Cezanne, Paul - Biographie und Werke

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Paul Cezanne, Louvre, Klassizist, Impressionisten, Impressionismus, Zola, Referat, Hausaufgabe, Cezanne, Paul - Biographie und Werke
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Referat

Paul Ce'zanne



Paul Cezanne, den man einmal den Erzvater der modernen Kunst und eines autonormen Kunst - und eines autonomen Bildbegriffs nennen würde, und dem gerade das Essener Folkwang Museum eine große Ausstellung mit Leihgaben aus rund 80 internationalen Sammlungen widmet, deren Versicherungswert sich auf über 1 Mrd Euro beläuft, wurde am 19.01.1839 in Aix - en Provence als Sohn eines Hutimporteurs und seiner Angestellten geboren. Später eröffnete der Vater ein eigenes Bankhaus und zählte bald zu den reichsten Bürgern der Stadt. Paul wuchs also in einer wohlhabenden Familie auf. Im Gegensatz zu van Gogh, der in Armut gelebt nur ca. 10 Schaffensjahr hatte, oder zu Gauguin, der als Aussteiger auf Tahiti sein Glück suchte, war Cezanne ein Großbürgersohn, mit allen finanziellen Annehmlichkeiten. Das Leben ließ ihm Zeit für seine künstlerische Entfaltung -zwischen den ersten Malversuchen in Aix und seinem letzten Werken liegen 50 Jahre sorgenfreies Leben.
Dennoch zählte die Erfahrung gesellschaftlicher Isolation zu den prägenden Eindrücken in Paul's Leben, denn die Bourgeousie akzeptierte den Aufsteiger Louis - Auguste Cezanne nie:
Ab 1852 besucht Paul das Gymnasium und fällt dort durch seine große Begabung für klassische Sprachen auf und nicht etwa durch künstlerische: Sein bester Freund in dieser Zeit war Emile Zola, der später einmal einer der berühmtesten Schriftsteller Frankreichs werden sollte. Mit dem Freund unternimmt Cezanne endlose Streifzüge durch die Natur, von denen sie selbst sagen, dass danach Herz und Verstand voller Eindrücke waren. Cezannes Charakter wird als eine Mischung von Jähzorn, Schüchternheit, Ungeduld, Sturheit und lähmender Depression beschrieben. Nach seinem Schulabschluss stand es nicht fest für ihn, Künstler zu werden. Er schreibt sich erst einmal in seiner Heimatstadt zum Jurastudium ein, beklagt sich aber bald darüber und folgt seinem Freund Zola nach Paris. Dort arbeitet er an der Academie Suisse, wo man gegen Gebühr Aktmodelle zur Verfügung hatte. Aber Paul war unzufrieden mit seiner Arbeit und voller Selbstzweifel. Enttäuscht reist er wieder zurück und versucht sich bei seinem Vater als Bänker, nur um auch hier bald festzustellen, wie er selbst einmal reimte:

"Bänker Cezanne sieht nicht ohne Schrecken einen Maler hinter seinem Schalter stecken."

Wir können festhalten, dass Cezanne nie eine künstlerische Ausbildung im akademischen Sinne erhalten hat, und er fällt mit seinen eingereichten Werken im Pariser Salon der Societe des Artistes francais immer wieder durch. Er betreibt eigene Studien, indem er im Louvre alte Meister kopiert und erklärt, dass er einmal etwas so Solides und Dauerhaftes wie diese Museumskunst schaffen möchte. Sein bevorzugtes Werkzeug beim Kopieren der alten Meister war der Zeichenstift.
Auch der Vater unterstützt ihn nun und gab ihm die Erlaubnis, sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren, wenn er denn ganz offiziell ein Studium an der e' tablierten Ecole des Beaux Arts beginnen würde. Hier aber wird er nicht aufgenommen und fällt mit seinen eingereichten Arbeiten immer wieder durch. Also arbeitet er erneut an der Academie Suisse, einem Sammelbecken für abgelehnte Künstler oder solche, die den traditionellen Kunstgeschmack ablehnten. Er trifft dort auf Camille Pissarro, den Freiluftmaler, auf Auguste Renoir, Alfred Sisley und Edourd Manet - die später als Impressionisten bekannt werden. Paul fühlt sich zu der Art zu malen von Eugine Delacroix hingezogen, dem ewigen Gegenspieler des Jean Dominique Ingres,...

