An einem trüben Tag von Kathinka Zitz-Halein

Weshalb soll man das Erdenleben lieben
Und diese rauhe Welt voll Harm und Streit,
In welcher Wolken unsre schönsten Tage trüben,
Und Zwietracht alle Harmonie entzweit;
In welcher nur die Außenseite lächelt,
Doch innerlich die Schlang' verborgen lauscht,
In welcher, wenn der Westwind kosend fächelt,
Gleich hinterher ein rauher Nordwind rauscht;
In welcher Blumen Fallen überdecken,
10 
In die die Unschuld, sich verderbend, stürzt,
11 
In der der Schmähsucht, der Verläumdung Flecken,
12 
Dem Redlichen das saure Leben kürzt?
13 
O, sie ist mir verhaßt mit ihren Spöttern,
14 
Mit ihrem Durst nach Rache, ihrem Zank,
15 
Mit ihrem Lärmen, ihren falschen Göttern,
16 
Mit ihrem prunkend Wohlthun ohne Dank;
17 
Zuwider ist sie mir, mit den Syrenen,
18 
Die schlichte Wandrer bald durch ihren Sang
19 
Anlocken, bald durch heuchlerische Thränen,
20 
Und ihm bereiten seinen Untergang.
21 
O, ihres Lärmens bin ich satt und müde
22 
Fort mit dem Leben! - sei willkommen, Freund,
23 
Den Tod man nennet, du nur gibst uns Friede,
24 
Und küssest weg die Thränen, die man weint.
25 
Du nimmst von uns den herben Lebenskummer,
26 
Du wiegst uns sanft in deinen Armen ein;
27 
O, laß mich schlafen des Vergessens Schlummer,
28 
Verwandle du die Sinne mir zu Stein.
29 
Ein prachtvoll Denkmal mögen sie mir setzen,
30 
Auf welchem ich als schlanke Bildsäul' steh',
31 
Und Genien die Thränenurnen netzen,
32 
Und ich empor zum lichten Himmel seh'.
33 
Am Abend mag sich dann der Sturm erheben,
34 
Und wenn der Wind in Schauertönen grollt,
35 
Wenn alle Bäume bis zur Wurzel beben,
36 
Und dumpf der Donner durch die Wolken rollt,
37 
Dann mögen sie ein Requiem mir singen,
38 
Denn süß und labend wird mein Schlummer sein,
39 
Wenn mich des Todes Arme fest umschlingen,
40 
Und mich nicht störet der Gedanken Pein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „An einem trüben Tag“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
274
Entstehungsjahr
1801 - 1877
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Kathinka Zitz-Halein ist die Autorin des Gedichtes „An einem trüben Tag“. Zitz-Halein wurde im Jahr 1801 in Mainz geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1817 bis 1877 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 274 Worte. Weitere Werke der Dichterin Kathinka Zitz-Halein sind „Für einen übertreibenden Deutschthümler“, „Vorwärts und Rückwärts“ und „Wenn ich ein König wäre“. Zur Autorin des Gedichtes „An einem trüben Tag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 27 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Kathinka Zitz-Halein (Infos zum Autor)

Zum Autor Kathinka Zitz-Halein sind auf abi-pur.de 27 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.