Die Psyche ladet das Waldvögelein zum Lobe Gottes ein von Angelus Silesius

1
Ihr kleinen Vögelein,
Ihr Waldergötzerlein,
Ihr süßen Sängerlein
Stimmt mit mir überein!
Ich will den Herren preisen
Mit meinen Liebesweisen.
Ich will von Herzensgrund
Ihm auftun meinen Mund.
 
10 
2
11 
Spitzt eure Schnäbelein,
12 
Zwingt eure Stimmelein
13 
Und fangt an, groß und klein,
14 
Aufs lieblichste zu schrein.
15 
Ich will durch euer Singen
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Mich zu dem Schöpfer schwingen.
17 
Ich will durch euren Ton
18 
Hinauf zu Gottes Sohn.
 
19 
3
20 
Er ziert euch Feld und Wald
21 
So schön und mannigfalt,
22 
Er kleidt euch, jung und alt,
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Mit Federn wohlgestalt.
24 
Er schafft euch kühle Sitze
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Vor Unfall und vor Hitze.
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Er gibt euch Speis und Trank
27 
Und Mut zum Lustgesang.
 
28 
4
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Drum stimmet mit mir ein,
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Ihr süßen Schreierlein,
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Ihr kleinen Pfeiferlein,
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Ihr Wundersängerlein!
33 
Gott Lob ist mein Erschallen,
34 
Gott Lob sei eur Erhallen.
35 
Gelobt sei Gott, ist mein Gesang,
36 
Gelobt sei Gott, sei euer Klang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Psyche ladet das Waldvögelein zum Lobe Gottes ein“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
137
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Psyche ladet das Waldvögelein zum Lobe Gottes ein“ wurde von Angelus Silesius geschrieben. Silesius, geboren am 25. Dezember 1624 in Breslau und verstorben am 9. Juli 1677, ist bekannt für seine religiösen und mystischen Dichtungen. Daher könnte man dieses Gedicht in die Phase der deutschen Barockdichtung einordnen.

Auf den ersten Blick übermittelt das Gedicht ein freundliches, positives Bild, in dem das lyrische Ich Vögel anspricht und sie auffordert, gemeinsam Gott zu preisen. Durch die liebevolle Ansprache der Vögel und die Einbeziehung in das Lob Gottes wird ein positives Bild der Natur und ihrer Rolle in der religiösen Ritualpraxis geschaffen.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht möchte mit Hilfe der Vögel Gott loben. Es ist allerdings anzumerken, dass es auch die Fürsorge Gottes für die Vögel betont: Gott schmückt sie mit bunten Federn, gibt ihnen Kühlung und Schutz vor Hitze und versorgt sie mit Nahrung. Das lyrische Ich sieht im Gesang der Vögel eine Möglichkeit, sich gemeinsam mit ihnen Gott zu nähern und Ihm Dank zu sagen.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Es weist eine regelmäßige Metrik und Reimstruktur auf, was es sehr melodisch und fast wie ein Lied klingen lässt. Dies passt gut zum Inhalt des Gedichts, da das lyrische Ich ja gerade die Vögel dazu auffordert, ein Lied zu singen. Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, oft mit einer liebevollen, ehrlichen Tonalität, die den Eindruck verstärkt, dass das lyrische Ich eine innige Beziehung zu Gott und zur Natur pflegt und beide als Quellen von Schönheit und Freude sieht. Es bedient sich in seiner Ansprache an die Vögel in erster Linie kindlicher und süßlicher Formulierungen, was die liebevolle Beziehung zwischen dem lyrischen Ich, den Vögeln und Gott weiter betont.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Die Psyche ladet das Waldvögelein zum Lobe Gottes ein“. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei dem Schriftsteller Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks dauerte von etwa 1600 bis 1720 an. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall in Deutschland. Dennoch lebten die Fürsten einen ausschweifenden und überaus luxuriösen Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Dreißigjährigen Krieg, um eine Neugliederung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht auszubauen. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von bitterer Armut und Pessimismus, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache in der Literatur - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Im Zeitalter des Barocks war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für wohlhabende Bevölkerungsschichten schrieben Dichter zum Anlass von Taufen, Beerdigungen oder Hochzeiten. Die Dichtung der Literaturepoche des Barocks wird deswegen auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das 137 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Die Weisheit ist ein Quell“, „Das Vieh lebt nach den Sinnen“ und „Die Gliedmaßen der Seelen“ sind weitere Werke des Autors Angelus Silesius. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Psyche ladet das Waldvögelein zum Lobe Gottes ein“ weitere 1832 Gedichte vor.

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