Aristogeiton von Otfried Krzyzanowski

Drei Frühlingstage war ich bang um dich.
Ich wußte nichts. Doch ahnte ich – Böses.
Schöner Knabe, folgsam der Sünde!
Später vergaß ich.
 
Drei Wochen später! Da erzähltest du mir.
Ich dachte: daß diese Dinge
Ewig die gleichen sind!
Das ist das Schöne.
 
Daß er dir Gift geschickt hat!
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Weil – du ihn batest darum
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In der Stunde der Scham,
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Ist schön. Ich mußte doch lachen.
 
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Das Gewissen tilgt den Dünkel nicht,
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Und die Götter müssen uns verdammen.
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Alles Tun und unsre Einsicht ist
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Furchtbare Frechheit.
 
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Einst war mir der Gedanke traurig,
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Daß diese Dinge ewig die gleichen:
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Jugend, Sünde, Scham, Verwirrung, Erwachen.
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Dann fand ich das Ewige schön.
 
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Jugend, Sünde, und: daß du mir all das
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Erzählen mußtest: folgsam den Göttern,
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Schöner Knabe, dem Tode entronnen!
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Wie ich dich liebe!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Aristogeiton“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
nach 1902
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Otfried Krzyzanowski, einem österreichischen Schriftsteller und Dichter, geboren am 25. Juni 1886 und gestorben am 30. November 1918. Da vorliegende Informationen zu einer genauen Datierung fehlen, kann man predigen, dass das Gedicht in der Spätphase des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, also in der modernen, womöglich expressionistischen Phase der deutschsprachigen Lyrik.

Das Gedicht hinterlässt einen offenkundigen Eindruck von Melancholie, hervorgerufen durch den lyrischen Umgang mit Themen wie Liebe, Tod, Sünde und Scham. Es beschreibt zudem die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und einem „schönen Knaben“, der Sünde und Tod erfahren hat. Der Titel „Aristogeiton“ weist dabei auf einen Namen von historischer Bedeutung hin; Aristogeiton war einer der beiden Tyrannenmörder im antiken Athen, doch dessen direkte Verbindung zum Gedicht ist erstmal unklar.

Im Laufe des Gedichts erfahren wir, dass das lyrische Ich eine tiefe Sorge und später Vergessenheit für den schönen Knaben empfindet, der ihm später von seiner Sünde und seiner Bitte um Tod durch Gift erzählt. Trotz der dramatischen Offenbarung scheint das lyrische Ich eine gewisse Akzeptanz und sogar Bewunderung für die konstanten Zyklus von Jugend, Sünde, Scham und Erkenntnis zu empfinden. Selbst nach dem Überleben des Jungen behält das lyrische Ich seine Liebe zu ihm.

Die Form des Gedichts ist eine strenge, jeder Strophe bestehend aus vier Versen. Die Wiederholung bestimmter Phrasen wie „dass diese Dinge ewig die gleichen sind“ und „schöner Knabe“ zeigt einen besonderen Fokus auf Ewigkeit und Schönheit. Die dunklen Themen sind einfach und unverblümt ausgedrückt, und es gibt einen ironischen Kontrast zwischen den vermeintlich „schönen“ Dingen und der darin enthaltenen moralischen Verurteilung und Scham. Durch die Wiederholung von bestimmten Satzstrukturen und Phrasen entsteht zudem ein rythmisches Muster, das die melancholischen und introspektiven Qualitäten des Gedichts unterstreicht.

Insgesamt ist Krzyzanowskis Gedicht ein Ausdruck einer tiefen emotionalen Auseinandersetzung mit Themen wie Liebe, Tod, Sünde und der Beständigkeit des Lebens. Unter Verwendung einfacher, aber wirkungsvoller Sprache stellt er sowohl die Tragik als auch die Schönheit dieser ewigen Aspekte des menschlichen Daseins dar.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Aristogeiton“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Otfried Krzyzanowski. 1886 wurde Krzyzanowski in Starnberg geboren. Zwischen den Jahren 1902 und 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 129 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Otfried Krzyzanowski sind „Ballade“, „Bekenntnis“ und „Cantate“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Aristogeiton“ weitere 37 Gedichte vor.

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Weitere Gedichte des Autors Otfried Krzyzanowski (Infos zum Autor)

Zum Autor Otfried Krzyzanowski sind auf abi-pur.de 37 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.