Zweite Kindheit von Elise von Hohenhausen (1789–1857)

1	Es rauscht der Strom, es glänzt das Thal
2	Im milden Abendsonnenstrahl.
3	Die goldne Erndte reift dem Schnitter,
4	Am blauen Himmel lauscht Gewitter;
5	Mir ist so wohl, so still und lind,
6	Als wär' ich wiederum ein Kind.
7	Einst war ich so, die Zeit ist fern;
8	Erinnerung, ein bleicher Stern,
9	Er zeigt mir, wie mein Leben Hoffen,
10	Wie meiner Welt ein weites Land,
11	So freudenhell und unbekannt.
12	Vorüber ist's, mein Haar ist grau,
13	Jetzt kenn' ich dich, du Weltenau,
14	Mit deinem glühenden Verlangen.
15	Ich habe nichts von dir empfangen,
16	Als Schmerz und Täuschung, Weh' und Pein,
17	Und Alles ging, ich blieb allein.
18	Und wieder naht mir eine Welt,
19	Die unbekannt das Herz mir schwellt.
20	In dieser hab' ich Gott gefunden,
21	Ich halt' ihn fest in Todeswunden.
22	In mir ist wieder Hoffnung laut,
23	Und meine Seele fühlt sich Braut.
24	Wo weder Sünde ist noch Tod,
25	Beginnt ein neues Morgenroth.
26	O, komme nur, du Sturm-Gewitter,
27	Der welke Halm beugt sich dem Schnitter.
28	Komm', Strom, der aus der Welt uns reißt,
29	Ich sterbe nicht, ich bin ein Geist.

Details zum Gedicht „Zweite Kindheit“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zweite Kindheit“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Elise von Hohenhausen (1789–1857). Hohenhausen (1789–1857) wurde im Jahr 1789 in Waldau (Kassel) geboren. In der Zeit von 1805 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 173 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Ein weiteres Werk der Dichterin Elise von Hohenhausen (1789–1857) ist „Der Harfner“. Zur Autorin des Gedichtes „Zweite Kindheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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• Der Harfner