"Die Odaliske von Ingres"
"Die Freiheit führt das Volk " von Delacroix


... der der führende und prägende Klassizist seiner Zeit war. Dieser verabscheute Improvisation und Ungenauigkeit, wohingegen für Delacroix nicht zeichnerisches Können sondern die Farbe mit ihrem Facettenreichtum im Mittelpunkt stand. Auch die Arbeiten der sogenannten Realisten übten großen Einfluss auf ihn aus. Ihre Sujets standen im krassen Gegensatz zu den gebildeten oder erbaulichen Themen, die an der L' ecole des Beaux Arts den Schülern empfolen wurden. Über diese Kunst spottet Zola:
" Mittelmäßiges wird angenommen. Die Wände werden mit biederen und völlig unbedeutenden Gemälden gepflastert. Sie könne von oben nach unten, kreuz und quer schauen: nicht ein Bild, das einen schockiert, nicht ein Bild, das einen anzieht. Man hat die Kunst gesäubert, man hat sie sorgfältig gestriegelt, ein braver Bürger in Pantoffeln und weißem Hemd."

Diese Kunst wurde in den sogenannten Salons, so hießen die offiziellen Kunstausstellungen in Paris, gezeigt. Wer hier ausstellen durfte, war anerkannt. Es gab 1863 sogar einen Salon des Refuses ( = des Abgelehnten) der zum Skandal wurde und ab 1884 einen Salon des Independants ( = der Unabhängigen), der von der Jury der E'cole des Beaux Arts sich abgewandt hatte und zur Plattform neuer, nie gesehener künstlerischer Ausdrucksweisen wurde.

- " Der Grand Salon" ( Minikunstführer S. 20)


Aus Paris zog es Cezanne immer wieder auf den Landsitz seines Vaters in Aix, dem Jas de Bouffan. Dort, im Atelier entstand seine Malerei die heute als grandios gilt, aber damals total neben jedem Trend lag. Die Jahre 1864 - 71 sind geprägt durch düstere Gewaltfantsien, mit Titeln wie " Der Mord ( aus Art S. 28) und Themen, die sich in immer neuen Varianten, um den Kampf zwischen den Geschlechtern ranken um Darstellungen von Orgien und Bacchanalien. Man weiß heute, dass Cezanne sexuelle Ängste hatte, sowie Angst vor Frauen und Berührungen. Die Werke dieser Zeit deuten auch auf seine inneren Qualen und seine Obsession hin ( Zwangsvorstellungen). Und all diese Schrecknisse waren weniger gemalt als mit fingerdickem Impasto aufgetragen und wirkten wie gemauert, gespachtelt. In diesem Stil arbeitete Cezanne 10 Jahre lang:

Verkaufen konnte er in dieser Zeit nichts und war auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
1869 lernte Cezanne Hortense Fiquet kennen und hat auch einen Sohn mit ihr, dessen Existenz er vor seinem Vater verzweifelt geheimzuhalten versucht. Camille Pissaro, der Wortführer der Impressionisten, war es schließlich, dem es gelang Cezanne dazu zu bringen, im Freien zu arbeiten:
" Bilder, die drinnen, gemalt sind ", staunte Cezanne 1866, " sind... niemals so gut wie die im Freilicht."

Er pinselte nun nichts Ausgedachtes mehr, sondern das, was er vor sich sah, und das in hellen, freundlichen Farben. Als er 1874 zusammen mit den Impressionisten ausstellen konnte, verkaufte er auch prompt ein Bild und zwar:

" Das Haus des Gehenkten" ( Art S. 28)

