niedriges Geburtsgewicht und daraus resultierende körperliche und geistige Schwäche
      • Schwächen
      • Stiefkinder
      • Schreibabys
    • Familie
      • Misshandlung in der Herkunftsfamilie
      • Hohe, unrealistische Erwartungen an das Kind
      • Mangel an erzieherischer Kompetenz
      • Unkenntnis über Pflege, Erziehung und Entwicklung von Kindern
      • Aggressives Verhalten
      • Niedriger Bildungsstand
      • Suchtkrankheiten
      • Bestimmte Persönlichkeitszüge, wie mangelnde Impulssteuerung
      • Psychische Erkrankung der Eltern
      • Alleinerziehende oder minderjährige Eltern
      • Eheliche Auseinandersetzungen
      • Gewalt in der Partnerschaft
      • Besonders kritische Lebensereignisse(Bsp. Tod in der Familie, Erkrankung, Scheidung, Trennung)
    • Rahmenbedingung / Umfeld
      • Arbeitslosigkeit
      • Fehlen sozialer Unterstützungsnetze
      • Schlechte Wohnsituation
      • Isolation
      • Unzureichende familienbezogene Hilfeangebote
      • Konflikte mit Institutionen, Behörden, Schulen, Kindergarten
      • Wirtschaftliche Notlage
      • Existenzunsicherheit
      • Ausgrenzung als ethnische Minderheit

Anmerkungen:

  • Risikofaktoren müssen nicht zu Misshandlung führen
    • viele arbeitslose, allein erziehende, minderjährige oder psychisch kranke Eltern, kümmern sich angemessen um Kinder & nicht alle Schrei-Babys misshandelt
  • Hauptursache f. Gewalt in Erziehung > Überforderung
  • > seltenen (in Öffentlichkeit bes. beachteten) Fällen Sadismus Hintergrund Kindesmisshandlung
  • Weit verbreitet = Auffassung Gewalt "Klapses" od. "Hinternversohlens" “noch niemandem geschadet"
  • Einstellung deutlichem Widerspruch zu gesetzlichen Zielen gewaltfreien Erziehung


2.5 Folgen

  • Erkennung v. Verletzungsfolgen durch Misshandlungen kommt große Bedeutung bei derzeitig Früherkennungssystemen
  • Wichtige Voraussetzung f. Funktionieren = ausreichende Qualifizierung v. Hebammen, Kindergarten- & Schulpersonal, Kinderärzten in Erkennung v. Misshandlungsfolgen


2.5.1 Akute Verletzungen

  • Kindesmisshandlung Vielzahl v. schweren Folgen f. betroffene Kind (& unter Umständen auch für Geschwisterkinder)
  • v. Form Gewaltanwendung abhängig
    • Bsp. f. typ. akute Verletzungen:
      • Gehirnblutungen (Folge Schütteltraumas bei Säuglingen)
      • vielfältige, nicht behandelte Knochenbrüche untersch. Alters (Folge körperl.Gewalt)
      • Verwundungen (bsp.durch Schläge mit Gegenständen)
      • Punktverbrennungen (durch Ausdrücken v. Zigaretten)
      • Bissverletzungen


2.5.2 Chronische Verletzungsfolgen

  • Bsp. f. dauerhafte Misshandlungsfolgen sind:
    • Entwicklungsverzögerungen
    • Nicht-organische Gedeihstörungen (bei Vernachlässigung)
    • posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörung & Bindungsstörung als Folge aller Misshandlungsformen.


