Als ich ein Zimmer verließ von Margarete Beutler

1	Du lieber Raum, nun müssen wir uns trennen!
2	Ins Fenster grüßt die schlanke Rosenranke
3	noch einmal wie ein glücklicher Gedanke
4	aus Tagen, die mich ganz ihr eigen nennen.
5	Du warst die Ruhe! Deine sanften Wände
6	umfingen meines Wesens dunklen Bronnen;
7	von ihnen glitt das Auge kühl versonnen
8	durchs Fenster in das lieblichste Gelände:
9	Da sprang der Fluss verwegen durch die Stille,
10	da schrieb der Wind den Rhythmus meiner Lieder
11	im weißen Buch des Holderbaumes nieder,
12	und mein war all des Sommers Farbenfülle.
13	Was werden nun für Menschen nach mir kommen?
14	Sie werden deine Seele nicht verstehen,
15	und kalten Sinnes diese Schönheit sehen,
16	weil ihrem Leben längst der Glanz genommen. --
17	Ach, dass wir Dichter das nicht halten können,
18	was die Erfüllung unsers Ichs bedeutet! -
19	ein Neues winkt, die Dampferglocke läutet -
20	Du lieber Raum, nun müssen wir uns trennen!

Details zum Gedicht „Als ich ein Zimmer verließ“

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Als ich ein Zimmer verließ“ ist Margarete Beutler. Die Autorin Margarete Beutler wurde 1876 in Gollnow (Provinz Pommern) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1892 und 1949. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Bei der Schriftstellerin Beutler handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Die Dichterin Margarete Beutler ist auch die Autorin für Gedichte wie „Die Kommenden“, „Die Puppe“ und „Dirnenlied“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Als ich ein Zimmer verließ“ weitere 16 Gedichte vor.

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