Mann, Thomas - Tonio Kröger

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Hans Hansen, Ingeborg Holm, Lisaweta, Thomas Mann, Novelle, Biographie, Inhaltsangabe, Charakteristik der Protagonisten, Referat, Hausaufgabe, Mann, Thomas - Tonio Kröger
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Referat

Thomas Mann - die Novelle „Tonio Kröger“

1. Einleitung
Bei der Novelle „Tonio Kröger“ handelt es sich um einen der meist gelesenen Texte von Thomas Mann. Die Novelle zeigt teilweise Parallelen zum eigenen Leben des Autors. In dem Buch geht es um das Verhalten von Kunst und Leben, bzw. Künstlertum und Bürgertum. Tonio Kröger ist die Geschichte eines Künstlers, der sich in der Welt der „Normalen“ als Außenseiter fühlt, später aber in die Bürgerlichkeit zurückkehrt. Seine Gefühle beschreibt er einmal so: “Ich sage ihnen, dass ich es oft sterbensmüde bin, das Menschliche darzustellen, ohne am Menschlichen teil zu haben.“

Tonio sucht nach einer Möglichkeit, die es ihm erlaubt als Künstler auch Bürger zu sein, d.h. er möchte auch als Künstler nicht ausgeschlossen sein, sondern am bürgerlichen Leben teilhaben.


2. Hauptteil

2.1. Biographie des Autors
Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 als Sohn des Kaufmanns und niederländischen Konsuls Johann Heinrich Mann in Lübeck geboren. Ab dem 7. Lebensjahr besucht er eine Lübecker Privatschule, mit 14 das Realgymnasium. Als Thomas Mann 16 ist, stirbt sein Vater und die Mutter zieht mit den Kindern nach München. Im Alter von 19 beendet er die Schule und macht eine Lehre. Von 1896-1898 lebt er in Italien. Dort beginnt er mit der Niederschrift von „Buddenbrooks“. 1898 kehrt er nach München zurück und veröffentlicht sein erstes Buch. Es folgen die Veröffentlichungen weiterer Bücher: Buddenbrooks (1901), Gladius dei (1902), Tonio Kröger; Tristan (1903), Königliche Hoheit (1909), Der Tod in Venedig (1912), Der Zauberberg (1924). 1905 heiratet er in München.

1929 erhält er in Stockholm den Nobelpreis für Literatur. 1933 beginnt seine Emigration. Es folgen Aufenthalte in der Schweiz und in den USA. 1936 wird seine deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1944 erwirbt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1949 bekommt er den Goethe Preis der Stadt Frankfurt verliehen. 1952 kehrt er nach Europa zurück. Am 12. August 1955 stirbt er in Zürich.


2.2 Inhaltsangabe
Der Anfang der Erzählung ist eine Episode, die sich ereignet, als Tonio Kröger 14 Jahre alt ist. Tonio wartet vor der Schule auf seinen Freund Hans Hansen, um mit ihm, wie sie es verabredet haben, nach Hause zu gehen. Hans hat dies offensichtlich vergessen, erinnert sich aber dann doch, als er Tonio sieht, und geht mit ihm. Beide sind von Gegensätzen gekennzeichnet.

  • Mann, Thomas: Tonio Kröger, Berlin 1903, S. 32
  • vgl. Große, Wilhelm: Erläuterung, Hollfeld 2000, S. 6-10

Hans ist der Beste in der Schule und bei allen beliebt. Tonio zeigt schwache schulische Leistungen und gilt als Außenseiter: Tonio liebt Hans Hansen, weil er das Gegenteil von ihm selbst ist. Hans liest gerne Pferdebücher, geht reiten, schwimmen und hat andere Interessen als Tonio. Tonio versucht Hans für seine Interessen zu gewinnen. Er erzählt ihm von Schillers Schauspiel „Don Carlos“, das er unbedingt lesen soll. Zunächst willigt Hans ein, lässt sich aber wieder ablenken, als ein anderer Mitschüler kommt und sich beide jetzt über ihre Reitstunden unterhalten. Tonio erkennt, dass er anders ist. Er fühlt sich ausgeschlossen und allein.

