Historie von Noah von August Kopisch

Als Noah aus dem Kasten war,
Da trat zu ihm der Herre dar;
Der roch des Noäh Opfer fein,
Und sprach: „Ich will Dir gnädig sein,
Und, weil Du ein so frommes Haus,
So bitt’ Dir selbst die Gnaden aus.“
 
Fromm Noah sprach: „„Ach lieber Herr,
Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr,
Dieweil darinn ersäufet sind,
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All’ sündhaft Vieh und Menschenkind.
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Drum möcht’ ich armer, alter Mann,
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Ein anderweit Getränke ha’n!““ –
 
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Da griff der Herr in’s Paradies,
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Und gab ihm einen Weinstock süß:
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Und sprach: „Den sollt du pflegen sehr!“
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Und gab ihm guten Rath und Lehr’,
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Und wies ihm Alles so und so,
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Der Noah ward ohn’ Maßen froh.
 
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Und rief zusammen Weib und Kind,
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Darzu sein ganzes Hausgesind,
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Pflanzt Weinberg’ rings um sich herum;
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Der Noah war fürwahr nicht dumm!
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Baut’ Keller dann, und preßt den Wein,
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Und füllt ihn gar in Fässer ein.
 
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Der Noah war ein frommer Mann,
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Stach ein Faß nach dem andern an,
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Und trank es aus, zu Gottes Ehr’:
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Das macht’ ihm eben kein’ Beschwer.
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Er trank, nachdem die Sündfluth war,
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Dreihundert noch und fünfzig Iahr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.1 KB)

Details zum Gedicht „Historie von Noah“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
1836
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist August Kopisch, ein deutscher Dichter und Maler, der von 1799 bis 1853 lebte. Er gehört damit zur Epoche der Romantik.

Auf den ersten Blick handelt es sich um eine heitere Geschichte, die auf der biblischen Legende Noahs basiert. Kopisch scheint die Story jedoch mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor zu erzählen, was für einen eher ungewohnten Ton in der religiösen Thematik sorgt.

Im Hinblick auf den Inhalt bemerken wir, dass Noah nach dem Verlassen seiner Arche und einem Opfer Gottes Gnade erhält. Er bittet Gott um ein anderes Getränk als Wasser, da dies ihn an die Flut und darin ertrunkene Wesen erinnert. Gott gibt daraufhin Noah einen süßen Weinstock aus dem Paradies und Noah ist darüber sehr erfreut. Darauf pflanzt er Weinberge, baut Keller, presst Wein und füllt diesen in Fässer. Als frommer Mann sticht er dann nacheinander die Fässer an und trinkt den Wein „zu Gottes Ehr“. Interessanterweise lebt Noah nach der Sintflut noch dreihundertfünfzig Jahre, in denen er offenbar weiterhin Wein trinkt.

Das lyrische Ich, hier als Erzähler fungierend, scheint hier eine humorvolle Variation der biblischen Geschichte von Noah zu präsentieren, welche die religiöse Überlieferung in ein anderes Licht rückt und die menschlichen Aspekte hervorhebt: Noahs Freude an dem Getränk und sein langes Leben dank des Weins.

In Bezug auf die Form ist zu beachten, dass das Gedicht in fünf Strophen mit jeweils sechs Versen unterteilt ist. Die Sprache ist dabei recht schlicht und unkompliziert, mit einer gewissen der Romantik typischen Betonung auf Bildern und Emotionen. Besondere rhetorische Mittel oder Klangfiguren sind nicht offensichtlich, jedoch kommt eine recht regelmäßige Betonungsstruktur und ein durchgängiges Reimschema zum Einsatz.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein humorvoller und menschlicher Blick auf die biblische Geschichte von Noah ist, die das religiöse Erzählen erfrischt und vom Leser eine neue Perspektive und ein Lächeln abverlangt.

Weitere Informationen

August Kopisch ist der Autor des Gedichtes „Historie von Noah“. Der Autor August Kopisch wurde 1799 in Breslau geboren. Im Jahr 1836 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 186 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 30 Versen. August Kopisch ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Stempe kommt“, „Das Regenwetter“ und „Hexenbewirtung“. Zum Autor des Gedichtes „Historie von Noah“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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