An Selmar von Susanne von Bandemer
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Ha! dieser süße Aufruhr aller Sinnen, |
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Dieß Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen |
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In heissen Thränen, die die Liebe weinet |
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So uns vereinet, |
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Sie läßt uns nie der Ruhe Glück genießen, |
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Bis Herz an Herz sich wonnevoll wird schließen, |
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Und dieses Busens ungestümes Schlagen |
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Dir mehr wird sagen |
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Als tausend Worte dir bezeichnen können – |
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Wer kann das Unaussprechliche benennen? – |
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Vergebens streb’ ich, Holder! dies Entzücken |
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Dir auszudrücken. |
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Im Flammenkuß, den der Geliebte küsset, |
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Den Aug’ und Herz, ach! überall vermisset, |
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Und von dem Arm des Einzigen umwunden, |
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Wird sie gefunden – |
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Die längst verlohr’ne und von uns ersehnte, |
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Als ich noch Selmar nicht zu lieben wähnte, |
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Und doch im süßen Wahnsinn ganz versunken |
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Ward Liebe trunken. |
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Wie strebt’ ich da im Geist dich zu umfangen, |
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Am Gaumen stockte dieses Sprechverlangen, |
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Ich fühlte mich, in dir so ganz verlohren, |
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Wie neu gebohren. |
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Wann schlagen sie die lang ersehnten Stunden, |
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Die seligsten der zögernden Sekunden! |
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Wo ich dich, Selmar, trunken von Entzücken, |
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Ans Herz kann drücken? |
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Dann mag die Welt vor meinen Augen schwinden, |
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Ich werde Welt und Himmel in dir finden, |
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Im langen Kuß, den diese Lippen geben |
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Mit Wonnebeben. |
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Und würde mir der Todesengel winken, |
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Ich müßte noch den Kelch der Liebe trinken, |
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Durch ihn gestärkt, fühlt’ ich ein neues Leben |
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Den Busen heben. |
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Ein Himmelreich scheint mir die ganze Erde, |
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Und federleicht die drückendste Beschwerde, |
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Seit dem die Glut, die unsre Herzen nähret, |
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Die Welt verkläret. |
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O, komm Geliebter! den ein Gott mir wählte, |
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Der unsre Seelen ewig treu vermählte: |
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Komm! und vergiß an Selma’s treuem Herzen, |
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Der Unruh Schmerzen. |
Details zum Gedicht „An Selmar“
Susanne von Bandemer
13
44
261
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „An Selmar“ und wurde von Susanne von Bandemer verfasst, einer deutschen Autorin, die von 1751 bis 1828 lebte. Eine zeitliche Einordnung würde somit in die Epoche der Aufklärung und in Teile der Romantik fallen.
Beim ersten Lesen macht das Gedicht den Eindruck einer intensiven und emotionalen Liebeserklärung. Die Autorin schreibt direkt an eine Person namens Selmar und teilt ihre tiefen und leidenschaftlichen Gefühle für diese Person mit.
Die Hauptbotschaft des Gedichts ist die Darstellung der tiefen Liebe und des Sehnens nach Selmar. Durch die starke Intensität ihrer Gefühle ist das lyrische Ich nicht in der Lage, Ruhe zu finden oder ihren Seelenfrieden zu genießen. Sie drückt die Grenzen der Sprache aus, wenn es darum geht, ihre Liebe zu Selmar zu beschreiben, und nutzt stattdessen Bilder, die ihr Gefühl der Liebe verkörpern, wie zum Beispiel das der sanften Berührung und Umarmung. Sie erhofft sich einen lang ersehnten Liebesdurst und sieht in Selmar ihre gesamte Welt.
Formal ist das Gedicht in 13 Strophen unterteilt, die meisten davon vierzeilig, mit einigen zweizeiligen Strophen. Das Gedicht hat kein festes Reimschema, die Verse sind meistens in Paarreimen gehalten. Die Sprache ist lyrisch und emotional, mit starken Bildern und Metaphern. So spricht sie zum Beispiel von der „Glut, die unsre Herzen nähret“. Der intensive Gebrauch von Ausrufezeichen verstärkt die emotional aufgeladene Atmosphäre des Gedichts.
Zusammenfassend ist „An Selmar“ ein leidenschaftliches Liebesgedicht, in dem Susanne von Bandemer ihre tiefen und intensiven Gefühle für Selmar ausdrückt. Mit lebendiger Bildsprache und emotional aufgeladener Diktion erzeugt sie eine Atmosphäre von tiefem Sehnen und Begehren. Das Gedicht ist ein bekanntes Beispiel für die romantische Liebeslyrik der Aufklärung und der Romantik.
Weitere Informationen
Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „An Selmar“. 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. 1802 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 261 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 44 Versen mit insgesamt 13 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Susanne von Bandemer sind „An Herzberg“, „An Ihn“ und „An Karl Hadermann“. Zur Autorin des Gedichtes „An Selmar“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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