2.5.3 Therapie

Erinnern der Misshandlung

  • Kindheitsforscherin Alice Miller
  • ohne lebhafte Erinnerung Folgen v. Gewalt in Körper & Psyche verbleiben
  • dort gefährliches Eigenleben entwickeln & gegen Opfer selbst o.A richten beg. können
  • um verhindern >wichtig, behutsam eigenen authentischen Gefühle v. Schmerz in Kindheit entwickeln & zu erinnern
  • ohne Erinnern Zugang zur eig. Geschichte verbaut


2.6 Prävention (Vorbeugende Maßnahmen)

  • Prävention Kindesmisshandlungen verhindern
  • Kriminalprävention üblich, nach zeitlicher Zuordung & Zielgruppen untersch:
    • Grundlegende vorbeugende Maßnahmen ("Primäre Prävention")
    • Früherkennung/frühzeitiges Einschreiten ("Sekundäre Prävention")
    • Verhindern von Wiederholung ("Tertiäre Prävention")
    • Opferbezogene Prävention
    • Täterbezogene Prävention
    • Aktivierung des sozialen Umfeldes


2.6.1 Grundlegende vorbeugende Maßnahmen

Verbreitung des Leitbildes "Gewaltfreie Erziehung" (z.B. durch Medienkampagnen)

  • Schaffung v.Unrechtsbewusstsein & Furcht v.Strafverfolgung &soz. Ächtung
  • Funktion erfüllen oft Medienberichte über Strafverfolgung v.Tätern
  • Anleitung gewaltfreier Erziehung bei Risikogruppen (z.B. durch Hebammen/Jugendämter)
  • Erziehungsberatung & Hilfen zur Erziehung durch Jugendamt (Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaft) & v. Beratungsstellen Bsp. Kinderschutzzentren


2.6.2 Verhindern von Wiederholung

  • Sozialpädagogische Familienhilfe, Therapie, langfristige Fremdunterbringung des Kindes
  • Zivilrechtliche Maßnahmen: Sorgerechtsentzug, Wohnungsverweis & Näherungsverbot f. misshandelnden Elternteil
  • Strafrechtliche Maßnahmen: Verurteilung & Inhaftierung der Täter


2.6.3 Opferbezogene Prävention

  • Auffangeinrichtungen für Kinder (z.B. Projekt "Arche")
  • Mädchenhäuser
  • Krisentelefone: Versch. Institutionen m. untersch. Angeboten in D. (bundesweit Nr. 0800-111 0 444)


2.6.4 Täterbezogene Prävention

  • Angebote v. Jugendschutz & Jugendhilfe f. Eltern, die misshandeln od. befürchten (z.B. Erziehungsberatung, Eltern-Selbsthilfegruppen, Krisentelefone (s.o.))
  • Therapie
  • Inhaftierung


2.6.5 Aktivierung des sozialen Umfeldes

  • Aufklärung Bevölkerung Erkennung v. Misshandlungssituationen
  • Ermutigung zu Zivilcourage / zum Tätigwerden
  • Medienkampagnen zur Verbesserung d. Anzeigebereitschaft
  • Bewusstmachung Pflicht zur Hilfe (§ 323c StGB: "Unterlassene Hilfeleistung - Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft")


2.7 Zitat

"Ein geschlagenes Kind trägt Spuren der Folter" (Janusz Korczak)


2.7.1 Allgemeines

Janusz Korczak (* 22. Juli 1878 oder 1879 in Warschau; † Anfang August 1942 Vernichtungslager Treblinka) poln. Arzt, bed. Kinderbuchautor & Pädagoge

Buch:
Wie man ein Kind lieben soll (poln. Erstausgabe 1919), Korczaks wichtigstes pädagogisches Werk, besteht 4 Teile

  1. Teil Das Kind in der Familie
  2. Teil Das Internat,
  3. Teil Sommerkolonien
  4. Teil Das Waisenhaus


Wenn ich wieder klein bin…
Vorwort an erwachsenen Leser lautet:
»Ihr sagt:
'Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.'
Ihr habt recht.
Ihr sagt:
'Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen.
Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.'
Ihr irrt euch.
Nicht das ermüdet uns. Sondern - daß wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen.
Um nicht zu verletzen.«


2.7.2 Ehrungen

Friedenspreis Deutschen Buchhandels 1972 (posthum)

  • Bronzestatue „Korczak und die Ghetto-Kinder“

 

Zurück