Im Buch wird von einer weiteren, ähnlichen Episode berichtet. Tonio ist jetzt 16 Jahre alt. Er liebt die blonde, blauäugige und lustige Inge Holm, die ihn jedoch nicht beachtet. Beim Tanzen fällt er hin und auch Inge Holm lacht ihn aus. Tonio fühlt sich wieder als Außenseiter und ausgestoßen. Magdalena Vermehren, die Tochter des Rechtsanwalt, interessiert sich für Tonio, aber er hat kein Interesse für sie. Obwohl Tonio unter seiner Sonderstellung leidet, ist er dennoch nicht unglücklich. „Aber obgleich er einsam, ausgeschlossen und ohne Hoffnung vor einer geschlossenen Jalousie glücklich. Denn damals lebte sein Herz.“

Tonios Vater stirbt und ein Jahr später heiratet seine Mutter einen Musiker, mit dem sie nach Süden zieht. Tonio verlässt die Heimatstadt. „Er ging den Weg, den er gehen musste.“ Er lebt in großen Städten im Süden und widmet sein Leben nun ganz dem Schriftstellertum. Auf der einen Seite befällt ihn die Einsamkeit, auf der anderen Seite führt er ein ausschweifendes leben, das an seiner Gesundheit zehrt. Aber je schlechter sein Gesundheitszustand wird, umso besser werden seine Werke.“... unter heftigen Qualen ungewöhnliche Werke entstehen ließ.“

Tonio besucht seine Freundin, die Künstlerin Lisaweta Iwanowna. Sie unterhalten sich über das Verhältnis von Kunst und Leben. Tonio erläutert Lisaweta in einem langen Monolog sein Problem und sein Verhältnis zur Kunst und zum Leben. Lisaweta gibt ihm darauf folgende Antwort: „Sie sind ein Bürger auf Irrwegen, Tonio Kröger, - ein verirrter Bürger.“

Tonio antwortet daraufhin: „Ich bin erledigt.“

Tonio entschließt sich nach Dänemark zu gehen. Auf der Fahrt dorthin besucht er seine Heimatstadt, aber keiner erkennte ich mehr. Sein Vaterhaus ist jetzt eine Bibliothek. Er bekommt auch noch Probleme mit der Polizei, weil er seinen Ausweis nicht dabei hat. Auf der Schifffahrt nach Dänemark entzückt ich das Meer wieder über alle Maßen und er beginnt zu dichten, bringt das Gedicht jedoch nicht zu Ende Tonio erricht Kopenhagen, fährt jedoch weiter nach Helingór. In Alsgaard bleibt er in einem kleinen Hotel. Bei einer Tanzveranstaltung glaubt er Hans Hansen und Inge Holm, seine beiden Jugendlieben wieder zu sehen, aber sie sind es nicht. Auch Magdalena Vermehren glaubt er zu sehen.

Tonio geht nach Hause und macht sich Gedanken über sein Leben und was aus ihm geworden ist. Er fühlt sich erschöpft, verirrt und krank. Dennoch merkt er, dass sein Herz lebt. Von seinem veränderten Verhältnis zur Kunst schreibt er in seinem Brief an Lisaweta Iwanowna. Er bekennt ihr seine Zugehörigkeit zum Bürgertum und seine Liebe zum Leben: „... wie sehr mein Bürgertum und meine Liebe zum „Leben“ eins und dasselbe sind. Diese Reise hat mir Veranlassung gegeben, darüber nachzudenken.“

  • Mann, Thomas: Tonio Kröger , Berlin 1903, S. 32
  • a.a.O. S. 24
  • a.a.O. S. 27
  • a.a.O. S. 24
  • a.a.O. S. 41
  • vgl. Große, Wilhelm: Erläuterung, Hollfeld 2000, S. 41,42

2.3. Charakteristik der Protagonisten

Tonio Kröger:
Tonio ist Konsul Krögers Sohn. Das Haus, in dem sie leben, ist das herrschaftlichste der ganzen Stadt. Als 14- Jähriger wird er folgendermaßen beschreiben: Tonio hatte ein brünettes und ganz südlich scharf geschnittenes Gesicht, dunkle, und Zartumschattete Augen mit zu schweren Lidern. Mund und Kinn waren ihm ungewöhnliche weich gebildet. Der Springbrunnen, der alte Walnussbaum, seine Geige und in der Ferne das Meer, die Ostsee, das sind die Dinge, die er liebt. Tonio hat eine künstlerische Veranlagung, die ihn zum Außenseiter macht. Er beginnt Verse zu schreiben, was bei seinen Mitschülern und Lehrern auf Missverständnisse stößt. Seine Zensuren sind schlecht, was seinen Vater erzürnt. Seiner Mutter jedoch sind die schlechten Schulleitungen ihres Sohnes egal. Mit 14 Jahren liebt er seinen Mitschüler Hans Hansen, der das genaue Gegenteil von ihm ist. Im Alter von 16 Jahren liebt er die blonde, lebenslustige und aufgeschlossene Inge Holm, von der er jedoch abgelehnt wird. Tonio fühlt sich als Außenseiter.