Nun fand er Beachtung als Impressionist. Diese Arbeiten unterscheiden sich von den wild - expressiven der vergangenen 10 Jahre besonders dadurch, dass er sich nun der Landschaft zuwandte. Landschaften sollten von nun an bis zu seinem Lebensende sein bevorzugtes Motiv bleiben. Die ersten Bilder dieser Phase unterscheiden sich in ihrer Farbigkeit und der expressiven Pinselführung noch nicht erheblich von seinen früheren Bildern; es ist die Hinwendung zur Natur, die diese wichtige Zäsur in Cezannes Leben ausmacht. Aber dann gewinnt Cezanne immer mehr die Fähigkeit, eine möglichst exakte Wiedergabe seines Seheindrucks zu prduzieren, und er wirft in nur wenigen Monaten nicht nur endgültig die alten Themen, sondern auch die Malweise und Farbgebung seiner wild - expressiven Phase über Bord. Er betritt einen neuen künstlerischen Weg. Wir können festhalten, dass die Begegnung mit Pissaro und den Pariser Impressionisten einen Dreh, - und Angelpunkt in Cezannes Schaffen darstellten.
Wir erkennen in seinen Werken nun, dass er der genauen Darstellung des Lichteinfalls Aufmerksamkeit schenkt. Charakteristisch sind auch die kurzen, nebeneinander gesetzten, farblich abgestuften Pinselstriche. Mehrmals wechselt der Künstler in dieser Zeit den Wohnort; es scheint mir aber in diesem Zusammenhang nicht wichtig zu sein, die Wechsel detailliert aufzuzeigen.
Nur so viel biographisches noch:

Als 1872 sein Sohn Paul geboren wird, zieht Cezanne mit seiner kleinen Familie auf Einladung Pissaros hin nach Pontoise. Die Enge des Familienlebens jedoch führt bei ihm zu schweren Depressionen, und es ist die Arbeit im Freien mit dem Künstlerfreund, die ihm auch in diesem Punkt neue Perspektiven gibt. ( Es scheint wohl ein weit verbreitetes Phänomen unter Künstlern und Denkern zu sein, unter Depressionen zu leiden Nietzsche und van Gogh)
Weitere wichtige Menschen im Leben Cezannes waren auch Dr. Paul Gachet, der auch van Gogh gut kannte und Pere Tanguy, von dem es ein berühmtes Bild van Goghs gibt. Wie leichtfertig man damals - auch als Mäzen - mit Kunst umging, soll folgendes Beispiel verdeutlichen:

Tanguy schnitt auf Wunsch von Käufern, denen der Preis für ein Werk zu hoch war ( 40 - 100 Francs) auch ein Stück mit der Schere aus. Cezanne übernahm, fassen wir es zusammen, von den Impressionisten, die ein " Abbild des Augenblicks" liefern wollten, nur einiges und distanzierte sich von dieser Intention. Eines aber übernahm er maltechnisch:

So hat z.B. die Entdeckung der Impressionisten, dass Schatten meist nicht schwarz sind, sondern sich aus einer Vielzahl verschiedener Farbnuancen zusammensetzten, Cezannes Malerei bis an sein Lebensende geprägt.

Zwischen 1878 und 1885 verbringt der Künstler viel Zeit in L' Estaque und Aix. Fast immer hält er sich im Freien auf dem Land auf, um seine Landschaftskompositionen weiterzuentwickeln. In Aix beschäftigt er sich mit der ersten Reihe von Bildern der Montagne Sainte - Victoire ( S. 47)
Diese Bergkette ist ihm Motiv bis an sein Lebensende. Er liebte seine provenzalische Heimat, weil er erkannte, dass sie seinen künstlerischen Zielen entgegenkam. Eine gleichmäßige Beleuchtung, in der der Eindruck von Räumlichkeit verloren geht, entsprach genau Cezannes Idee von einem ausgewogen komponierten Gemälde.
Er benutze nun nicht mehr wilde, sondern gleichmäßig nebeneinander gesetzte Farbstriche. Auf Werken aus dieser Zeit erkennt man verschiedene Bildebenen und Tiefenräumlichkeit. Er experimentiert mit Farben, vermeidet im Gegensatz zu den früheren Werken den Einsatz von Schwarz und vermeidet grundsätzlich eine eindeutige Lichtquelle anzugeben. Nur ungern malt er im gleißenden Sonnenschein am Mittag, sondern bevorzugt den Nachmittag, wenn das Licht diffuser wird.

1886 heiratet Cezanne nach 17 Jahren wilder Ehe Hortense, um seinen Sohn endlich zu legalisieren . Aber er flüchtet immer wieder aus dem Familienleben. Frau und Sohn wohnen, von ihm unterstützt, oft nicht mit ihm zusammen. Im gleichen Jahr stirbt sein Vater, und er ist finanziell unabhängig.

