An eine junge Mahlerinn von Susanne von Bandemer
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Geliebte! für die Kunst des Raphael geboren, |
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Wirst du nicht Bildnerinn von Thieren, Holz und Stein; |
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Nein, Wesen mahlest du, die Gott sich auserkohren |
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Dem Unerschaffenen am ähnlichsten zu seyn. |
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Du sprichst ein schöpferisches: Werde! |
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Und zauberst durch des Pinsels Allgewalt |
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Die seelenvolleste Gestalt |
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Aus mannigfacher schön gefärbter Erde. |
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Durch Fleiß und Scharfblick kannst du Leben |
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Dem Bilde, wie Prométheûs geben; |
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Und mahlest mit dem Geist des Zeuxis angefüllt, |
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Nicht Trauben, um die Vögel zu berücken, |
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Nein, bestes Mädchen! Menschen zum Entzücken |
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Mahlst du, man wird getäuscht, eilt hin — und küßt das Bild. |
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Den Schmerz der Trennung zu besiegen, |
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Stellst du in nachgeahmten Zügen, |
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Den Freund, der unser Alles war, |
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Getreu vor unsre Augen dar. |
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Wie gern läßt sich das Herz beym Anschaun nicht betrügen, |
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Fühlt unaussprechliches Vergnügen, |
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Und trinkt aus seinem liebevollen Blick |
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Der Erdbewohner höchstes Glück! |
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Du rufest den, den uns der Tod entrissen, |
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Zurück von Lethens Strand; |
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Wir sehn ihn, wie er lebend vor uns stand, |
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Und wähnen ihn nur halb zu missen. |
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Durchforscht der Nachwelt Wißbegier |
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Dereinst die Thaten großer Männer, |
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Dann wünschet sich der Menschenkenner: |
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„Ach! hätt’ ich doch ein Bild von dir! |
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„Sorgfältig späht’ ich dann in deinen edlen Zügen |
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„Dem Geiste nach, der sich der Menschheit Glück geweiht. –“ |
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Wohl dir! du schenktest dieß Vergnügen |
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Durch deine Meisterhand der späten Folgezeit. |
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So fahre fort die Laufbahn zu beschreiten. |
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Die zu der Ehre steilen Zinne führt: |
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Der Kunstgott selbst wird deine Schritte leiten, |
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Bis einst dein Bild den Tempel ziert, |
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Wo Timarete und Aristarete glänzen, |
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Und unsrer Therbusch Urne Genien umkränzen. |
Details zum Gedicht „An eine junge Mahlerinn“
Susanne von Bandemer
3
40
256
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An eine junge Mahlerinn“ wurde von der Dichterin Susanne von Bandemer, die von 1751 bis 1828 lebte, verfasst. Sie lebte also während des 18. und 19. Jahrhunderts, einer Zeitspanne, in der sich u.a. die literarischen Epochen der Aufklärung und Romantik abspielten.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht emotional und inspirierend zu sein, da es von Bandemers hohe Wertschätzung und Bewunderung einer jungen Malerin beschreibt. Es handelt sich um eine Hommage an die Schaffenskraft dieser Künstlerin, an ihre Kreativität und Hingabe zur Kunst.
Im Kontext des Gedichts wird der LeserIn eingeladen, die Künstlerin als ein leidenschaftliches und begabtes Individuum zu sehen, das in der Lage ist, den Bildern Leben einzuhauchen. Dieser Prozess wird ähnlich wie der Akt der Schöpfung Gottes betrachtet, insbesondere in Vers 5, wo „ein schöpferisches: Werde!“ angesprochen wird. Es betont auch das Talent der Künstlerin, menschliche Wesen so realistisch darzustellen, dass sie positive Emotionen bei den Betrachtern hervorrufen können und sogar der Eindruck entsteht, dass sie täuschend echt sind.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge mit insgesamt 40 Versen. In Bezug auf den Rhythmus und die Reime fehlt eine konkrete Regelmäßigkeit, was auf eine freie poetische Form hindeutet.
Die Sprache des Gedichts ist reich an metaphorischen und symbolischen Ausdrücken, die eine lebhafte und farbenfrohe Bildsprache hervorrufen, um die Kunstfertigkeit der Malerin in den Fokus zu rücken. Es verweist auch auf klassische Mythen und Kunsttraditionen wie den Meister Zeuxis und Prometheus und impliziert, dass die Malerin sich in diese Reihe einreiht. Damit wird auch die Legitimität und Hochachtung weiblicher Künstlerin ihrer Zeit betont.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Susanne von Bandemers Gedicht „An eine junge Mahlerinn“ ein hervorragendes Beispiel für die Anerkennung und den Respekt gegenüber weiblicher Kreativität und künstlerischem Schaffen in einer Zeit ist, in der Frauen in diesen Bereichen oft marginalisiert oder übersehen wurden. Es drückt Bewunderung und Unterstützung für die junge Malerin aus und ermutigt sie, ihre künstlerische Laufbahn fortzusetzen. Dabei setzt es sich zugleich für die Achtung und Anerkennung weiblicher Künstlerinnen ein.
Weitere Informationen
Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „An eine junge Mahlerinn“. Die Autorin Susanne von Bandemer wurde 1751 in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1802 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 256 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Die Gedichte „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“, „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ und „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „An eine junge Mahlerinn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 86 Gedichte veröffentlicht.
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Weitere Gedichte des Autors Susanne von Bandemer (Infos zum Autor)
- Abschied an Selmar
- Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach
- An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke
- An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *
- An Elisen
- An Frau Sophie von La Roche
- An G * * * g
- An Herzberg
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- An Karl Hadermann
Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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