Vater Kröger:
Tonios Vater ist Kaufmann und Konsul. Er legt Wert auf gute schulische Leitungen seines Sohnes. Tonio beschreibt ich folgendermaßen: „Mein Vater war ein nordisches Temperament: betrachtsam, gründlich, korrekt aus Puritanismus und zur Wehmut geneigt:“


Mutter Kröger:
Die Mutter stellt das Gegenteil zum Vater dar. Sie ist eine schwarzhaarige, dunkle und feurige Frau, die aus dem Süden stammt. Sie liebt die Musik und die Kunst. Sie wird folgendermaßen beschrieben: Von unbestimmt exotischem Blut, schön, sinnlich naiv, zugleich fahrlässig und leidenschaftlich und von einer impulsiven Liederlichkeit. Nach dem Tod von Vater Kröger heiratet sie wieder und zieht in den Süden.


Hans Hansen:
Hans ist außerordentlich hübsch und wohlgestaltet, breit in den schultern und schmal in den Hüften. Er ist der Beste in der Klasse und bei Lehrern und Schülern sehr beliebt. Hans nimmt Reitstunden und interessiert sich für Pferdebücher.


Inge Holm:
Sie ist Doktor Holms Tochter. Inge ist blond, blauäugig, lebenslustig und beliebt. Sie tanzt gern und ist aufgeschlossen. Die Zuneigung Tonios erwidert sie nicht.

  • vgl. Große, Wilhelm: Erläuterungen, Hollfeld 2000, S. 41,42
  • a. a. O. S. 41, 42


Magdalena Vermehren:
Sie verhält sich ungeschickt, zeigt, jedoch Interesse an Tonio. Tonio zeigt jedoch kein Interesse an ihr.


Lisaweta Iwanowna:
Lisaweta ist Tonios beste Freundin, nachdem er in den Süden gezogen ist. Sie malt Bilder: Mit ihr unterhält sich Tonio über das Verhältnis von Kunst und Leben bzw. Künstler und Bürger


2.4. Besonderheiten beim Aufbau der Novelle
Auffallend an der Novelle ist, dass Wiederholungen in den einzelnen Kapiteln zu erkennen sind bzw. einige Verbindungen hergestellt werden können. Im zweiten Kapitel wird das Thema des ersten Kapitels noch einmal aufgegriffen. Tonio fühlt sich als Außenseiter in der Welt der “Bürgerlichen“. Das erste und das letzte das letzte Kapitel enden beide mit dem gleichen Satz: „Sehnsucht war (ist) darin und schwermütiger Neid und ein klein wenig Verachtung und eine ganze keusche Seligkeit“. (1) Dieser Satz beschreibt den jeweiligen Gefühlzustand von Tonio. Er beschreibt das Spannungsverhältnis, in dem er sich befindet. Auch das zweite und achte Kapitel zeigen Gemeinsamkeiten. In beiden findet eine Tanzveranstaltung statt und Tonio ist jedes Mal der Außenseiter.

Das Gespräch zwischen Tonio und Lisaweta im 4. und 5. Kapitel stellt den Mittelpunkt und damit zugleich die zentrale Frage dar, bei der es in der Novelle geht, nämlich um das Verhältnis von Kunst und Leben. Dieses Gespräch ist zwar mehr ein Monolog, weil Tonio fast die ganze Zeit alleine redet, aber Lisaweta hört ihm zu sagt ihm dann auch ihre Meinung. Tonio erzählt Lisaweta von seinen Problemen, die er hat, da er in diesem Spannungsverhältnis von „Künstlerischem“ und „Bürgerlichem“ steht. Die Gewissensnöte, die Tonio erlebt, indem er sich zwischen beiden Extremen hin- und hergerissen fühlt, machen ihn krank. Menschen wie Hans Hansen und Inge Holm sind nicht ausgeschlossen. Sie genießen das bürgerliche Leben, nach dem Tonio sich sehnt.


2.5. Trennung von Künstlertum und Bürgertum
Der Gegensatz zwischen Künstler und Bürger stellt sich auch in den anderen Personen dar, die in diesem Buch beschrieben werden. Auf die Seite der Bürger gehören: Hans Hansen, Inge Holm und Konsul Kröger. Sie verkörpern „die Gewöhnlichen“, von denen Tonio sich ausgeschlossen fühlt. Auf die Seite der Künstler gehören: Tonios Mutter, Lisaweta Iwanowna, Tanzlehrer Knaak, ein Leutnant, ein junger Kaufmann und Magdalena Vermehren. (Siehe Anhang) Auch räumlich bzw. geographisch kann man beide Bereiche trennen. Zum Bürger gehört der Norden, zum Künstler der Süden. Andere Begriffe aus der Novelle lassen sich ebenfalls einem der beiden Bereiche zuordnen. Z.B. dem „Bürgerlichem“ Begriffe wie: blond, blauäugig, Pferdebücher, Reitstunden, Tanzen, Musik und Heiterkeit. Dem „Künstlerischem“ werden Begriffe zugeordnet wie: dunkle Augen, Don Carlos, Meer, heimatlos, Schwermut und Außenseiter.

