Singen und Siegen von Julius Wolff

Wer sich auf Minne nicht versteht,
Der hat noch viel zu lernen,
Was tief im Herzen vor sich geht,
Liest keiner aus den Sternen.
Den einen macht's selig, den andern verrückt,
Den dritten verrückt und selig,
Und was auf einen Wurf nicht glückt,
Das wird vielleicht allmählich.
 
Es fordert eine feine Kunst,
10 
An Kräften reich und Listen,
11 
Sich in der Frauen Huld und Gunst
12 
Tieftraulich einzunisten.
13 
Mit Lehren freilich ist nichts getan,
14 
Und guter Rat ist teuer,
15 
Drum werbe jeder nach eignem Plan
16 
Und blase den Funken zum Feuer.
 
17 
Ich führe den Bogen und führe den Stahl,
18 
Die Fiedel so gut wie die Klinge,
19 
Doch am sichersten sieg' ich allemal,
20 
Wenn ich in die Herzen mich singe,
21 
Ein Lied ist ein gefiederter Pfeil,
22 
Der geht die geradesten Wege,
23 
Wasmaßen also für mein Teil
24 
Ich mich aufs Singen verlege.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Singen und Siegen“

Autor
Julius Wolff
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1834 - 1910
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das hier präsentierte Gedicht „Singen und Siegen“ wurde von Julius Wolff, einem deutschen Schriftsteller, der zwischen 1834 und 1910 lebte, verfasst und kann somit in die Epoche des Realismus eingeordnet werden. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch einen scharfen Blick auf die Realität und das Streben danach, diese möglichst realitätsnah und detailliert darzustellen.

Beim ersten Lesen fällt auf wie das lyrische Ich seine Strategie der Werbung um Frauen offenbart und dabei die Kraft des Gesangs betont.

Inhaltlich verhandelt das Gedicht das Thema der Minne, der mittelalterlichen Form der Höfischen Liebe. In der ersten Strophe gibt das lyrische Ich zu verstehen, dass Verstehen und Erleben von Liebe eine individuelle Sache ist, die nicht in den Sternen gelesen werden kann. Es veranschaulicht, dass Liebe verschiedene Auswirkungen auf Menschen haben kann, indem es sie glücklich, verrückt oder beides zugleich macht.

Die zweite Strophe widmet sich der Annäherung an Frauen. Das lyrische Ich betont die Komplexität dieses Unterfangens und die Notwendigkeit, individuelle Strategien zu entwickeln, um Zuneigung zu gewinnen. Man solle den Funken der Zuneigung selbst entfachen, statt auf externe Ratschläge zu hören.

Die letzte Strophe enthüllt schließlich die bevorzugte Strategie des lyrischen Ichs: Es nutzt insbesondere das Singen als Mittel zur Charmeoffensive. Es beschreibt ein Lied als geraden, zielgerichteten Pfeil, der die Herzen erobert. Daher entscheidet das lyrische Ich, sich auf das Singen zu verlegen, um Siege in der Liebe zu erringen.

Die Form und Sprache des Gedichts ist relativ einfach und geradlinig, es nutzt einfache Reime und bildhafte Sprache, um die Vielfältigkeit der Liebe und die Verschiedenheit der individuellen Annäherungsstrategien anschaulich darzustellen.

Die Metapher des Singens als ein Pfeil, der direkt ins Herz zielt, verleiht der Thematik eine gewisse Leichtigkeit und vermittelt die Botschaft auf eine romantische, charmante Art und Weise. Es zeigt, dass Liebe und Zuneigung auch durch Kunst, hier insbesondere durch das Lied, ausgedrückt und erlangt werden können.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Singen und Siegen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Julius Wolff. Geboren wurde Wolff im Jahr 1834 in Quedlinburg. Zwischen den Jahren 1850 und 1910 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 138 Worte. Die Gedichte „Wegewart“, „Mit Flügeln“ und „Drei Rosen“ sind weitere Werke des Autors Julius Wolff. Zum Autor des Gedichtes „Singen und Siegen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Julius Wolff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Julius Wolff und seinem Gedicht „Singen und Siegen“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Julius Wolff (Infos zum Autor)