Geistliches Lied von Novalis
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Wenn ich ihn nur habe, |
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Wenn er mein nur ist, |
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Wenn mein Herz bis hin zum Grabe |
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Seine Treue nie vergißt: |
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Weiß ich nichts von Leide, |
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Fühle nichts, als Andacht, Lieb' und Freude. |
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Wenn ich ihn nur habe, |
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Lass' ich alles gern, |
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Folg' an meinem Wanderstabe |
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Treugesinnt nur meinem Herrn; |
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Lasse still die Andern |
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Breite, lichte, volle Straßen wandern. |
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Wenn ich ihn nur habe, |
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Schlaf' ich fröhlich ein, |
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Ewig wird zu süßer Labe |
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Seines Herzens Fluth mir seyn, |
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Die mit sanftem Zwingen |
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Alles wird erweichen und durchdringen. |
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Wenn ich ihn nur habe, |
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Hab' ich auch die Welt; |
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Selig, wie ein Himmelsknabe, |
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Der der Jungfrau Schleyer hält. |
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Hingesenkt im Schauen |
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Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen. |
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Wo ich ihn nur habe, |
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Ist mein Vaterland; |
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Und es fällt mir jede Gabe |
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Wie ein Erbtheil in die Hand; |
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Längst vermißte Brüder |
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Find' ich nun in seinen Jüngern wieder. |
Details zum Gedicht „Geistliches Lied“
Novalis
5
30
146
1772 - 1801
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Geistliches Lied“ ist Novalis. Novalis wurde im Jahr 1772 geboren. In der Zeit von 1788 bis 1801 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Novalis ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 146 Worte. Der Dichter Novalis ist auch der Autor für Gedichte wie „Fern im Osten wird es helle“, „Ich sehe Dich in tausend Bildern“ und „Gesang der Toten“. Zum Autor des Gedichtes „Geistliches Lied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 14 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Novalis sind auf abi-pur.de 14 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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