Was ist aus der Freundschaft mit Zola geworden?

Zola und Cezanne, Freunde seit Jugendtagen, bleiben es bis zum abrupten Bruch ausgelöst durch das Buch Zolas:
" Das Werk"
Der Schluss dieses Buches schildert den Selbstmord eines Malers vor seinem unvollendetem Werk. Was Zola von Cezanne als Künstler hielt, mag folgendes Zitat Zolas verdeutlichen:
"Paul mag das Genie eines großen Malers haben, aber er wird nie das Genie haben, einer zu werden. Das geringste Hindernis lässt ihn verzweifeln."
Zola, sehr erfolgreich, etabliert auf der einen Seite, Cezanne, nicht anerkannt, provozierend in Aussehen und Sprache auf der anderen Seite. Das konnte nicht für immer gut gehen. Nach der Veröffentlichung des Buche sahen sich die beiden nie wieder. Doch wenden wir uns nun der weiteren künstlerischen Entwicklung Cezannes wieder zu.

In den 90er Jahren reduzierte Cezanne auf seinem Weg zur Abstraktion die einzelnen Elemente zunehmend auf einfache Formen. Ohne dass der Maler sich je ganz von der gegenständlichen Darstellung gelöst hat, sind es die Werke dieser Zeit, auf die die Begründer abstrakter Malerei im 20 Jdh. Bezug nahmen. ( Cezanne S. 70) " Das Unterholz"
Jedes Bilddetail ist unauflösbar mit allen anderen verknüpft, es ist alles das Ergebnis gelungener Modulation. In einem Brief schreibt Cezanne:

" Behandeln Sie die Natur gemäß Zylinder, Kugel, Kegel."

Dieser Satz - interessant für den Kubismus - oft völlig falsch interpretiert, oder aus den Gesamtaussagen Cezannes über die Kunst isoliert betrachtet, lässt ausser acht, dass Cezanne vom Künstler nicht kalte Stereometrisierung der Natur wollte, sondern stets auch die Wärme der Empfindung gefordert hat. ( Cezanne S. 77)

Viele Künstler, allen voran Picasso, der in Cezanne seinen einzigen Meister sah, entnahmen seinem Werk das, was sie gerade künstlerisch weiterbrachte und viele gaben unumwunden zu, dass es ihnen schwer gefallen sei, sich von den Einflüssen seiner Kunstwerke zu lösen und einen eigenen Stil zu entwickeln. Georges Braque, der neben Picasso als der Begründer des Kubismus angesehen wird, war begeistert vom Bruch Cezannes mit den überlieferten Gesetzten der Perspektive, die in der westlichen Malerei seit der Renaissance zum Maßstab geworden war. Bedeutend für den Kubismus sollte vor allem Cezannes Art sein, die Konturen dargestellter Gegenstände aufzubrechen, so dass sie in angrenzenden Zonen im Bild hineinflossen. Beispiel hierfür ist das Bild:
" Die Montage Sainte - Victoire von Bellevue aus gesehen ( S. 46)

Das gleiche Sujet verarbeitet Braque kubistisch ( S. 88 in Cezanne). Hier merkt man deutlich, dass Cezanne Vorläufer war und Braque die kubistische Idee weiterentwickelte. Mit der Vielansichtigkeit der Bildelemente und der Betonung des Geometrischen hatte er sich weit von Cezannes Malerei entfernt. Doch der Kubismus wäre ohne sein Werk undenkbar gewesen.
" Vergrößert man gewisse Bildteile bei Cezanne, so bemerkt man ein rhytmisches Gefüge, das kubistisch zu nennen ist, und das der Kubismus übernahm"

Cezanne konnte noch die Anfänge seines Erfolges und eigene Austellungen erleben, ehe er am 23 Oktober in Aix - en Provence stirbt.
Seine Bilder erzielen auf Kunstauktionen heute Höchstpreise. Zu den ersten Mutigen, die Cezanne kauften und sammelten, gehörten im übrigen Deutsche, wie Hugo von Tschudi und Paul Casirer.

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