An den Liebling bey dem Heere von Susanne von Bandemer

Wo bleibt mein Freund? Wo strahlen seine Blicke
Von edlem Ehrgeiz angeglüht?
Wo bleibt er, daß ich an mein Herz ihn drücke,
Das ihm so heiß entgegen flieht?
 
Er kömmt! er kömmt! ich fühl’s; – denn unter allen
Erles’nen Helden seiner Schaar,
Seh’ ich die weiße Feder stolzer wallen,
Die seines Huthes Zierde war.
 
Schon fleucht sein Roß mit eines Sturmwinds Flügel:
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Das edle kriegerische Thier,
 
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Kennt seines Reiters Wunsch, es fleucht vom Hügel
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Herab, und bringt ihn her zu mir. –
 
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Sey mir gegrüßt, mein Stolz und meine Krone!
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Von einem Gott mir zugesandt,
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Aus deiner heißen mütterlichen Zone,
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Zu der Columbus Wege fand.
 
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Ich seh’, dein Auge blitzt ein doppelt Feuer,
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Von Lieb’ und Tapferkeit entflammt:
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Mir strahlt es Lieb’ und Tod dem Ungeheuer,
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Das von Lernäens Hydra stammt.
 
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Die Heldentugend winkt dir gleich Alciden:
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Ich seh’s, daß du entschlossen bist;
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Ich seh’, dir ist der Ehrenkranz beschieden,
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Der meines Lieblings würdig ist.
 
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Horch! horch! es tönt der Aufruf schon zum Streite.
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O, daß ich dir nicht folgen kann! –
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Nimm mit, was dir gehört, nimm deine Beute,
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Mein zärtlich Herz, und kämpf’ als Mann!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „An den Liebling bey dem Heere“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den Liebling bey dem Heere“ stammt von Susanne von Bandemer, die von 1751 bis 1828 lebte. Es lässt sich somit historisch in die Epoche der Weimarer Klassik einordnen.

Bei dem ersten Lesen des Gedichtes scheinen Sehnsucht und Respekt für den Geliebten, der im Krieg ist, den Hauptton anzugeben. Die Autorin setzt heroische Bilder und neoklassische Allegorien ein, um die Gefühle des lyrischen Ichs zu beschreiben.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Sorgen und Hoffnungen der Sprecherin in Bezug auf ihren geliebten Soldaten. Sie beginnt, indem sie fragt, wo er bleibt und betont, wie sehr sie sich danach sehnt, ihn in ihre Arme zu nehmen. Danach beschreibt sie seine Ankunft und ihre Freude darüber. Durch die weiße Feder, die als Zierde an seinem Hut dient, erkennt sie ihn unter den anderen Soldaten. Der mutige und entschlossene Blick ihres Geliebten spiegelt sowohl seine Liebe als auch seinen Kampfgeist wider, den die Dichterin bewundert.

Die Sprache des Gedichts ist gepflegt und bildhaft, mit einer Vielzahl von Metaphern und Allegorien. Die Soldaten werden als „edle Helden“ bezeichnet, und das lyrische Ich spricht von ihrem Liebhaber als „Stolz und Krone“. Auch klassische Bilder finden Verwendung, etwa das des Ungeheuers aus der lernäischen Hydra oder die Referenz zu Alcides (ein anderer Name für Herakles).

Die Form des Gedichts ist recht regulär, jede Strophe besteht aus vier Versen. Interessant ist allerdings die wechselnde Anzahl der Strophen, mit der der Autor verschiedene Phasen im Gedicht markiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht in erster Linie die tiefe Liebe und Verehrung des lyrischen Ichs für einen Soldaten zum Ausdruck bringt, aber auch den Schmerz und die Angst, die mit dem Abschied von diesem Soldaten einhergehen. Trotz der weitgehend klassischen Sprache und der strukturierten Form vermittelt es diese Gefühle auf sehr nachdrückliche und emotionale Weise.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „An den Liebling bey dem Heere“ ist Susanne von Bandemer. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Im Jahr 1802 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 187 Worte. Die Gedichte „An Ihn“, „An Karl Hadermann“ und „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „An den Liebling bey dem Heere“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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