Von Arbeit und Werk von Heinrich Lersch

Arbeit ist Heimat? Kann das sein?
Nun weiß ich es
und fühl's in jeder Nacht:
Das Werk, das sich verließ, war mein.
Nun seh ich Strom und Schiff
und Stadt und Schacht
und fühle: aller Arbeit Macht
in den Fabriken,
die aus Stahl und Stein
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gepanzert sind, umhüllt von
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Flammenschein und Rauch,
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war unser aller Werk
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und meines auch.
 
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Ich war so lange euer Knecht
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und fluchte
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in euch den Kerker,
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der die Sklaven zwingt.
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Nun bin ich schon so lang
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in meiner Freiheit,
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die mich ganz durchdringt;
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jetzt aber fühl ich, sieh: es suchte
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mich heute nacht der Hammer,
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den ich schwang,
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der Hebel, den ich zog,
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die Kette, die ich schlang;
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das Feuer, das ich schürte,
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die Karre, die ich schob,
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der Kranen, den ich führte,
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den Webstuhl, dran ich wob.
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Das Roß, das einst ich lenkte
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und fütterte und tränkte,
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das liebe, treue Tier.
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Nach meiner Arbeit sehnt ich mich
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und diese auch nach mir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Von Arbeit und Werk“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1889 - 1936
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Von Arbeit und Werk“ stammt von dem Dichter Heinrich Lersch, der von 1889 bis 1936 lebte. Damit lässt sich das Werk zeitlich der Weimarer Republik und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuordnen, einer Zeit, die geprägt war von Industrialisierung, Arbeiterbewegung und auch wirtschaftlichen Krisen.

Auf den ersten Eindruck wirken die Verse nüchtern und klar, aber sie sind auch erfüllt von starken Emotionen und Widersprüchen zwischen Sklaverei und Freiheit, die im Kontext der damaligen sozialen Entwicklungen bedeutsam sind.

Im Inhalt spricht das lyrische Ich zuerst über Arbeit, die es als sein Heimat versteht. Dabei handelt es sich offenbar um Industriearbeit, wie die Metaphern von Fabrik, Schiff, Stadt und Bergwerk nahelegen. Das Ich erkennt die Wichtigkeit und Macht der Arbeit und fühlt eine tiefe Verbundenheit mit dem Produkt seiner Arbeit, das es als sein eigenes Werk bezeichnet.

In der zweiten Strophe reflektiert das lyrische Ich seine vergangene Verhältnis zur Arbeit. Es beschrieb sich als Knecht, der unter der Sklaverei der Arbeit litt. Aber Kinnte den ein Gefühl der Freiheit und entdeckt, dass es die Arbeit vermisst. Es stellt fest, dass die Werkzeuge, die es einsetzte, und sogar ein Tier, das es versorgte, Teil seiner Arbeit waren und diese zusammen ein wesentlicher Teil seiner Identität ausmachen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen unterschiedlicher Länge mit 13 und 21 Versen. Die Sprache ist schlicht und direkt und spiegelt alltägliche Erfahrungswelt und die Sprache der Arbeiterklasse wider. Sie ist geprägt von Alliterationen und Anaphern, etwa im Gebrauch von klangvollen Verben wie „fühl“, „sieh“, „zog“, „schlang“ oder „schürte“, die die harte körperliche Arbeit verdeutlichen. Damit zeigt Lersch ebenso die Schönheit als auch die Härte und Dringlichkeit der Arbeit.

Im Kontext ist wichtig zu erwähnen, dass Lersch selbst einen Arbeiterhintergrund hatte und seine Werke daher als authentische Ausdrücke der Arbeitererfahrungen in dieser Zeit gesehen werden können.

Insgesamt handelt es sich um ein Gedicht, das die widersprüchliche Erfahrung von Arbeit in einer industrialisierten Gesellschaft auf eindrückliche Weise thematisiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Von Arbeit und Werk“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Lersch. Lersch wurde im Jahr 1889 in Mönchengladbach geboren. In der Zeit von 1905 bis 1936 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 158 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 34 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Lersch sind „Heimweh“ und „Im Schützengraben“. Zum Autor des Gedichtes „Von Arbeit und Werk“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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