  • Mann, Thomas: Tonio Kröger, Berlin 1903, S. 17,73
  • vgl. Große, Wilhelm: Erläuterungen, Hollfeld 2000, S. 31-37
  • 2.6. Tonio als Außenseiter und „Bürger auf Irrwegen“

Thema dieser Novelle ist das Verhältnis von Kunst und Leben bzw. Künstler und Bürger. Schon der Name Tonio Kröger zeigt, dass die Hauptperson aus zwei verschiedenen Welten kommt. „Tonio“ steht für den südlich- künstlerischen Teil, der von der Mutter herrührt, Kröger steht für den bürgerlichen Teil im Namen und für die Welt des Vaters. Tonio selbst steht zwischen diesen beiden Welten. Er ist sozusagen zwischen diesen beiden Welten hin- und hergerissen.

Das buch beschreibt die Entwicklung Tonios zum Schriftsteller. Es beginnt mit zwei Episoden aus der Jugend. Bei einer ist er 14, bei der anderen schon 16 Jahre alt. In beiden Episoden wird deutlich, wie schwer er es hat im Verhältnis zu den „normalen“ Bürgerlichen die hier durch Hans Hansen und Inge Holm verkörpert werden. Auf der einen Seite sehnt er sich danach so zu sein, wie sie, auf der anderen Seite weiß er jedoch auch, dass er anders ist. Bei dem Versuch, beide für sich zu gewinnen, scheitert er. Tonio weiß, dass er anders ist und seinen eigenen Weg gehen muss. „Er ging den Weg, den er gehen musste,...“.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen Tonio als Künstler und Bürger zieht sich durch das ganze Buch. Tonio ist Künstler und möchte auch Künstler sein, aber es besteht sein Leben lang die Sehsucht nach dem Leben der Bürgerlichkeit und dem Gewöhnlichen. In dieser Welt fühlt er sich jedoch als Außenseiter. Seine spätere Freundin Lisaweta Iwanowna nennt ihn einen „verirrten Bürger“. „Sie sind ein Bürger auf Irrwegen, Tonio Kröger, -ein verirrter Bürger“.


2.7. Vereinbarung von Künstlertum und Bürgertum
Tonio weiß, dass er, obwohl er Künstler ist, auch Bürger sein will. „Sein „bürgerliches Gewissen“ lässt ich in allem Künstlertum, aller Außenordentlichkeit und allem Genie etwas tief, zweideutiges, tief Anrüchiges, teil Zweifelhaftes erblicken, aber sein Verlangen nach menschlicher Zuneigung und Nähe bleibt unerfüllt“. An dieser Stelle stellt sich die Frage: Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation? Gibt es eine Möglichkeit für Tonio, dass er als Künstler auch Bürger sein kann und am gewöhnlichen Leben teilhaben kann. Tonio verachtet den Menschen nicht, er liebt ihn. Gerade in der Liebe zum Menschen sucht er einen Ausweg aus dem Spannungsverhältnis von Künstlertum und Bürgertum.

  • Mann, Thomas: Tonio Kröger, Berlin 1903, S.24
  • a.a.O. S. 41
  • vgl. Große, Wilhelm: Erläuterungen, Hollfeld 2000, S. 58,59


3. Schluss
Tonio gilt als ein „Bürger auf Irrwegen“. In diesem Zustand fühlt er sich ausgestoßen, krank, einsam und allein. Er sehnt sich danach zu den anderen zu gehören. So sucht er selbst nach einer Möglichkeit, die es ihm erlaubt als Künstler auch Bürger zu sein. Er wird vom Schriftsteller zum Dichter. Tonio liebt den Menschen und er will als Dichter diese Liebe beschrieben. „Der Liebe gelingt es am Ende gar die Spannung zwischen den beiden gegensätzlichen Welten aufzuheben und das Ästhetische mit dem Ethischen, Dichterische mit dem Menschlichen, Lebendigen und Gewöhnlichen zu vereinen.“ Dem ewigen Gegensatz von Kunst und Leben entspricht bei Tonio selbst der Gegensatz von Erkennen und Lieben. Er wird in eine immer wiederkehrende Spannung versetzt. Ausweg aus dieser Spannung ist die Empfindung der „Liebe“.


4. Literaturverzeichnis

  • Mann, Thomas: Tonio Kröger, Berlin 1903
  • Große, Wilhelm: Erläuterung, Hollfeld 1903 (Sekundärliteratur)

 

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