Andersch, Alfred - Sansibar oder der letzte Grund (Charakterisierung der Judith Levin)
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Referat
Charakterisierung der Judith Levin aus Sansibar oder der letzte Grund (Alfred Andersch)
Der Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ dreht sich um ein Geschehen, durch welches sechs verschiedene Personen zusammengeschweißt werden, welche alle verschiedene Interessen verfolgen. Doch in einem Punkt treffen ihre Interessen zusammen, nämlich darin, dass sie Deutschland unter dem Nazi-Regime verlassen müssen und die dazu nötige riskante Flucht wagen wollen. Zwar haben sie alle unterschiedliche Motive, doch fällt alles auf einen kleinen Ort namens Rerik zusammen, welcher für sie alle den Fluchtausgangspunkt darstellen soll. Eine dieser Personen ist Judith Levin. Für sie kam das verschlafene, kleine Städtchen Rerik, als Fluchtmöglichkeit in Frage, da ihre Mutter sie kurz vor ihrem Tod, darum gebeten hat. „Mama hatte immer ein kleines sentimentales Faible für Rerik gehabt, seitdem sie die Stadt zwanzig Jahre zuvor mit Papa gesehen hatte, (…).“ (Sansibar oder der letzte Grund, Alfred Andersch, S. 18)
Für Judith und besonders deren Mutter hat Rerik also eher eine romantische Bedeutung und ist eher nebensächlich als Fluchtort gedacht. Judiths Erscheinungsbild fällt in Rerik schnell auf. „(…), sie war eine Fremde, eine junge Fremde mit einem in Rerik ungewohntem Gesicht. (…) Dieses hier war ein besonders schönes Exemplar eines solchen Gesichts.“ (ebenda, S.59) Die meisten der Bewohner in Rerik sind Judith fremd. Sie kann ihre Ausdrucksweise nicht einschätzen, was besonders gegenüber dem Wirt auffällt. So kann sie beispielsweise kaum einschätzen was er mit „Sie sind ja ein nettes Flittchen“ (ebenda, S. 76) und „Die fliegt raus. Solche wie die fliegen bei mir raus.“ (ebenda, S.77) eigentlich genau meint.
Die Beziehung zu Gregor baute sie erst im Laufe der Geschichte auf, dadurch, dass er sich für ihre Flucht eingesetzt hat. Durch den Streit zwischen Knudsen und Gregor bleibt er in Rerik. Trotz des Verlangens, Judith nachzureisen, verlässt er Deutschland nicht. Doch der einzige Mensch in Rerik, der Judith nicht von vornherein fremd ist, ist der Pfarrer Helander, da er die selbe Ausdrucksweise wie sie hat. Dies hat den Grund, dass beide eine gute Bildung erhalten haben. Judith stammt aus einem wohlhabenden reichen jüdischem Elternhaus aus Hamburg und war stets einen guten Umgang gewohnt. Erst zu Zeiten des Nazi-Regimes war das Ansehen gesunken. Durch das wohlbehütete Elternhaus, ist Judith noch eher unselbstständig und kindlich. Doch durch ihre vielen Erlebnisse und besonders den Tod ihrer Mutter, ist das Erwachsenwerden nun unaufhaltsam. „(…) , aber Rerik war nicht romantisch, man wurde hier erwachsen, man wurde hier ein zu schnell erwachsenes leichtes Mädchen, das grausam beobachten konnte und dennoch hilflos war, es war ein zu rascher Sprung gewesen, von der Georgienvilla (…).“ (ebenda 79) In diesem Gedankengang wird ihr selbst bewusst, dass sie nun endlich erwachsen wird, und dies nicht bremsen kann. Sie sehnt sich in diesem Moment zurück nach ihrem alten Leben. Neben dem Erwachsenwerden macht Judith eine weitere wichtige Veränderung durch. Sie schließt endlich mit ihrer Vergangenheit ab.
Auch wenn sie sich noch in manchen Momenten danach zurücksehnt, hat sie sich mit der momentanen Situation abgefunden: „(…), in Nächten wie jener, die so himmlisch gewesen war, daß Papa plötzlich Goethe rezitiert hatte: (…) herrscht des Mondes volle Pracht, das gab es hier nicht, sondern gefleckte Felle, Kälte und Trostlosigkeit , Goethe und Papa befanden sich irgendwo, hier waren sie undenkbar, denkbar war hier nur dieser junge Mann, (…)“ (ebenda, S. 122) In dieser Aussage gibt Judith außerdem endgültig ihre romantische Ader auf.
Die Geschehnisse machen so aus einem naiven, romantischem Mädchen eine junge, aufgeschlossene Frau, welche ein neues Leben in Schweden beginnt.
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