Angelus Silesius (lateinisch für Schlesischer Bote/Engel) hieß eigentlich Johannes Scheffler und wurde am 25. Dezember 1624 in Breslau getauft. Silesius verstarb am 9. Juli 1677 ebenfalls in Breslau. Er war ein deutscher Lyriker, Theologe und Arzt. Seine tiefreligiösen, der Mystik nahestehenden Epigramme zählen zu den bedeutendsten lyrischen Werken der Barockliteratur.
Der Sohn eines polnischen Adligen besuchte von 1636 bis 1643 das Breslauer Elisabeth-Gymnasium. Sein Vater Stanislaus Scheffler starb bereits 1639, seine um vieles jüngere Frau Maria Magdalena Hennemann bereits zwei Jahre später. Erste lateinische Gelegenheitsgedichte schrieb Silesius bereits am Gymnasium.
1643 ging er nach Straßburg um Staatsrecht und Medizin zu studieren. Schon ein Jahr später ging er nach Leiden. 1647 bezog er die Universität Padua, wo er 1648 den Doktor der Philosophie und Medizin erhielt.
1649 trat er als Hof- und Leibmedicus in den Dienst des lutherisch-orthodoxen Herzogs Sylvius Nimrod von Württemberg in Oels bei Breslau. Drei Jahre später (1652) gab er diese Stelle wieder auf und ließ sich als Arzt im St.-Matthias-Stift in Breslau nieder. In dieser Zeit konvertierte er auch zum Katholizismus. Bei der Firmung nahm der gebürtige Johannes Scheffler den Namen Angelus an. Sein Konfessionswechsel hatte großes Aufsehen erregt und harte Kritik von protestantischer Seite hervorgerufen. Sein väterliches Erbe nutzte er für Almosen und für fromme und wohltätige Stiftungen. 1654 wurde er von Kaiser Ferdinand III. zum kaiserlich-königlichen Hofmedicus ernannt.
1661 wurde Angelus Silesius für die Diözese Breslau in Neisse zum Priester geweiht. Von 1664 bis 1666 war Angelus Silesius Hofmarschall des Breslauer Fürstbischofs Sebastian von Rostock. Danach lebte er bis zu seinem Tod zurückgezogen und arbeitete als Arzt für Arme und Kranke im Matthiasstift in Breslau. Sein gesamtes Vermögen verschenkte er nach und nach an Arme und Bedürftige. Auch sorgte er für die Ausbildung von Waisenkindern und behandelte als Arzt unentgeltlich mittellose Patienten.
Ab 1666 machte sich Angelus Silesius, nachdem er sich ins Stift St. Matthias zurückgezogen hatte, an die Abfassung zahlreicher polemisch-theologischer Schriften, die 1677 unter seinem bürgerlichen Namen als Ecclesiologia gedruckt wurden. Nach längerer Krankheit verstarb Angelus Silesius im Jahr 1677 und wurde in der Breslauer Matthiaskirche beigesetzt.
Seit dem Wechsel seiner Konfession setzte er sich in zahlreichen Streitschriften fanatisch für die Rekatholisierung Schlesiens ein. Er forderte in seinen Schriften die Herrscher auf, die Andersgläubigen wenn nötig auch mit Gewalt zum Konfessionswechsel zu zwingen.
